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Unterarmbruch bei Gronkowski. New England wird an seiner Offense basteln müssen.

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Überzeugender Sieg beim Debüt als Starter. Bleibt Colin Kaepernick San Franciscos Nummer 1?

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Jacksonville war in den vergangenen Spielzeiten bereits alles andere als eine Macht. Die letzte Saison mit mehr Siegen als Niederlagen rührt aus dem Jahr 2007. Heuer zeichnet sich bislang das schlechteste Abschneiden seit Gründung 1995 (4-7) ab und das obwohl mit dem neuen Besitzer Shahid Khan ein frischer Wind in Florida einziehen hätte sollen. Es weht aber nicht einmal ein Lüftchen im Nordosten Floridas, die Offense der Jaguars steht gerade zu sinnbildhaft für eine Dauerflaute. Deshalb besitzen dort auch alle ein Motorboot. Auch Herr Khan hat einen solchen Kahn.

Die bekannt starke Defense der Houston Texans sollte also keine nennenswerte Probleme gegen eine nicht mal erwähnenswerte Offense bekommen haben, deren Starting Quarterback Blaine Gabbert noch dazu verletzt von Chad Henne ersetzt werden musste. Der Konjunktiv und die NFL passen aber einfach nicht zusammen. Henne öffnete die Texans D wie eine verrostete Konservendose, warf für 354 Yards und vier Touchdowns. Dass die Texans überhaupt noch in die Overtime kamen, verdanken sie einen bis dahin mehr oder weniger Unsichtbaren. Tight End Garrett Graham, in einer Support-Rolle für den angeschlagenen Owen Daniels, fing acht Bälle, darunter die Touchdowns zum 27:34 und 34:34. In der Overtime ging es dann munter weiter. Nach zwei Fieldgoals roch es bereits nach dem zweiten Unentschieden in der Saison, dann erlöste doch noch Andre Johnson mit einem Touchdown Catch die knapp 72.000 Besucher im Reliant Stadium. Es bedurfte dazu auch der nach 1951 (Norm van Brocklin mit den Los Angeles Rams) besten Wurfleistung nach Yards. Matt Schaub, völlig losgelöst, brachte 43 seiner 55 Passversuche (78,2%) für 527 Yards an. An der Offense lag es also mit Sicherheit nicht.

Was sagt uns das jetzt über die Houston Defense? Frei nach manch öffentlich-rechtlicher Fußballanalyse, würde ich das auch gerne wissen. Okay, der Ausfall von Brian Cushing kann nicht zur Gänze kompensiert werden, aber dass NFL-Rookie Justin Blackmon von Oklahoma State mit ihnen machte was er wollte, dabei sieben Bälle für 236 Yards fing, muss man wohl auf eine komplette Fehleinschätzung des Gegners in der Vorbereitung in Kombination mit einem miserablen Tag zurückführen. Fast bei jedem Play sah man Missreads, Blown Coverages und/oder schlechtes Tackling - das war bis dato eigentlich gar nicht Houstons Art zu verteidigen. Man sollte der Defense daher noch eine Chance geben und sie nicht im ersten Zorn dem Fanatsy Waiver opfern.

Ich werfe Picks im 5er-Pack, na und?

Verkehrt herum lief es bei der anderen Nummer 1 des Rankings, jener der NFC. Während Matt Schaub gegen Jacksonville fünf Touchdowns warf, ging es Matt Ryan extrem hinterfotzig an und wog die Arizona Cardinals mit fünf Interceptions gar in Sicherheit. Auch das Laufspiel ließ man links liegen, womit sich ein nicht gerade attraktiver Fieldgoal-Contest entwickelte. Zum Vorteil für Atlanta hat der Gegner ja gar keine Quarterbacks, sondern stattdessen John Skelton und einen Rookie namens Ryan Lindley, dessen Namen sie sich vorerst aber nicht merken müssen. Vier zu drei ging das Match Jay Feely gegen Matt Bryant beim Kicken aus, der erste Touchdown durch Atlantas Offense, erst in der Schlussphase des Spiels, sorgte für die Entscheidung. Pfuh!

