Zarko Rakocevic ist ein ordentliches Bröckerl, dass schon ein paar exquisite Stationen im internationalen Basketball hinter sich hat.

Foto: BC Vienna

Petar Stazic-Strbac organisiert alles: Spielerbetreuung, Hallen, Reisen, etc.

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Er scheint derweil alle Egos im Griff zu haben: Trainerfuchs Andrea Maghelli.

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Stjepan Stazics Wurfgefühl ist in der Bundesliga unübertroffen.

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Wien - Gründe hätte der gemeine Wiener Sport-Fan derzeit genügend, um "großkopfert" sein. In der Fußball-Bundesliga lacht die Austria von der Tabellenspitze, die Vienna Capitals dominieren die Eishockey-Liga landauf, landab und sogar im Basketball gibt es eine Nummer eins aus Wien. Zeitlich befinden wir uns aber nicht in den 1960er Jahren, sondern freilich in der Moderne.

Und dort will der BC Vienna langfristig auch hin, als derzeitiger Tabellenführer der Basketball-Bundesliga. Den Weg will Petar Stazic-Strbac, der Manager des Vereins, weisen. "Es ist unsere dritte Saison. Ich investiere 24 Stunden am Tag in den BC Vienna, kümmere mich um Marketing, Spielerbetreuung, Reisen und die Hallen. Wir haben nicht einmal eine Sekretärin. Es ist blutige Arbeit."

Der Traum, die "Adriatic League"

Noch kein einziges Spiel hat der BC Vienna diese Saison verloren, sieben Siege stehen zu Buche. So dominant war man eine gefühlte Ewigkeit nicht. Der letzte Titel wanderte in die Bundeshauptstadt vor exakt 20 Jahren. Stazic-Strbac formuliert die Ziele ebenso klar wie seinen Traum: Zuerst soll der Meistertitel eingefahren werden (am besten schon heuer) und am Ende stünde das Abenteuer "Adriatic League", eine überregionale Top-Liga, bei der sich die besten Teams der gesamten Balkan-Region gegenüberstehen. Dort würden dann europäische Kaliber wie Cibona Zagreb, Partizan Belgrad oder Olympia Laibach warten.

"Unser großes Vorbild ist Partizan Belgrad. Ein Verein, der mit einem Mini-Budget in der Euro League (Basketball-Champions League, Anm.) mit reichen Schwergewichten wie ZSKA Moskau mitspielt. Das ist hochattraktiv, bringt Fans, Sponsoren und Aufmerksamkeit. Wir würden das gerne eine Stufe niedriger praktizieren", sagt Stazic-Strbac. Der Verein soll aber nicht überfordert werden. Die Zeiten, in denen der Wiener Bundesliga-Basketball knapp an der Pleite vorbeigegangen ist, sind noch in guter Erinnerung. 

Balkan-Power

Das Potenzial für den Boom ist da, auch weil man sich als Verein mit starkem migrantischen Bezug deklariert und deshalb Sportbegeisterte mit nicht-österreichischer Herkunft für den Verein gewinnen will, die sich anderswo nicht so schnell zugehörig fühlen. Darum kommt die Idee mit der Adriatic League auch nicht von irgendwoher. Die serbische Community zählt in Österreich über 300.000 Menschen, davon leben in Wien allein über 100.000. Der BC Vienna will ausländische Firmen für Investements gewinnen und in Zukunft auch mehr Werbung in Medien abseits von Österreich machen.

Beim Budget liegt der BC Vienna laut eigenen Aussagen weit hinter den Topteams (Gmunden, Wels etc. mit über 1 Mio. Euro), wobei Hauptsponsor Zepter sicher einiges springen lässt. Auch die Hallensituation ist kein ruhmreiches Kapitel. Die Stadthalle ist steinalt, und bietet in der B-Halle nur knapp 700 Zuschauern Platz. "Mit Zusatztribünen könnten wir Platz für 2.000 Leute schaffen. Beim letzten Sky-Livespiel sind über 100 Fans wieder nach Hause gegangen, weil sie nicht stehen wollten. Das ist nicht nichts", sagt Stazic-Strbac.

Preiswerte Strukturen

Ohne sportlichen Erfolg nützen aber natürlich alle Ideen nichts. Ein guter Kader ist vorhanden, auch wenn die Spieler allesamt keine Schwerverdiener sein sollen. "Unsere stärkste Waffe ist unsere Überzeugungskraft. Wir haben durchwegs ältere und routinierte Spieler geholt, die keine Unsummen verlangen und mit uns daran glauben, den Wiener Basketball pushen zu können. Außerdem haben sie hier die Chance, ihre Karrieren vielleicht mit einem Meistertitel ausklingen lassen."

Mit Zarko Rakocevic ist ein Center von internationalem Format dabei, dazu gesellen sich Ian Boylan und Shawn Ray, zwei vielseitig einsetzbare Flügel und ein Benedikt Danek, der kleinste Spielmacher der Liga mit dem größten Kämpferherz. Und dann wäre da noch Stjepan Stazic, der Bruder des Managers: Ehemals ausgestattet mit NBA-Potenzial, agiert der letztjährige Top-Scorer der Bundesliga überraschend teamdienlich und ohne egomanische Alleingänge. Bis jetzt zumindest. Eigenbauspieler sucht man vergeblich, der BC Vienna hat sie geopfert und die Nachwuchsarbeit ausgegliedert. Es gibt keine Strukturen und kein Geld für Trainer, die volle Konzentration gilt der "Kampfmannschaft". Der Manager vergleicht das mit einem NBA-Klub. Die besten Spieler sollen angeworben werden, die mühsame Ausbildung von Profibasketballspielern müssen andere übernehmen.

Damit repräsentiert der BC Vienna den Gegentrend zu den meisten anderen Vereinen der Bundesliga, die auf familiäre Strukturen und ehrenamtliche Arbeit setzen. Stazic-Strbac: "In Wien bekommst du keine Freiwillige. Die Leute haben am Wochenende etwas anderes zu tun. Wien ist eine Weltstadt. Es gibt Konzerte, Kultur, Rapid und Austria. Wir müssen derweil improvisieren und schauen, dass wir Kult werden." (Florian Vetter, derStandard.at, 13.11.2012)