Foto: Facebook/Elysée

Beginnen wir mit dem Klischee: Der Franzose ist Franzose. Durch und durch. Und der Franzose spricht französisch. Selbst im Ausland, wenn Englischkenntnisse gefragt sind.

Widerlegen wir das Klischee: Der Franzose, François Hollande zum Beispiel, versucht sich zumindest im Englischen. In den Morgenstunden des 7. November, reiht er sich in den Glückwunschreigen zur Wiederwahl Barack Obamas ein. Bis hierher, alles normal. Wäre da nicht dieses handschriftliche präsidiale Grußwort am Ende des Briefes: "friendly, François Hollande". Nun, vielleicht liegt er damit ja gar nicht so daneben. Gut möglich, dass der eingefleischte Sozialist ein freudiges "Freundschaft!" über den großen Teich schicken wollte.

Oder hatte er doch schlicht das französische "amicalement - freundschaftlich" im Kopf, wie das zurzeit heiß in diversen Internetforen diskutiert wird, seitdem der Elysée-Palast den Brief auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht hat. Hollande, das muss man ihm zugute halten, kann sich auch nicht um alles kümmern. Frankreich sitzt auf einem Schuldenberg und muss in den beiden kommenden Jahren mit Defiziten von 3,5 Prozent rechnen, die Arbeitslosigkeit ist auf Rekordhöhe.

Apropos Höhe: Nicht ganz am Zenit dürfte auch Amtsvorgänger Nicolas Sarkozy gewesen sein, als er Mr. Obama zu seinem ersten Amtsantritt ein "Cher Barak" zukommen ließ. Dass tröstende Worte zeitlos sind, musste wenig später Hillary Clinton bei einem Besuch in Paris erfahren: "Sorry for the time" - entschuldigen Sie die Zeit". Das französche Wort für Wetter, le temps, ist und bleibt französisch, mangelnde Sprachkenntnis hingegen ein Allgemeingut, wie wir in Österreich allzu gut wissen ...  (Sigrid Schamall, derStandard.at, 8.11.2012)