Wien - Bereits 55 Prozent der Unternehmen in Österreich sind sogenannte Ein-Personen-Unternehmen (EPU), von denen fast die Hälfte wiederum nur einen Jahresumsatz von unter 30.000 Euro erzielt - vor Abzug der Steuern.

"Genau diese wachsende Gruppe hat keine soziale Absicherung, wenn sie durch Krankheit oder Unfall arbeitsunfähig ist", mahnt Fritz Strobl, Präsident des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes Wien und Vizepräsident der Wiener Wirtschaftskammer, in einem Hintergrundgespräch mit Journalisten. Weil Selbstständige finanziell zunehmend unter Druck kämen - die Armutskonferenz spricht sogar von doppelt hoher Armutsgefährdung im Vergleich zu Angestellten -, will Strobl die SVA dazu bewegen, dass der 20-prozentige Selbstbehalt beim Arzt fallen soll.

Auch das Krankengeld soll es für Selbstständige erst ab dem 43. Tag geben - das ist für Strobl zu spät. "Viele können sich keinen Arztbesuch mehr leisten und gehen krank arbeiten." In den Parlamenten der Wirtschaftskammer Wien und Österreich hat er den Antrag bereits mehrfach erfolglos eingebracht, nun soll ein überparteiliches Aktionskomitee für die Abschaffung kämpfen.

"Wir wollen massiv Druck machen und mindestens 10.000 Unterschriften sammeln", kündigt Strobl an. Am 27. November wird der Antrag erneut in der Wiener Wirtschaftskammer gestellt. Die Maßnahme soll über höhere Beiträge der besser verdienenden Selbstständigen gegenfinanziert werden. Außerdem verfüge die Sozialversicherungsanstalt über genügend Rücklagen. (juh, DER STANDARD, 21.11.2012)