Klare Nummer eins im Tor: Luka Gračnar (19/EC Salzburg) überzeugte heuer bei der Mehrzahl seiner zwölf EBEL-Einsätze und hat gute Chancen auf eine internationale Karriere.

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Patrick Peter (18/Vienna Capitals) ist einer jener Spieler im Wiener Nachwuchs, die sich in den letzten Jahren am besten entwickelt haben.

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Johannes Bischofberger (18/EC Salzburg) entwickelt sich in Salzburg seit 2011 sehr gut und steht am Sprung zum Stammspieler in der EBEL.

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Während die Spielanteile für Nachwuchsspieler in der EBEL weiterhin auf sehr niedrigem Niveau verbleiben, ist die in diesem Jahr erfolgte Gründung der Erste Bank Young Stars League (EBYSL) als erster Schritt zur langsamen Schließung der zuletzt nahezu unüberbrückbaren Kluft zwischen Junioren- und Profibereich zu werten. Auf Basis zahlloser Spielbeobachtungen, Expertengespräche und Videostudien listet derStandard.at die vielversprechendsten Talente der Ligaregion.

In das Ranking aufgenommen wurden ausschließlich für EBEL- bzw. EBYSL-Vereine einsatzberechtigte U20-Spieler. Neben dem aktuellen Leistungsvermögen wurde auch die potentielle zukünftige Entwicklung des jeweiligen Nachwuchsathleten als Reihungskriterium berücksichtigt.

Torhüter: Gračnar als größter Lichtblick

Zwar ist das österreichische A-Nationalteam aktuell (und seit mehr als einer Dekade) auf kaum einer Position so gut aufgestellt, wie auf jener des Torhüters, die mittel- und längerfristige Zukunft sieht bei den Goalies jedoch wenig rosig aus. Von den 13 bei den letzten zehn U20-Weltmeisterschaften eingesetzten Schlussmännern haben sich nur drei in der EBEL etabliert, hinter ihnen klafft ein großes Loch.

Über die mit großem Abstand besten Chancen auf eine nachhaltige Profikarriere verfügt unter den Torhütern der Region der Slowene Luka Gračnar. Der 19jährige kam beim EC Salzburg heuer bereits auf zwölf Einsätze (GAA 2,34) und verdrängte teilweise den langjährigen NHL-Goalie Alex Auld und ÖEHV-Keeper Bernd Brückler aus dem Team der Bullen. An dieser Stelle bereits vor 20 Monaten als "von den Anlagen her bester Goalie der EBEL-Region in den letzten fünf bis zehn Jahren" bezeichnet, arbeitete Gračnar seither vor allem an seiner physischen Verfassung.

Platz zwei im Ranking nimmt sein Klubkollege Philipp Zopf, im Vorjahr U18-Nationaltorhüter, ein. Der gebürtige Oberösterreicher gleicht deutliche Nachteile in Sachen Körpergröße durch starke Reflexe und gutes Positionsspiel aus. Besonderes Augenmerk liegt bei den rot-weiß-roten Nachwuchskeepern auf dem erst 16jährigen Thomas Stroj, der auf guter Grundschulung aufbauend unter Markus Kerschbaumer in Villach beste Entwicklungschancen hat. Im Blickfeld positioniert sich David Kickert, im Dezember wohl Österreichs Nummer eins bei der U20-WM. Bei den Vienna Capitals hält man große Stücke auf den Eigenbauspieler, in welche Richtung seine Karriere geht, wird sich im weiteren Verlauf der Saison - seiner ersten mit rund 50 Einsätzen - abzeichnen.

Defensive: Spielerisch gut, körperlich unterlegen

Durchaus überraschender Trend in der Abwehr: Im Allgemeinen produzieren die Klubs eine deutlich größere Anzahl an spielerisch begabten Akteuren als dies noch vor einigen Jahren der Fall war. Vielfach fehlt es diesen "puck moving defensemen" aber an der nötigen Physis.

Als Nummer eins gereiht ist mit Patrick Peter von den Vienna Capitals ein Verteidiger, dem in den technischen Bereichen seines Spiels noch Schwächen anzulasten sind, der in seiner zweiten Spielzeit im Senioreneishockey aber mit körperlicher Präsenz punktet. Dem 18jährigen ist eine gute Entwicklung als defensiv ausgerichteter Abwehrspieler zuzutrauen - auch auf EBEL-Level. Platz zwei geht an den vor allem spielerisch überzeugenden Nicolas Paul (19), der nach Rückschlägen und Stagnation im letzten Jahr heuer beim KAC wieder große Teile seines Potentials abzurufen versteht. 

Recht ausgewogene Pakete geben die auf drei und vier gelisteten Christoph Duller und Matīss Gelažis ab. Beide stehen im vorletzten Juniorenjahr und sollten in näherer Zukunft ernsthaft auf EBEL-Niveau getestet werden. Bei den 17jährigen Slowenen Miha Logar und Luka Kraigher besteht hinsichtlich der Physis noch Aufholbedarf, ihre Stärken liegen im spielerischen Bereich.

Insgesamt auffällig ist, dass sich in der Region viele Abwehrtalente finden, die eisläuferisch, spielgestalterisch und im Passspiel (für mitteleuropäische Verhältnisse) überzeugen, denen jedoch einiges an Durchschlagskraft fehlt, um der klassischen Kategorie Offensivverteidiger zugeordnet werden zu können.

Offensive: Mangel an Rollenspielern

Schnelligkeit und Beweglichkeit zeichnen die Nummer eins, Johannes Bischofberger, aus. Dem 18jährigen fehlen zwar noch immer einige Zentimeter und Kilogramm, um sich auch in der EBEL durchsetzen zu können, am Eis trifft er jedoch sehr oft die richtigen Entscheidungen. Ohne zu den technisch stärksten Spielern ihrer Jahrgänge zu zählen, platzieren sich der Lette Zintis Zuševics (18) und Salzburgs Patrick Obrist (19) mit den Rängen zwei und vier weit vorne im Ranking: Beide kennzeichnet ein ausgeprägter Torinstinkt, der sich in absehbarer Zeit auch in Scorerpunkten auf EBEL-Level niederschlagen sollte.

Unverändert das größte Problem stellt die recht eindimensionale Ausbildung der Angreifer dar: Der schon in den letzten Jahren zu beobachtende Trend an primär auf offensive Aspekte zugeschnittenen Spielertypen wird sich in nächster Zukunft fortsetzen, die Entwicklung zuverlässiger Rollenspieler wie etwa defensiv verantwortungsbewusster und faceoffstarker Stürmer wird in den Klubs völlig vernachlässigt. Am ehesten erfüllen diese Anforderungen von den gelisteten Nachwuchscracks Stephan Fellinger, Patrick Berr und Jaka Podrekar (alle 18).

Ebenfalls im Ranking vertreten sind mit Mario Huber (Innsbruck) und Stefan Gaffal (Linz) zwei Angreifer des Jahrgangs 1996: Beide zeichnete in ihren bisherigen Juniorenkarrieren außergewöhnlicher Scoring Punch aus, auf dem aufbauend sie baldigst einen Wechsel ins Ausland zur universelleren Ausbildung ins Auge fassen sollten. (Hannes Biedermann; derStandard.at; 12.11.2012)