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Früher passte kein Blatt zwischen Silvio Berlusconi (li.) und Angelino Alfano. Damit ist nun Schluss.

Foto: Reuters/Casilli

Ein denkwürdiger Tag für Italiens Politik: Erstmals schlitterte Silvio Berlusconi am Donnerstag in der eigenen Partei in die Minderheit. Der Cavaliere versuchte im Parteivorstand, die bereits angekündigten Vorwahlen zur Ermittlung des PDL-Spitzenkandidaten für 2013 wieder abzusagen - doch sein politischer Ziehsohn Angelino Alfano, mittlerweile Parteichef, wagte diesmal den Aufstand: "Die Vorwahlen finden statt. Die Partei benötigt keinen Witzerzähler mehr."

Damit war der Bann gebrochen: Erstmals seit zwei Jahrzehnten kam es im Vorstand zu einer regelrechten Rebellion gegen den alternden Parteigründer, dessen unberechenbare Auftritte auf wachsendes Befremden stoßen. Zwei Drittel aller PDL-Parlamentarier wandten sich von Berlusconi ab, der von La Repubblica bereits als "Dinosaurier im Trümmerfeld" verspottet wird. Später wurde der Ex-Premier gezwungen, Selbstkritik zu üben und zu sagen: "Ich schätze Alfano wie meinen Sohn." Es gebe keine Divergenzen.

Erst vergangene Woche hatte Berlusconi eine seiner legendären Kehrtwendungen vollzogen. Erst hatte er Premier Mario Monti scharf attackiert, um sich zwei Tage später für das eigene Scheitern zu entschuldigen: " Es tut mir leid, aber die Krise hat meine Bemühungen zunichte gemacht, Italien zu verändern."

Unterdessen ist auch Berlusconis Intimfeind Antonio Di Pietro in schweres Fahrwasser geraten: Der Chef von Italien der Werte soll Parteigelder in Millionenhöhe zum Kauf von Immobilien missbraucht haben. Der ehemalige Antikorruptionsstaatsanwalt beschwört indes, es sei "alles mit rechten Dingen" zugegangen.

Mit dem Austritt von zwei Parlamentariern hat die Partei außerdem ihren Fraktionsstatus verloren. Bereits elf von 29 Parlamentariern haben der Partei den Rücken gekehrt, die im Dezember auf einem Sonderparteitag über ihre Zukunft beraten will. (Gerhard Mumelter aus Rom /DER STANDARD, 10.11.2012)