Eine internationales Forscherteam mit Grazer Beteiligung hat neue genetische Hinweise für die chronische Hauterkrankung Psoriasis (Schuppenflechte) gewonnen. In einer groß angelegten Studie fanden Wissenschafter rund um das Center für Statistische Genetik der Universität Michigan und dem King's College in London 15 neue Gen-Orte, die mit dem Auftreten der Psoriasis in Verbindung gebracht werden.

Die meisten Forscher fassen die Erkrankung als eine Reaktion am Hautorgan auf, bei der sowohl eine durch mehrere Gene bedingte Veranlagung (Suszeptibilität) als auch äußere Auslöse- bzw. Risikofaktoren eine Rolle spielen. Das Forschungskonsortium hat nun eine Meta-Analyse von drei genomweiten Assoziationsstudien (GWAS) und zwei unabhängigen Datensätzen am Immunochip mit den Erbanlagen von insgesamt mehr als 10.500 Erkrankten und 22.800 Kontrollproben von gesunden Menschen vorgenommen.

1.000 Patienten aus Graz

"So sind wir einen großen Schritt vorwärts gekommen", beurteilt der an der jüngst in "Natur Genomics" publizierten Studie beteiligte Grazer Dermatologe Peter Wolf. Aus Graz wurden Daten von rund 1.000 Patienten zur Verfügung gestellt. "Insbesondere hat sich gezeigt, dass Faktoren des angeborenen Immunsystems von besonderer Bedeutung sind", so Wolf, der an der Med-Uni Graz ein österreichweites Psoriasisregister zur Langzeitdokumentation der Psoriasistherapie betreibt.

Konkret wollte das Konsortium die genetischen Faktoren untersuchen, die zu unterschiedlicher Empfindlichkeit und darauffolgende Reaktionen auf äußere Einflüsse und letztlich zur Erkrankung führen. Bisher gab es 21 bekannte Genorte bzw. dort auftretende Mutationen, welche zur Entstehung der Psoriasis beitragen dürften. "Wir konnten 19 davon verifizieren und 15 neue Loci finden, sodass wir jetzt bei 36 Loci halten", so Wolf.

Kandidatengene

Die neu identifizierten Genorte umfassen Kandidatengene, die eine Bedeutung bei der Regulierung der T-Zell-Funktion (wie RUNX3, TAGAP und STAT3) haben. Sie überschneiden sich teils mit Genorten, die mit anderen Autoimmunerkrankungen (z. B. Morbus Crohn, Morbus Bechterew und Zöliakie) assoziiert werden. So berichtet die Publikation von zehn Loci, die auch mit Morbus Crohn und zehn anderen, die mit Zöliakie in Verbindung gebracht werden. "Bisher gab es hier eher klinische und weniger genetische Hinweise", so Wolf.

Wolf hob hervor, dass die gefundenen Loci auch mehrere Kandidatengene umfassen, deren Produkte bei der angeborenen Immunabwehr eine Rolle spielen - darunter solche wie die Interferon-vermittelten antiviralen Antworten oder die Makrophagen-Aktivierung. (APA, 13.11.2012)