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Die Ernährungsexpertin Marlies Gruber empfiehlt Nahrungsergänzungsmittel auf die tatsächlichen Bedürfnisse hin zu hinterfragen.

Foto: dpa/Bernd Thissen

39 Prozent der österreichischen Erwachsenen (42 Prozent der Frauen und 36 Prozent der Männer) greifen regelmäßig zu Nahrungsergänzungsmitteln (NEM), berichtet das forum.ernährung heute.

Die häufigsten Gründe für die Einnahme von NEM sind körperliche Gesunderhaltung, Stärkung des Immunsystems und das Vorbeugen von Erkältungen. Daher erfährt der Absatz von Nahrungsergänzungsmitteln besonders im Herbst und Winter ein deutliches Hoch. Auf den ersten Plätzen rangieren Vitamin C und Kalzium, bei Frauen zusätzlich Magnesium, bei Männern Vitamin E.

"Mit Ausnahme von Kalzium werden häufig Mikronährstoffe supplementiert, mit denen die Österreicher ohnehin ausreichend versorgt sind", erläutert Mag. Marlies Gruber, wissenschaftliche Leiterin des forum.ernährung heute. Aus diesem Grund empfiehlt die Expertin Nahrungsergänzungsmittel auf die tatsächlichen Bedürfnisse hin zu hinterfragen.

Trugschluss: "Hilft's nicht, so schadet‘s nicht"

Eine übermäßige Einnahme von gewissen NEM kann auch mit negativen Auswirkungen verbunden sein. So zeigen aktuelle Auswertungen der EPIC-Studie, dass beispielsweise die Rolle von Kalziumsupplementen in der Osteoporose-Prävention neu zu beurteilen ist. Den Daten zufolge ist eine regelmäßige Aufnahme von Kalziumsupplementen mit einem höheren Herzinfarktrisiko assoziiert. Marlies Gruber rät daher zu einer ausreichenden Zufuhr über Lebensmittel.

Auch die Bewertung von supplementiertem Vitamin A (sowie dessen Vorstufe ß-Carotin) und E ist ernüchternd: Die beiden antioxidativen Vitamine zeigen in groß angelegten Studien keine positiven Effekte auf die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. - Im Gegenteil: Es wird vermutet, dass eine hohe Supplementierung von Vitamin E (> 400 IU/d) mit einer verkürzten Lebensdauer verbunden sei. Zudem sei nach Meinung der Ernährungswissenschaftlerin eine zusätzliche Einnahme dieser antioxidativen Vitamine in den meisten Fällen auch nicht nötig.

Einseitige Ernährung kann mit NEM nicht ausgeglichen werden

Mit Vitamin D sind hingegen etwa 40 Prozent der Österreicher unterversorgt. Der Bedarf wird vorrangig über die körpereigene Produktion bei Sonnenexposition gedeckt. "Wer im Sommer zu wenig Sonne getankt und somit nur einen kleinen Vitamin-D-Vorrat für die Wintermonate angelegt hat, kann in der kalten Jahreszeit von Vitamin-D-Präparaten profitieren. Das betrifft vor allem oft ältere, wenig mobile Personen", so Marlies Gruber.

"In besonderen Lebensphasen wie bei Kinderwunsch, während der Schwangerschaft oder Stillzeit, im hohen Alter, bei Hochleistungssport oder bei vorliegenden Erkrankungen kann die temporäre Einnahme von Supplementen zweckbringend sein. Durch Nahrungsergänzungsmittel ist jedoch eine generell einseitige Ernährungsweise nie ausgleichbar", lautet das Fazit von Marlies Gruber. (red, derStandard.at, 21.11.2012).