Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: APA

Wien - Das Arbeitsmarktservice (AMS) stellt sich für das kommende Jahr auf mehr Arbeitslose ein. Für 2013 erwartet das AMS einen Anstieg der nationalen Arbeitslosenquote von 7,0 auf 7,3 Prozent. In Europa sei Österreich "das gelobte Land" mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit, gleichzeitig habe man aber "für österreichische Verhältnisse eine hohe Arbeitslosenquote", sagte AMS-Vorstand Johannes Kopf. "Es ist eine bizarre Situation".

Am stärksten wird der Anstieg der Arbeitslosigkeit erfahrungsgemäß Personen mit Pflichtschulausbildung oder gar keinem Abschluss treffen. "Das Problem ist, die Hälfte der Arbeitslosen hat nur höchstens einen Pflichtschulabschluss", erklärte Kopf. Kritik übte der AMS-Chef am heimischen Bildungssystem: "Das Schulsystem produziert zu viele Pflichtschulabgänger." Vor allem in die frühkindliche Förderung müsse "massiv investiert" werden, um gleiche Startchancen zu ermöglichen.

Ausbildungsverpflichtung begrüßt

Die Arbeitslosenquote bei Pflichtschulabgängern ist seit 1990 von 9,5 auf 17,9 Prozent im Jahr 2011 geklettert. Bei Personen mit Lehrabschluss ist sie in diesem Zeitraum hingegen nur von 4,5 auf 5,7 Prozent gestiegen, mit Matura von 3,0 auf 3,7 und mit Hochschulabschluss von 2,1 auf 2,4 Prozent. Die einfachen Jobs für Hilfsarbeiter sterben in der modernen Wirtschaft zunehmend aus, erläutert Kopf, umso wichtiger sei die Ausbildung über den Pflichtschulabschluss. Eine Ausbildungsverpflichtung bis 18 Jahre würde vom AMS daher begrüßt.

Für 2013 erwarten die heimischen Wirtschaftsforscher des Wifo und IHS ein moderates reales Wirtschaftswachstum von 1,0 bis 1,3 Prozent und damit schwache Impulse für den heimischen Arbeitsmarkt. Das AMS rechnet im kommenden Jahr mit einem Anstieg des Arbeitskräfteangebots um 30.500 Personen (+0,8 Prozent) auf 3,756 Millionen. Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten soll 2013 hingegen nur um 19.700 (+0,6 Prozent) auf 3,43 Millionen steigen. Mehr Arbeitskräfte in Österreich gibt es laut Kopf vor allem wegen der "Ostöffnung", Verschärfungen des Pensionsrechts und mehr Saisonarbeitskräften aus Ostdeutschland. Auch das zwölfmonatige Kinderbetreuungsgeld für besser verdienende Mütter bringe wieder mehr Frauen schneller in den Arbeitsmarkt retour.

Das Arbeitsmarktservice steckt jährlich knapp eine Milliarde Euro in die Schulung von Arbeitslosen. Die weitläufige Kritik an den Bewerbungstrainings lässt der AMS-Chef nicht gelten. Rund 30 Prozent der Teilnehmer an Bewerbungstrainings würden nach 3 Monaten einen Job finden und rund 50 Prozent bei Qualifizierungen. "Natürlich machen wir Fehler, gibt es schlechte Trainer und Kurse." Im Schnitt sei eine Qualifizierungsmaßnahme fünfmal so teuer wie ein Bewerbungstraining. Große Hoffnungen setzt Kopf auf eine Modularisierung der Facharbeiterausbildung. Bei manchen Personen gelinge die Integration in den Arbeitsmarkt "nicht nachhaltig". Diese könnten etappenweise durch Module einen Lehrabschluss nachholen. Aus praktischen Gründen sei ein Modulangebot in großen Städten leichter. (APA, 11.11.2012)