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Ein seltener Anblick: Barcelonas Gegner jubeln.

Foto: APA/AP/Heppell

Glasgow - Die These, wonach international erfolgreicher Fußball starke Konkurrenz im eigenen Land voraussetze, hat Celtic Glasgow am Mittwochabend vor mehr als 55.000 Zusehern im Celtic Park, darunter dem nach Schlusspfiff Freudentränen vergießenden Edelfan Rod Stewart, recht eindrucksvoll widerlegt. Freilich war der Heimsieg gegen den großen FC Barcelona angesichts der Chancenverteilung eher glücklich, für den 41-jährigen irischen Coach Neil Lennon gaben jedoch an "einem der größten Abende meiner Karriere" Disziplin und Geschlossenheit seiner Mannschaft den Ausschlag.

Celtic, der Meistercup-Sieger von 1967, ist drauf und dran, erstmals seit 2007/08 die Gruppenphase der Champions League zu überstehen (damals kam übrigens im Achtelfinale gegen Barca das Aus). Dabei ist den "Bhoys" ausgerechnet im Jahr des 125. Vereinsgeburtstages der einzige ernsthafte Konkurrent in der schottischen Premier League, Stadtrivale Glasgow Rangers, durch dessen Zwangsabstieg in die vierte Leistungsklasse nach einem Insolvenzverfahren abhandengekommen. Die Güte der verbliebenen Konkurrenz mag sich daran bemessen lassen, dass Celtic den einstigen Europacupsieger Aberdeen vor zwei Jahren und in der ersten Saison von Coach Lennon mit 9:0 demütigte.

Allerdings liegt der 43-malige Meister gegenwärtig in der Liga bei einem Spiel weniger nur punktegleich mit Hibernian Edinburgh an der Tabellenspitze und hat schon zwei seiner elf Partien verloren - bei St. Johnstone und erst unlängst daheim gegen Kilmarnock. Freilich ist auch bei Celtic die Zeit der großen Stars längst vorüber. Die Legionäre mit den klingendsten Namen sind der schwedische Teamverteidiger Mikael Lustig und Griechenlands Stürmer Giorgos Samaras.

Das letztlich entscheidende 2:0, dem Barcelona nur noch den zu späten Anschlusstreffer von Lionel Messi (drittes Bewerbstor) entgegenzusetzen hatte, erzielte Tony Watt, ein 18-Jähriger, "der um 50.000 Pfund von Airdrie gekommen ist", wie Lennon stolz anmerkte. Kollege Tito Vilanova habe dagegen Superstars wie Cesc Fabregas und David Villa von der Bank bringen können.

An 20. November gastiert Lennon mit seiner Truppe beim drei Zähler zurückliegenden portugiesischen Rekordmeister Benfica Lissabon. Im Heimspiel gelang nur ein torloses Remis, allerdings hätte Celtic auch bei einer Niederlage im Stadion des Lichts noch alle Aufstiegschancen, spielt doch zum Abschluss Spartak Moskau in Glasgow und Benfica bei Barcelona, das sich jedoch da schon seines Weiterkommens in die K.-o. -Phase sicher sein sollte. So oder so ist es also gut möglich, dass Mister Stewart wieder ein Taschentuch braucht.  (lü, DER STANDARD; 8.11.2012)