Graz - Es war ein für einen Wahlkampf, der sich in der Zielgerade befindet, ungewöhnlicher Termin: Einmütig präsentierten Bürgermeister Siegfried Nagl (VP), Grünen-Vizebürgermeisterin Lisa Rücker, KP-Stadträtin Elke Kahr sowie BZÖ-Gemeinderat Gerald Grosz und Vorstände der Asset One vor einigen Tagen den "Plan B" der Stadt zum Reininghaus-Areal.

Dass die Stadt selbst Eigentümer des Areals wird, lehnten 67,76 Prozent der Grazer bei einer Volksbefragung Mitte Juli ab.

Bau- statt Gewerbeland

Der "Plan B", der am Donnerstag - schließlich auch mit den Stimmen von SP und FP - einstimmig im Gemeinderat abgesegnet wurde, schaut folgendermaßen aus: Die Stadt Graz stellt die Umwidmung des Areals von Gewerbe- in Bauland in Aussicht, womit die derzeit noch der Asset One gehörenden Gründe eine Aufwertung erfahren würden.

Im Gegenzug dafür bekäme die Stadt 154.000 Quadratmeter an Flächen für Verkehrsinfrastruktur und Grünraum sowie einen Infrastrukturkostenbeitrag von 15 bis 20 Millionen Euro, die einen Topf für Baukultur und Nachhaltigkeit speisen sollen. Derzeit gibt es nur einen "Letter of Intent", dem alle Beteiligten zugestimmt haben. Ein Vertrag, der all das bindend festschreibt, soll bis März 2013 fixiert werden.

Ökologischer Stadtteil

Wie berichtet, sollte auf dem 52 Hektar großen Areal ein innovativer, ökologischer und durch sanfte Mobilität erschlossener Stadtteil entstehen. Im bereits 2010 entstandenen Rahmenplan, der dem Plan B zugrunde liegt, ist das alles bereits erwähnt.

Der Rahmenplan war vielen, die sich schon vor Jahren für Ernst Scholdans Asset One in einem bunt besetzten Thinktank über den neuen Stadtteil Gedanken machten, aber auch Interessengruppen, die das jetzt tun, zu wenig konkret.

Ein scharfer Kritiker der jetzt geplanten Lösung ist der Schweizer Architekt Ernst Hubeli, der Uniprofessor an der Grazer TU und Berater der Asset One war: "Der Rahmenplan ist ein alter Hut, der nun als Zylinder verkauft wird", meint Hubeli, "die Banalität dieses Rahmenplanes verweist darauf, dass er als Vorwand dient, damit die Besitzer und ihre Gläubiger die Grundstück verhökern können, was eine fachliche wie eine politische Bankrotterklärung zur Stadtentwicklung ist."

Bürger wollen mitplanen

So negativ sieht das die Offene Reinighaus-Gesellschaft, eine Initiative rund um Ex-Stadtrat Helmut Strobl (VP) und den Grünen Christian Wabl nicht. Doch man will mitreden und hat das auch schon allen Regierungsmitgliedern in einem Brief mitgeteilt.

Man fordert, dass nach der Wahl am 25. November ein " Planungsarbeitskreis" errichtet wird. In ihm sollen alle von der Thematik tangierten Abteilungen des Magistrats sowie "Ideenbringer", Entwickler, Eigentümer und mögliche Investoren sitzen.

Verkehrsreferentin Lisa Rücker kann sich "das gut vorstellen", wie sie dem Standard sagt. Zurückhaltend reagiert das Büro Nagl: "Es wird sicher Bürgerbeteiligung in irgendeiner Form geben. Ob mit der Offenen Reininghaus-Gesellschaft, wird sich noch zeigen." (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 12.11.2012)