Essen/Madrid - Schock bei Hochtief: Knapp eineinhalb Jahre nach der Mehrheitsübernahme (54 Prozent) durch den spanischen Konkurrenten ACS greifen die neuen Eigentümer beim größten deutschen Baukonzern durch. Der unter der Regie der Spanier erst im vergangenen Jahr ins Amt gehobene Hochtief-Chef Frank Stieler muss gehen. Mit dem Chef des Aufsichtsrats, Manfred Wennemer, und dem Europachef des Unternehmens, Rainer Eichholz, nehmen weitere hochrangige Manager ihren Hut.

Immer wieder war Hochtief-Chef Stieler nach der Machtübernahme durch die Spanier Gerüchten über eine drohende Zerschlagung entgegengetreten. Nun wird er vom spanischen Hochtief-Vorstandsmitglied Marcelino Fernandez Verdes abgelöst, einem Vertrauten von ACS-Chef und Real-Madrid-Präsident Florentino Perez, was die Zerschlagungsängste wieder hochkommen lässt.

ACS steht wegen der Krise in Südeuropa unter großem Druck. Vor drei Monaten hatte ACS mitgeteilt, den größten Teil des Hochtief-Anteils als Sicherheit für einen auslaufenden Kredit an die spanische Großbank BBVA verpfändet zu haben. Anfang dieser Woche legte der mit 9,2 Mrd. Euro hoch verschuldete Konzern einen Milliardenverlust für die ersten neun Monate des Jahres vor.

Nach einem Verlust von 160 Mio. Euro im vergangenen Jahr steht die deutsche ACS-Tochter Hochtief dagegen wieder gut da. Heuer wird ein Konzerngewinn von rund 180 Mio. Euro erwartet. Die wieder profitable deutsche Tochter könnte Begehrlichkeiten geweckt haben: Es werde vermutet, dass die Spanier einen Strategiewechsel planten, um sich irgendwie Geld zu beschaffen, hieß es in informierten Kreisen. Vor diesem Hintergrund habe auch Stieler das Vertrauen des Großaktionärs verloren. (dpa, red, DER STANDARD, 19.11.2012)