Was sagt uns das über Atlanta? Alles, was ich bisher schon sagte. Ryan ist ein als Brees verkleideter Romo, das ganze Team derart überbewertet, so man ein Superlativ dafür erst erfinden müsste. So nett ich die Burschen aus Georgia auch finde, ich würde keinen Cent darauf wetten, dass sie die erste Runde im Playoff überstehen werden. Das langt für Arizona, Dallas, Carolina oder Kansas City, hat aber zu wenig Substanz, wenn dann die Namen zu Klingen beginnen. Den November werden die Falcons eventuell sogar mit Niederlagen gegen Tampa und New Orleans abschließen. Im Jänner droht das One And Done.

Schade Cleveland und Carolina

Außer der Gegner lautet Dallas, was niemand hofft, außer Dallas selbst. Die Cowboys besiegten in einem „aufopfernden" Kampf die grandiosen Cleveland Browns in der Overtime mit 23:20. Brandon Weeden war besser als Tony Romo, die Browns um keinen Deut schlechter als die Boys, daher wäre ein Unentschieden im Cowboys Stadium durchaus gerecht gewesen. Dallas schöpft wieder Hoffnung, das Wort Playoff fällt in Interviews, RG3 wird ihnen nächste Woche zeigen, wie man einen Overtime-Sieg über Cleveland zu bewerten hat.

Das letzte Glückskind der Woche 11: Die Tampa Bay Buccaneers. Die konnten ihren Aufwärtstrend gegen Carolina zwar fortsetzen, mussten gegen zahnlose Panther aber ebenfalls in die Overtime. Und auch sie zitterten sich in diese erst hinein, denn Carolina führte im vierten Quarter bereits mit 21:10. Josh Freeman, bis dahin fürchterlich umständlich unterwegs, fand dann zu sich und vor ihm Vincent Jackson. Ein Glück, wenn auch eines des Tüchtigen, denn Dallas Clark fing in der Nachspielzeit den Touchdown zum Sieg.

New England gewinnt Spiel, verliert "Gronk"

Die Defense der Patriots muss sich stark verbessern, um die Colts in Schach zu halten, meinte ich vor einer Woche. Gesagt - getan. Zwei Pick Six und der Luck war schnell ab. Dazu ein Punt Return Touchdown des an allen Ecken und Enden des Spielfelds entfesselten Julian Edelman. Indianapolis muss sich nicht kränken, denn das Team befindet sich weiterhin auf Playoff-Kurs und der junge Mann wird ihnen noch viel Freude bereiten. Die Reise ins Gillette als Ende des Schulsikurses an dessen Neuanfang dann die Hausbergkante der NFL steht: New England. Da hat es schon ganz andere zerlegt.

Sorgen haben seither allerdings die Patriots, denn Rob Gronkowski brach sich am Ende des Spiels den Unterarm. Sechs Wochen Pause sind mal als Nahziel ausgegeben, bereits am Montag wurde der beste Tight End der Liga operiert. Die Patriots sind zwar bekannt dafür, über ein (oft anonymes) Haigebiss zu verfügen, einen vollwertigen Ersatz für den Superstar haben sie allerdings ganz sicher nicht in der Hinterhand. Noch dazu der zweite TE-Fels in der Brandung, Aaron Hernandez, ebenfalls nicht fit ist. Da wird Bill Belichick in seiner Offense wohl einiges umstellen müssen, aber wenn es jemanden gibt, der hier perfekt adjustieren kann, dann ist es wohl er. New England damit klar auf Playoff Kurs, gemeinsam mit Denver (Sweep über San Diego) auf schöne 7-3 gefestigt im aktuellen Bild der AFC.

Kaepernick erledigt die Bears

Montagnacht kam es dann als Abschluss der elften Spielwoche zu einer Überraschung in San Francisco. Nicht der Sieg der 49ers über Chicago, sondern die Höhe und die Art und Weise, wie dieser zustande kam, ist bedenklich für die Herren aus Illinois. Von einer Dominanz in alle Teilbereichen wagten wohl die glühendsten Niners-Fans nicht zu träumen. Vor allem nicht nach der doch etwas dürftigen Vorstellung in der Vorwoche gegen St. Louis. Montagnacht kam dann alles besser für die Kalifornier. Nach einigem Hin- und her - Kann Alex Smith spielen, oder nicht? - entschied sich San Francisco mit Colin Kaepernick, der für Smith (Gehirnerschütterung) in der Vorwoche bereits einsprang, zu starten. Es sollte der erste NFL-Start des 25-jährigen Quarterbacks von der University Nevada-Reno werden und das Debüt wurde zu einem umjubelten Erfolg. Kaepernick zeigte der Chicago Defense ihre Grenzen auf, warf zu 243 Yards und zwei Touchdowns. Die Gäste, die mit Jason Campbell anstelle von Jay Cutler (ebenfalls Gehirnerschütterung) ins Spiel gingen, brachten offensiv kein Bein auf den Boden. Campbell warf unter Dauerdruck der Niners Defense zwei Picks und wurde alleine von Aldon Smith sechs Mal gesackt. Endstand 32:7 und selbst der sah für die Bears noch sehr schmeichelhaft aus, befand sich das Spiel bereits im dritten Quarter in der Garbage Time, als klar wurde, dass Chicago an dem Tag niemanden schlagen wird.

