Bild nicht mehr verfügbar.

Steven Sinofsky wurde von Beobachtern und Analysten immer wieder als Nachfolger von Steve Ballmer gesehen

Foto: Reuters

Erst vor etwas mehr als zwei Wochen hat Microsoft sein neuestes Betriebssystem Windows 8 auf den Markt gebracht. Mit dem System als auch der neuen mobilen Plattform Windows Phone 8 und einem eigenen Tablet will Microsoft Marktanteile sichern und vor allem neue dazugewinnen. Ganz überraschend hat jetzt kurz nach dem Windows-Launch der zuständige Chef, Steven Sinofsky, das Unternehmen verlassen.

Keine konkreten Gründe angegeben

Überraschend ist der Abgang von Sinofsky unter anderem deshalb, weil der Windows-Chef von Branchenbeobachtern immer wieder als Kandidat für den Posten von Steve Ballmer genannt wurde. Der Windows-Chef hat immerhin 23 Jahre beim Softwarekonzern gearbeitet, angefangen hat er als technischer Assistent von Bill Gates. Ob Sinofsky in ein anderes Unternehmen geht, ist nicht bekannt. In einer ersten Stellungnahme des Windows-Chefs in der Nacht auf Dienstag nannte er keine konkreten Gründe für seinen Abgang. Auch CEO Steve Ballmer bestätigt Sinofskys Ausscheiden aus dem Unternehmen und lobt den einstigen Windows-Chef in höchsten Tönen. Steven Sinofskys Kündigung tritt sofort in Kraft, der 47-Jährige hat sein Amt an Julie Larson-Green und Tami Reller abgegeben.

Rücklaufende Windows-Verkaufszahlen

Währenddessen wird heftig über die Gründe von Sinofskys Abgang spekuliert. Laut New York Times hatte Sinofsky im Unternehmen selbst den Ruf einer polarisierenden Persönlichkeit, die bei Microsoft eher zur Ausnahme zu gehören schien. Unter anderem sei dies ein Grund, warum Sinofsky zwar von Analysten aber nicht intern als Nachfolger von Ballmer gesehen wurde. Der Windows-Chef habe ungern mit anderen Abteilungen kooperiert und sei auch für die Probleme von Microsoft mit der Europäischen Union bezüglich Browser-Wahl in Windows verantwortlich gemacht worden. Rücklaufende Windows-Verkaufszahlen wurden ebenso auf seine Kappe geschrieben, weshalb Sinofsky im letzten Jahr nur 60 Prozent seines Bonus erhalten hat.

Einvernehmliche Notlösung

Insiderberichten bei The Verge zufolge soll Sinofsky sich immer wieder quer gestellt haben, wenn es um den Launch von Produkten ging, die die Macht von Windows hätten schwächen können. Mit Microsofts neuen Produkten sollten auch die internen Strukturen insofern erneuert werden, als dass eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Abteilungen besser funktioniere. Sinofskys angebliche Einzelkämpfer-Mentalität hätte hier zu Problemen geführt. Microsofts und Sinofskys Entscheidung könnten also vom internen Standpunkt mehr eine einvernehmliche Notlösung als ein lang geplanter Coup gewesen sein. (red, derStandard.at, 13.11.2012)