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"One Happy Island", preist sich Aruba als glückliche Insel.

Foto: AP/Shoun A. Hill

Anreise & Unterkunft

KLM fliegt von Wien via Amsterdam nach Aruba. Unterkunft: Exquisit und als eines der wenigen Häuser in der Low-Rise-Area gelegen ist das Divi Beach; alternativ dazu gibt es nette Bed-and-Breakfast-Unterkünfte.

Umfangreiche deutschsprachige Reiseinformationen: aruba.de

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Schneeweiße Sandstrände, türkisblaues Meer, saftige Kokospalmen. Dazu passend: Braungebrannte Sonnyboys vertäuen Katamarane am Palm Beach, blonde Frauen relaxen auf Luftmatratzen, und in den Strandbuden schlürfen die Gäste die ersten Cocktails.

Niemanden scheint es auf Aruba ernsthaft zu stören, dass diese zutreffenden Attribute wie ein Katalogklischee klingen. Palm Beach wurde bei den Travellers' Choice Awards 2011 immerhin zum drittschönsten Strand der Welt erkoren, also muss das wohl so sein.

70 Prozent der Touristen aus den USA

Vor allem bei Amerikanern ist die Destination beliebt. 70 Prozent der Touristen kommen aus den USA. Und das merkt man: Pizza Huts reihen sich neben Budweiser-Buden, aus den Bars ertönt Sweet Home Alabama, vor den Luxusvillen im Beverly-Hills-Style stehen nagelneue Chevrolets. Die High-Rise-Area mit den mehrstöckigen Hotelkomplexen und Spielkasinos mutet wie eine Kopie von Las Vegas an. Bisweilen wirkt die Architektur etwas gekünstelt und überzuckert.

Doch Aruba hat auch authentische Orte. Den Arikok-Nationalpark etwa, benannt nach dem niederländischen Siedler Ari Kok. Der Park bedeckt 18 Prozent der Inselfläche und beheimatet neben für die Region ungewöhnlichen Kalksteinhöhlen 200 endemische Arten: darunter die Cododo-Echse, die Casabel-Schnecke oder die Prikichi-Papageien. Die Errichtung des Parks wurde mit EU-Mitteln finanziert: 7,1 Millionen flossen aus dem Entwicklungsfonds in das Projekt.

Hautpflege für den Karibikteint

Ranger Jimmy mit dem Cowboylachen führt durch den Park. In diesem trockenen Gebiet gedeihen Kakteen, Agaven und Aloe-Arten. Mit einem Schweizer Taschenmesser schneidet Jimmy eine Aloe-Vera-Pflanze auf. Das zähflüssige Gelee rinnt aus dem Blatt. "Kosmetik", sagt Jimmy und grinst. Auf der Insel wird Aloe Vera in großflächigen Plantagen kultiviert und die Extrakte der Pflanze zu Salben und Cremes verarbeitet. Der Export von Aloe-Produkten galt schon vor 100 Jahren als "cash crop", als ein einträgliches Ausfuhrgeschäft. Heute ist die Bedeutung von Aloe Vera zurückgewichen - das meiste Geld wird mit dem Tourismus verdient.

Der Spaziergang im Arikok-Nationalpark ist vor allem ein Streifzug durch die Pflanzengeschichte. Jimmy hebt bedeutungsvoll den Finger und zeigt auf ein dorniges Gewächs: Bringa Massa. "Klingt gut, ist aber gefährlich", weiß der Guide. Als Kind ist er einmal in die Pflanze gefallen und bekam einen höllischen Hautausschlag - die Stacheln haben toxische Inhaltsstoffe. Doch die Natur hat das Gegengift gleich bereitgestellt. Fünf Meter weiter wächst Seyden, ein unscheinbares Heilkraut. "Ich habe das damals ausprobiert, es hat geholfen", sagt Jimmy. Der Ranger ist eine echte Frohnatur: "Ach ja", schiebt er dann noch nach, "Klapperschlangen gibt es hier auch. Dieses Jahr ist aber noch niemand gebissen worden."

Personifizierte Coolness

Die Bewohner von Aruba sind die personifizierte Coolness. Die Polizisten in der Hauptstadt Oranjestad dösen in der Mittagssonne, die Fluglotsen tragen statt Schutzhelmen Baseballkappen, und Reiseleiterin Paula düst in Flip-Flops mit dem Kleinbus über die Küstenstraße: "Früher bin ich oft zu schnell gefahren, das hat keinen interessiert", sagt sie. Wie viele Arubaner hat Paula lateinamerikanische Wurzeln: Ihre Eltern stammen aus Kolumbien. Sie selbst kam auf Aruba zur Welt. "Ich habe zwar einen niederländischen Pass, aber ich fühle mich als Arubanerin", erklärt Paula.

Die Inselbewohner haben längst eine eigene Identität entwickelt - und sich vom Mutterland emanzipiert. Aruba genießt weitreichende Autonomierechte. Nur in außen- und sicherheitspolitischen Fragen ist die Antilleninsel von den Niederlanden abhängig.

Aruba hat eine eigene Währung, eine eigenständige Regierung sowie eine souveräne Volksvertretung. Das Parlament unter Palmen befindet sich inmitten einer Einkaufsmeile. Man hat den Eindruck, als seien die Waren von Louis Vuitton besser bewacht als die Büros der Abgeordneten. Doch so ernst nimmt die Bevölkerung die Politik sowieso nicht.

"One Happy Island", preist sich Aruba als glückliche Insel. Wenn man abends am Strand karibischen Klängen lauscht und dem Sonnenuntergang entgegensieht, mag man kaum widersprechen. (Adrian Lobe, DER STANDARD, Rondo, 16.11.2012)