Die Auseinandersetzungen zwischen der Hamas und Israel sind ein idealer Anlass, um im Iran wenigstens für ein paar Tage die Diskussionen über die Regierungs- und Wirtschaftsmisere zu verdrängen. Die staatlichen Radio- und Fernsehsender senden stündlich die neuesten Meldungen über die Kampfhandlungen, wobei nach Ansicht der offiziellen Berichterstattung "Angst und Schrecken Israel erfasst haben und die Raketen, die vom Gazastreifen nach Israel geschossen werden, das Versagen der israelischen Verteidigungslinien offenlegen".

Die Freitagsimame - die vor Beginn ihrer Predigt zu Mittag eine Liste der Informationen und Themen bekommen, die sie zu erwähnen haben - haben am Freitag innenpolitische Themen weitgehend ignoriert, wie die wachsende Spannung zwischen der Justiz und Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad oder dessen bevorstehende Ladung ins Parlament wegen seiner Untätigkeit angesichts der rasanten Inflation.

"Spontane Demonstrationen"

Es kam, wie zu erwarten, im Iran zu "spontanen Demonstrationen gegen das zionistische Regime in Tel Aviv". Die Beziehungen zwischen Hamas und Iran sind in letzter Zeit bei weitem nicht ohne Spannung, auch wenn die bestellten Demonstranten nach dem Freitagsgebet in mehr als 700 Orten die iranische Solidarität mit der Hamas bekundeten.

Iran verfolgt mit Aufmerksamkeit die Annäherungsversuche der arabischen Scheichtümer am persischen Golf gegenüber der Hamas. In Teheran ist man auch frustriert, weil die erhoffte Normalisierung der Beziehungen zwischen Iran und Ägypten ausbleibt. (N. N.* aus Teheran/DER STANDARD, 17.11.2012)