Teheran - Im Iran zieht der Tod des regimekritischen Bloggers Sattar Beheshti immer größere Kreise. Das Parlament (Majles) ordnete am Sonntag an, den Fall untersuchen zu lassen. Der 35-jährige Mann, der Berichten zufolge im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis tagelang gefoltert und dann getötet worden sein soll, hatte kurz vor seinem Tod noch einen Brief an den Gefängnisdirektor geschrieben, in welchem er die Cyber-Polizei beschuldigte, ihn schwer misshandelt zu haben.

Der stellvertretende Parlamentspräsident Hassan Abu-Torabi sagte am Sonntag laut der Nachrichtenagentur Mehr, dass sich ein Spezialausschuss mit dem Fall beschäftigen würde. "Der Nationale Sicherheitsausschuss des Parlaments wird sich darum kümmern." Der konservative Parlamentsabgeordnete Ahmad Tavakoli rügte die iranische Justiz wegen ihres Schweigens zu diesem Fall. "Ich würde vorschlagen, dass die Justiz sich eher um korrupte Politiker kümmern sollte, anstatt so harsch mit Bloggern umzugehen", kritisierte er.

Folterspuren

Beheshti war am 30. Oktober verhaftet und nach zweitägigen Verhören außerhalb des Gefängnisses in den Trakt 350 der Evin-Anstalt, der für seine sehr strenge Handhabe von Gefangenen bekannt ist, zurückgebracht worden. Mehrere Mitgefangene Beheshtis bestätigten in den vergangenen Tagen, dass sein Körper Spuren schwerer Folter aufgewiesen habe. Ihm sei schließlich mitgeteilt worden, dass er zu einem weiteren Verhör erscheinen müsse.

In dem auf der oppositionellen Internetseite "Kalemeh" veröffentlichten Brief beklagt er: "Ich, Sattar Beheshti, wurde am 30. Oktober 2012 von der Cyber-Polizei ohne Haftbefehl in meiner Wohnung festgenommen. Während der zweitägigen Verhöre wurde ich auf verschiedene Weise geschlagen und angegriffen, sowohl ich als auch meine Mutter wurden beleidigt, während sie meinen Kopf und meinen Körper schlugen und traten. Jetzt, am 1. November, will die Cyber-Polizei mich ein weiteres Mal verhören. Ich möchte mitteilen, dass die Cyber-Polizei für alles verantwortlich zu machen ist, was mir zustößt. In den zwölf Stunden, die ich in Zelle 2 von Trakt 350 verbrachte, haben die anderen Gefangenen in dieser Zelle die Foltermale auf meinem Körper gesehen. Ich habe der Gerichtsmedizin zwei Mal berichtet. Jetzt übergebe ich meinen Bericht an Sie und bitte darum, dass Sie die Angelegenheit untersuchen."

Am 5. November wurde die Familie Beheshtis informiert, dass sie ein Grab auf dem Friedhof reservieren und am Folgetag seinen Leichnam abholen solle. Beheshtis Schwester gegenüber gaben die Beamten offenbar an, dass ihr Bruder herzkrank gewesen sei. Die Schwester weist dies jedoch zurück und erklärt, ihr Bruder sei vor seiner Festnahme völlig gesund gewesen. Die Familie wird Berichten zufolge von den Sicherheitskräften streng bewacht. Mittels Maulkorberlass sei jeglicher Kontakt der Familie mit den Medien untersagt. Am Sonntagnachmittag blieben mehrere Versuche der APA, in telefonischen Kontakt mit Beheshtis Familie zu treten, erfolglos. Die entsprechenden Nummern waren deaktiviert. (APA/Reuters, 11.11.2012)