Hotelbesitzerin Evelyn Ikrath in einer ihrer vielen Wohnstationen: Hotelzimmer Nummer 50 zwischen Schwimmbad und Restaurant.

Foto: Andrew Phelps

Evelyn Ikrath wohnt derzeit noch in ihrem Hotel in Bad Gastein. Adresse: Zimmer Nummer 50. Bald soll ins eigene Haus übersiedelt werden, erfuhr Michael Hausenblas.

"Zurzeit wohn ich mit meinem Mann, dem Architekten Ike Ikrath, und unserem Sohn Casimir, der sieben Jahre alt ist, im Gästezimmer Nummer 50. Es liegt über der Bar unseres Hotels 'Haus Hirt' in Bad Gastein. Der Grund dafür ist einfach: Eigentlich wollten wir schon in unser neues Haus ziehen, aber das ist noch nicht ganz fertig. Dabei hab ich alles schon gepackt. Was das Wohnen und meine Person betrifft, möchte ich aber gern ein bisschen weiter zurückspulen.

Als ich mit 26 nach Bad Gastein gekommen bin, war die Vorstellung, hier wirklich sesshaft zu werden, nicht besonders inspirierend. Ich bin aus dem damals noch elterlichen Hotel auch gleich wieder ausgezogen und hab in der sogenannten Hippie-Villa eingecheckt. Die liegt gleich ums Eck. Es handelt sich dabei um eine Traumvilla mit schönen Deckenfresken, Parkettböden und alten Kachelöfen, in der Zimmer vermietet werden.

Wer dort so wohnt? Ich würde sagen, so eine Art 'Bohemian Crowd'. Herr Milan, der bei uns im Hotel Klavier spielt, ist zum Beispiel auch dort daheim. In dieser Villa war ich selig, auch wenn ich die Einzige war, die in der Früh um acht mit Faltenrock zur Arbeit ins Hotel gegangen ist. Dann hab ich Ike kennengelernt. Doch anstatt mich zu sich nach Wien zu entführen, hat er Gefallen an Bad Gastein gekriegt und ist hierher gezogen.

Mit ihm hab ich dann eine sogenannte Raumreserve im Hotel zu einer Art Loft umgebaut. So durfte ich zumindest ein bisschen Stadtgefühl haben. Die Planung war gar nicht so leicht. Ich bin eine schlechte Schläferin, also hab ich das Bett quer durch den ganzen Raum gezogen - ausgerechnet an jene Stelle, wo sich die Küchenanschlüsse befunden haben. Eigentlich war es da wunderbar: ein großer Raum, die Badewanne mittendrin, Ikes selbstgebaute Möbel und ein herrlicher Ausblick aus dem Bett. Das Ganze gab mir ein großes Gefühl der Freiheit. Schließlich wurden es fast zehn Jahre, die wir dort unter dem Hotel-Restaurant und über dem Schwimmbad geblieben sind.

Schließlich kam Casimir zur Welt, und ich wollte nicht, dass er dauernd fremde Gesichter aus dem Hotel um sich herum hat. Die Chinesen zum Beispiel gehen mit ihren Neugeborenen die ersten 50 Tage nicht einmal auf die Straße. Also haben wir uns nicht weit von hier an der Kaiser-Wilhelm-Promenade für ein Dreivierteljahr in der Villa Behrens eingemietet. Doch dann sind wir wieder sukzessive in unser Loft zurückgesiedelt, weil ich eben sehr schnell erkannt habe, dass es auch sehr viele Vorteile hat, während der Arbeit zu wissen, dass man sein Kind ganz in der Nähe hat.

Jetzt noch ein Weilchen in Zimmer Nummer 50 zu wohnen zeigt mir, wie wenig man im Prinzip braucht. Es ist ein bisschen wie auf einem Schiff oder in einem gemütlichen Wohnwagen. Außerdem brauchen wir ja dadurch, dass wir in einem Hotel wohnen, vieles nicht, was man in einem normalen Haushalt benötigt.

Aber natürlich freue ich mich schon sehr auf unseren Umzug, der hoffentlich noch vor Weihnachten über die Bühne gehen wird. Das neue Haus ist sehr offen und wurde, no na, von Ike geplant. Es ist aus Holz, außerdem gibt es sehr viel Glas. Alles zusammen hat so circa 150 Quadratmeter auf zwei Ebenen. Das Haus - wir nennen es 'Ike's Box' - liegt keinen Steinwurf vom Hotel entfernt.

Oh ja, ich liebe es umzuziehen. Ich mag die Veränderung. Insofern ist die Kombination Hotelière und Architekt besonders spannend. In der Arbeit kümmert man sich ja um die Beherbergung der anderen. Und sosehr ich es liebe, das Hotel schön einzurichten, so sehr möchte ich, dass es bei mir zu Hause anders aussieht. Auch ich brauche einen Tapetenwechsel nach Feierabend." (DER STANDARD, 10./11.11.2012)