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Belgrad,  17. November 2012: Demonstranten verbrennen eine kroatische Fahne

Foto: Darko Vojinovic/AP/dapd

Seit die kroatischen Generäle Ante Gotovina und Mladen Markac vergangenen Freitag in einem Berufungsverfahren vor dem Haager UN-Kriegsverbrechertribunal freigesprochen wurden, erlebt Serbien eine Empörungswelle. Premier Ivica Dacic fasste die Stimmung in einem Satz zusammen: "Die Serben sind verbittert." Aus serbischer Sicht feierten Kroaten die "Legalisierung der ethnischen Säuberung". Gotovina und Markac hatten eine Aktion befehligt, die ein ethnisch gesäubertes Kroatien zur Folge hatte.

"Wir bedauern, dass Kroatien auf der Straße die Tötung von Serben derartig feierte, denn es war kein Fest, das die Rückkehr der Generäle, sondern eigentlich die an Serben begangenen Verbrechen zelebrierte", sagte Parlamentspräsident Nebojsa Stefanovic. Projektionen von Feindbildern kehren nach einem Jahrzehnt zwar schleppender, doch scheinbar irreversibler Versöhnungspolitik zurück.

Aufruf gegen Integration

Obwohl es noch nie eine so breite politische Übereinstimmung über den EU-Beitritt Serbiens gab, war die Unterstützung der Bevölkerung schon vor den Freisprüchen auf ein Rekordtief von knapp mehr als 40 Prozent gesunken. Kaum hat sich Serbien vom Schock der "gewaltsamen" Unabhängigkeit des Kosovo erholt, erreicht das Misstrauen gegenüber internationalen Organisationen einen neuen Höhepunkt. Antieuropäische Parteien wittern ihre Chance. Die Demokratische Partei (DSS) von Expremier Vojislav Kostunica ruft die Serben auf, eine Petition gegen die Fortsetzung der EU-Integration zu unterschreiben. (Andrej Ivanji aus Belgrad/DER STANDARD, 22.11.2012)