Nene ist ein Wunderkind. Er kann zaubern. "Aus Lehm formt er Kaninchen und haucht ihnen Leben ein, sodass sie vergnügt über den Hof springen", heißt es. So richtig sympathisch ist er aber nicht: Seine Brüder verwandelt er ratzfatz in Affen, nur weil sie ihm keinen Honig überlassen haben - was natürlich auch nicht nett war. Aber Affen?!

Ámbar Past und Maruch Mendes Peres erzählen in ihrem Buch "Als die Sonne ein Kind war" einen alten mexikanischen Schöpfungsmythos nach. Nene wird sich am Ende der Geschichte selbst in die Sonne und seine Mutter in den Mond verwandeln. Gedacht ist das Buch für Kinder ab dem fünften Lebensjahr. Ob diese aber dem Erzählten so einfach werden folgen können, ist fraglich. Der Text ist sehr verknappt - und das ist in diesem Fall kein Vorteil.

Dass es dennoch ein tolles Buch (auch für Erwachsene) geworden ist, liegt an den großartig klaren Illustrationen von Tamana Araki. Beim Lesen müssen die Eltern ein bisschen ausschmücken. Als Nachwort gedacht, leistet auch eine Ethnologin Hilfestellung. Sie erklärt nicht nur, woher die Tzotzil-Maya stammen, die den Mythos des Sonnenkinds tradiert haben. Wer nicht weiß, was eine Zapote ist und wie ein Kapokbaum aussieht, bekommt hier ebenfalls eine Kurzinformation. Es bleibt ein wunderschönes Buch über eine alte Legende. (Peter Mayr, DER STANDARD, Album, 17.11.2012)