Die 49ers übernahmen damit Platz 2 in der NFC von Chicago, die auf den fünften Rang abstürzten. Es ist nur eine Momentaufnahme, aber sollte sich bei den Bears nicht etwas radikal ändern, dann werden sie diesen Platz nächsten Sonntag an Minnesota verlieren und die Playoffs geraten in ganz ernsthafte Gefahr. Zumindest sind sie seit gestern der erste große Wackelkandidat in der NFC. Alle sieben Siege kamen gegen faule Eier, wo ich Indy zum Start als solche dazu rechne, gegen Green Bay, Houston und jetzt San Francisco setzte es Niederlagen. Die Vikings, ihre alte Nemesis, werden nun zwei Mal zum Gradmesser. Ein 1-1 ist hier zwingend nötig.

PULS 4 im Superdome, ESPN bei Thanksgiving

In San Francisco könnte man nun darüber nachdenken, ob man bei Kaepernick bleibt, oder wieder auf Smith zurück geht. Haben die 49ers lediglich von der Schwäche Chicagos profitiert, oder sind sie tatsächlich mit „CK1" (Ha! - habe ich eben „erfunden") so stark wie sie aussahen? Diese Frage wird am Sonntag ab 22:30 Uhr auf PULS 4 geklärt, wenn die Saints die Niners im Superdome empfangen. Michael Eschlböck und ich freuen uns darauf sehr, denn so ganz haben wir nicht mehr damit gerechnet, dass wir heuer noch einmal New Orleans sehen werden. Die Chancen von Brees & Co auf eine Playoff-Teilnahme sind intakt, der Spielplan aber ganz schwer. Nach den 49ers folgen die Falcons, Giants und Bucs, erst am Ende wird es mit Dallas und Carolina der Papierform nach etwas einfacher.

Ein volles Programm, inklusive aller drei Thanksgiving Spiele, liefert ESPN America ins Haus. Am US-Feiertag (kommenden Donnerstag) sieht man dort Detroit-Houston (18:30 Uhr), gefolgt von Dallas-Washington (22:00) und New York Jets-New England (Freitagmorgen 02:15 Uhr). Am Sonntag gibt es als Starter Chicago-Minnesota (19:00 Uhr), im Anschluss geht man ebenfalls in den Superdome, Sunday Night Football wird heiß mit New York Giants-Green Bay (Montagmorgen 2:20 Uhr), dafür dürfen Sie dann Montagabend früh ins Bett, da Philadelphia-Carolina (Dienstagmorgen 2:30 Uhr) schon extreme Schlafstörungen voraussetzt. (Walter Reiterer - derStandard.at 20.11. 2012)

NFL Woche 11:

Buffalo Bills vs. Miami Dolphins 19:14
Washington Redskins vs. Philadelphia Eagles 31:6
Atlanta Falcons vs. Arizona Cardinals 23:19
St. Louis Rams vs. New York Jets 13:27
Kansas City Chiefs vs. Cincinnati Bengals 6:28
Dallas Cowboys vs. Cleveland Browns 23:20
Carolina Panthers vs. Tampa Bay Buccaneers 21:27
Houston Texans vs. Jacksonville Jaguars 43:37
Detroit Lions vs. Green Bay Packers 20:24
Oakland Raiders vs. New Orleans Saints 17:38
New England Patriots vs. Indianapolis Colts 59:24
Denver Broncos vs. San Diego Chargers 30:23
Pittsburgh Steelers vs. Baltimore Ravens 10:13
San Francisco 49ers vs. Chicago Bears 32:7

Tabellen der Conferences
Playoff-Bild