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Her mit der Abrissbirne!

Foto: APA/Pessenlehner

Wien - Der bedauernswerte Trainer Peter Schöttel hat sich natürlich der Öffentlichkeit gestellt, er begründete ausführlich und durchaus nachvollziehbar das 0:3 von Rapid in Leverkusen. Wohl wissend, "dass die Realität keiner mehr hören will". Jedenfalls werde man versuchen, die katastrophalen Fehler bei Standardsituationen abzustellen. "Da sind alle elf Spieler und auch ich gefordert." Dass Leverkusen und Metalist Charkiw aus der Gruppe K der Europa League aufsteigen, "war nach der Auslosung klar".

Rapid hat aber weit größere Sorgen. Um den Fußballsport erfolgreich oder auch erfolglos zu betreiben, bedarf es einer Infrastruktur, eines Stadions. Und das 35 Jahre alte Hanappi ist eine Ruine. Die Stadt Wien stellt für eine Generalsanierung 17,7 Millionen Euro zur Verfügung. Präsident Rudolf Edlinger teilte allerdings noch in Leverkusen mit, dass diese Summe bei weitem nicht reicht. Untersuchungen hätten ergeben, dass der Zustand der Bude weit schlimmer ist als befürchtet. Um nur die kleinsten Visionen zu erfüllen - Edlinger zählt ja nicht unbedingt zu den großen Visionären dieser Welt - müsse mehr als der doppelte Betrag aufgestellt werden. Dann hätte das Hanappi auch nur 20.500 statt 18.000 Plätze, moderne Skyboxen wären selbstverständlich nicht inkludiert, die sind aber nicht zu unterschätzende Geldquellen.

Neubau als Wunsch

Edlinger schlägt nun einen kompletten Neubau am Standort Hütteldorf vor. Diese rein theoretische Arena sollte knapp 30.000 Zuschauer fassen. Vergleichbare Stadien in Aachen, Dresden oder Augsburg haben jeweils rund 45 Millionen gekostet. Rapid würde einen Kredit zwischen zehn und 15 Millionen aufnehmen. "Aber das geht nur bei einem Neubau, man müsste den Banken ja auch eine Garantie geben." Wobei das (noch) ein reines Hirngespinst ist. Es fehlen auch in diesem Fall zu viele Millionen, private Investoren halten sich gut versteckt.

Renate Brauner ist Vizebürgermeisterin und Finanzstadträtin in Wien, zudem sitzt sie im Kuratorium von Rapid. "Es bleibt bei den 17,7 Millionen, das war immer klar, mehr geht nicht. Es ist eine beachtliche Summe in schwierigen budgetären Zeiten." Rapid hat ja auch zehn Millionen Subvention für das bereits fertiggestellte Trainingszentrum im Happel-Stadion und die Nachwuchsakademie erhalten. Sportstadtrat Christian Oxonitsch möchte sich nicht abputzen, sagt aber: "Mehr Geld gibt es nicht. Der Verein muss entscheiden, was er will, was geht." Die Gemeinde empfiehlt keine Dauerlösung im großen und nicht gerade futuristischen Happel-Stadion im Prater. Brauner hält sich diesbezüglich als Politikerin zurück. "Als Rapid-Fan sage ich, es geht nicht." Edlinger sagt das auch.

Fakt ist: Rapid wird die nächste Saison im baufälligen Hanappi absolvieren. Der Arbeitsbeginn, egal ob Sanierung oder Totalabriss, verzögert sich. Das Happel wäre als Ausweichquartier zur Verfügung gestellt worden. Oxonitsch: "Ich hätte gerne die offizielle Bestätigung, dass es jetzt nicht gebraucht wird." Sollte das Wunder vom Neubau realisiert werden, könnte aufgrund bürokratischer Hürden der Spatenstich in rund drei Jahren erfolgen. Rapid wurschtelt weiter. (Christian Hackl, DER STANDARD. 10./11.11.2012)