Archäologen entdeckten in der ältesten ausgegrabenen Siedlung aus dem 7. Jahrtausend unserer Zeitrechnung diese Figur aus Ton, die sowohl Mensch als auch Gottheit symbolisieren könnte.

Foto: Niki Gail/ÖAI

Wien/Ankara/Ephesos - Bereits im Neolithikums zeigten die Menschen in Vorderasien eine verblüffend hohe Mobilität. Dies belegen aktuelle Funde in den ältesten, über 8.200 Jahre alten Siedlungsresten der antiken Metropole Ephesos in der heutigen Türkei. Bei den diesjährigen Grabungen des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) wurden etwa Steingeräte aus Obsidian gefunden, einem speziellen vulkanischen Glas, das überwiegend von der rund 300 Kilometer entfernten Kykladeninsel Melos stammt. "Der gleichzeitige Nachweis der Jagd auf Hochseefische zeigt, dass die Ägäis nicht nur küstennah, sondern bis in weit entfernte Regionen befahren wurde", berichten die Archäologen des ÖAI am Donnerstag.

Der Siedlungshügel Cukurici Höyük in Ephesos wird seit 2007 von einem Team unter der Leitung von Barbara Horejs vom ÖAI erforscht. Die Funde bei der diesjährigen Grabung in einer Siedlung aus dem 7. Jahrtausend vor unserer Zeit würden "ein hohes technologisches Know-how" zeigen, wie zahlreiche gefundene Schmuckperlen unterschiedlichster Materialien und Formen belegen. Zudem würden menschliche Darstellungen, technologisch-komplexes Handwerk und die Funde aus dem alltäglichen Lebensbereich Verbindungen bis Ostanatolien, Mesopotamien und den Vorderen Orient belegen. Die gefundenen Steingeräte aus Obsidian belegen die Kenntnis von weit entfernt liegenden Rohstoffen und deren gezielte Ausbeutung.

Ältesten Belege für Kleinplastik in Ephesos

Weiters wurde eine rund 3,5 Zentimeter große anthropomorphe Figur aus Ton in Form eines erhabenen Reliefs entdeckt, die sowohl Mensch als auch Gottheit symbolisieren könnte. Zwei weitere kleine Statuetten (4,3 bzw. 6,6 Zentimeter hoch) aus hochwertigem weißem Marmor aus dem 4. und 3. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung stammen aus dem frühen Metallurgiezentrum des Siedlungshügels. Beide Figurinen lassen sich als rituelle Idole deuten und sind laut Horejs die bisher ältesten Belege für Kleinplastik und wohl auch kultische Handlungen in Ephesos. (APA/red, derstandard.at, 08.11.2012)