Dass der Untergang einer kleinen, privaten Bank Konsequenzen für den gesamten Finanzplatz haben kann, zeigte sich 2008 bei der Constantia Privatbank AG. Das Geldhaus, gegründet von der Industriellenfamilie Turnauer, geriet im Zuge der Affäre um die Immofinanz in Schieflage. Turnauers Tochter Christine de Castelbajac musste 100 Prozent der Aktien für den symbolischen Preis von einem Euro an ein Konsortium aus fünf heimischen Großbanken abtreten. Die Republik sprang mit 400 Millionen bei, weitere 50 kamen von der OeNB.
Die Constantia war keine systemrelevante Bank. Allerdings hatte sie ein Kundenvermögen von zehn Milliarden Euro verwaltet. Obendrein fungierte sie als Depotbank für 250 Investmentfonds, die fast ein Zehntel des Fondsvermögens der gesamten Branche beinhalteten. Die einbezahlten Gelder wären aufgrund des Konkursverfahrens monatelange dem Zugriff der Anleger entzogen gewesen - was unabsehbare Folgen für den Finanzmarkt nach sich gezogen hätte.
Die Beinahe-Pleite kam überraschend. Auch eine Neuordnung der Banken- und Finanzmarktaufsicht konnte sie nicht verhindern. Just am 1. Jänner 2008 traten neue Regelungen in Kraft, die die Zusammenarbeit zwischen Oesterreichischer Nationalbank und Finanzmarktaufsicht (FMA) verbessern sollten. Die Experten der Nationalbank sind fortan für die Analyse zuständige, mit dern FMA als Arm der zuständigen Behörde. Gleichzeitig wurde eine Art Frühwarnsystem vor möglichen Bankenpleiten installiert. OeNB und FMA bündeln "aufsichtsrelevante Daten" von Geldinstituten, Mitarbeitervorsorgekassen, Pensionskassen, Versicherungsunternehmen, Investmentfonds/Kapitalanlagegesellschaften, Wertpapierdienstleister und Finanzkonglomerate in einer zentralen Datenbank. (Philip Pfleger, derStandard.at, 13.11.2012)