Bild nicht mehr verfügbar.

Österreich und die Eurofighter - eine unendliche Geschichte die durch die jüngsten Ermittlungsergebnisse fortgeschrieben wird.

Foto: REUTERS/Marko Djurica

Wien - Ein Ausstieg aus dem Eurofighter-Vertrag wäre für Österreich nicht kostenlos. Denn die gesamte Infrastruktur am Flugplatz in Zeltweg ist auf den Eurofighter zugeschnitten. Dafür wurden 160 Mio. Euro ausgegeben. Die Piloten sind auf den Eurofighter geschult, ebenso wie die Techniker, und auch der Flugsimulator ist auf den Eurofighter ausgerichtet. Der Kauf neuer Flugzeuge würde zudem mindestens fünf Jahre dauern.

Übergangslösung

Sollte Österreich die Eurofighter sofort an EADS zurückgeben, wäre zunächst einmal eine Übergangslösung mit geleasten Fliegern notwendig. Der Kauf neuer Flieger müsste ausgeschrieben werden. Bis die Entscheidung für den Neukauf fällt und die neuen Jets dann auch in Österreich in Betrieb genommen werden können, würde es mindestens fünf Jahre dauern, sagte ein Experte des Bundesheeres im Gespräch mit der APA. Jedes neue System bedeutet auch zusätzliche Kosten: Ausbildung und Infrastruktur müssten jedes Mal angepasst werden - zunächst auf die Übergangslösung und dann auf die neuen Flieger.

Hohe Investitionen

Ein Teil der Infrastruktur wäre zwar auch bei einem anderem System verwendbar, "eine Piste ist eine Piste". Aber der Hangar, die Stellplätze und der Simulator müssten adaptiert werden. Der Fachmann rechnet damit, das rund ein Drittel der Investitionen neu gemacht werden müsste. Bei 160 Mio. bedeutet das Kosten von rund 53 Mio. Euro. In wie weit die Infrastruktur im Detail auch mit einem anderen Jet verwendbar wäre, hänge aber letztlich vom Flugzeug ab. Zusätzliche Kosten würden sich außerdem durch die Ausbildung bzw. Umschulung von Piloten, Technikern und sonstigem Personal ergeben. Eine Neuanschaffung würde zudem Jahre dauern. Beim Eurofighter dauerte es von der Typenentscheidung (2002) bis zur Übernahme der Luftraumüberwachung (2008) sechs Jahre.

Nicht gesamter Kaufpreis retour

Bei einem Vertragsausstieg würde Österreich außerdem nicht den gesamten Kaufpreis von 1,7 Mrd. Euro zurückbekommen, gab der Militärluftfahrtexperte Georg Mader im Gespräch mit der APA zu bedenken. Denn die Abnutzung der Flugzeuge, die Österreich schon seit fünf Jahren hat, müsste gegengerechnet werden. Die Republik würde mit einer Entschädigungszahlung oder dem Tausch der ziemlich abgespeckten österreichischen Abfangjäger gegen das neuere Modell wohl besser aussteigen, so Mader. Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) hatte mit der Hersteller 2007 Vergleichsverhandlungen geführt und dabei die Stückzahl reduziert, die Ausrüstung abgespeckt und teils gebrauchte Flieger genommen. "Damals wurden die Eurofighter ausgeräumt wie Weihnachtgänse, es fehlen ihnen wichtige Gerätschaften, zum Teil waren sie auch schon gebraucht", so Mader. Das alles müsste bei einer Rückabwicklung des Kaufs vom Kaufpreis abgerechnet werden. Würde man sich stattdessen die neuen Flieger der Tranche drei holen, hätte man nicht nur bessere Flieger, diese würden auch länger halten und so der Republik Geld sparen.

FPÖ weist Schuld zurück

Die FPÖ sieht sich auch nach dem Auftauchen weiterer Details nicht in den Eurofighter-Skandal verwickelt. "Auch wenn jetzt verschiedenste Proponenten von SPÖ, ÖVP und BZÖ 'Haltet den Dieb' schreien, muss doch klar gestellt werden, dass es besonders diese Parteien sind, die besonders tief im EADS-Sumpf stecken", meinte der freiheitliche Generalsekretär Herbert Kickl am Montag in einer Aussendung.

"Die Strache-FPÖ war immer gegen die Eurofighter und hat diesbezüglich auch heftige Dispute mit den ehemaligen Parteifreunden ausgefochten, die nun allesamt im BZÖ sitzen", so Kickl. "Auffällig" für ihn ist, dass sich nun die "alte Garde" der "damals in die Beschaffung verstrickten Politiker" in den "vorzeitigen Polit-Ruhestand" begeben würde. Aber auch "Verstrickungen" der SPÖ in der EADS-Affäre gelte es aufzuklären.

Petzner für U-Ausschuss

Aufklärung will auch einer der einst engsten Mitarbeiter des bereits verstorbenen Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider, der verdächtigt wird, sich durch den Eurofighter Deal bereichert zu haben: Stefan Petzner kann sich genau das nicht vorstellen und tritt gegenüber der Tageszeitung "Österreich" für einen Untersuchungsausschuss in Sachen Eurofighter-Gegengeschäfte ein.

Ebenfalls in "Österreich" sind Gerüchte über eine angebliche Krisensitzung der ÖVP zum Thema Eurofighter aufgetaucht. Dort dementierte man die Brisanz der Veranstaltung: Es sei um Planungsfragen für 2013 und Strategien zur Volksbefragung gegangen, meinte Generalsekretär Hannes Rauch. (APA, 19.11.2012)