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iPad statt Pinsel: David Hockneys Kunst in der Staatsoper.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien - A Real Bigger Picture: Der britische Starkünstler David Hockney erregte im heurigen Frühjahr mit der Schau "A Bigger Picture" in der Londoner Royal Academy das Aufsehen der Kunstwelt. Die Formate dieser Ausstellung verblassen jedoch angesichts der 176 Quadratmeter, mit denen das neueste Hockney-Werk "Wien Musik" den Eisernen Vorhang der Wiener Staatsoper ziert. Am Dienstag präsentierte Operndirektor Dominique Meyer das bunte Monumentalgemälde, das der Künstler am iPad gemalt hat.

Zum 15. Mal wurde in Kooperation mit der Initiative "museum in progress" von einer internationalen Jury ein zeitgenössischer Künstler beauftragt, ein Werk für den Feuerschutzvorhang der Staatsoper zu erstellen, das dann für eine Saison die rund 600.000 Gäste des Hauses vor der Vorstellungen begrüßt. "Ich weiß nicht, ob es auf der Welt einen größeren Rahmen als die Wiener Staatsoper gibt", so Meyer bei der Präsentation.

Größtes iPad-Werk Hockneys

Und dieser Rahmen passt zu David Hockney mit seiner lebenslangen Liebe zur Oper, die sich in zahlreichen Bühnenbildern äußerte. Fast skizzenhaft wirkt das in gedecktem Rosa, Orange und Blau gehaltene Bild "Wien Musik". Eine stilisierte Guckkastenbühne führt in die Tiefe des Bildes, in dessen Zentrum die comicartigen Worte Wien und Musik stehen. Im Vordergrund sind stilisierte Souffleusenkuppeln und ein Auditorium zu erkennen. "Es geht darum, den Rahmen des Theaters zu vergrößern. David ist eine sehr klaustrophobische Persönlichkeit", so Hockney-Kenner Marco Livingstone.

"Wien Musik" ist das größte Werk, das der Brite am iPad bis dato erstellt hat - eine Technik, die der Künstler seit Jahren erfolgreich praktiziert. Zunächst arbeitete er mit der Malapplikation Brushes am iPhone und seit einiger Zeit mit dem iPad. "Er hat seine Kleidung umnähen lassen. Jeder Mantel hat nun eine Tasche, in die genau das iPad passt", so Livingstone. Das auf ein Kunststoffnetz gedruckte "Wien Musik" wurde mit Magneten auf dem eisernen Vorhang fixiert.

Eiserne Vorhänge als Buch

Anlässlich des 15-Jahr-Jubiläums der gestalteten Eisernen Vorhänge in der Staatsoper ist im Eigenverlag nun die Publikation "Die temporären Eisernen Vorhänge. 1998/99 - 2012/2013" erschienen. Darin werden die einzelnen Künstler und ihr jeweiliges Werk ausführlich gewürdigt - beginnend bei Kara Walkers Scherenschnittsymbolik "Schattenwelt und Exorzismus" (1998/1999) über Richard Hamiltons Zuschauerraumdopplung "Verzögerung in Eisen" (2001/2002), Maria Lassnigs blutironisches "Frühstück mit Ohr" (2005/2006) bis zu Cerith Wyn Evans Kurzgedicht "Die Sprache der Kunst" (2011/2012).

Der darunter liegende originale, von einem "Orpheus und Eurydike"-Motiv gezierte Eiserne Vorhang wurde 1955 von Rudolf Eisenmenger (1902-1994) geschaffen, der wegen seiner Leitungstätigkeit im Wiener Künstlerhaus zur Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft umstritten ist. (APA, 20.11.2012)