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Der Palast in Ayutthaya, der früheren Hauptstadt des Königreichs, war Vorbild für den Königspalast in Bangkok.

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Für Ähnlichkeiten zwischen Thailands aktueller und den alten Hauptstädten gibt es kopflastige Erklärungen. Selber sehen und verstehen geht aber auch.

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Im Herbst 2011 fiel die jährliche Überschwemmung in Ayutthaya stärker aus aus gewöhnlich. Bis 2012 dauerte es, die Schäden am Tempel zu beheben.

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Anreise & Unterkunft:

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Unterkunft:
in Ayutthaya: iuDia on the River - geschmackvolles Designhotel am Flussufer;
in Sukhothai: Sukhothai Heritage Resort - stilvolles Luxushotel zu erschwinglichen Preisen.

Weitere Infos: Thailändisches Fremdenverkehrsamt

Grafik: DER STANDARD

Für thailändische Begriffe ist Friedrich Schiller ein Spätzünder: Als 1782 Die Räuber in Deutschland uraufgeführt wurden, hatte das alte Siam seine ärgsten Räubersgeschichten bereits hinter sich: Bangkok, die Metropole an den Ufern des Chao-Phraya-Flusses, werkelte im selben Jahr schon an seinem nagelneuen Großen Königspalast. Was viele nicht wissen: Der Palast in Bangkok ist im Grunde genommen nur eine Kopie. Sein Vorbild war ein prachtvoller Palast, der in Ayutthaya, der früheren Hauptstadt des Königreichs, gestanden hatte. Einer Stadt, die etwa siebzig Kilometer nördlich von Bangkok liegt, die mehr als vier Jahrhunderte lang den kulturellen und politischen Mittelpunkt des Landes bildete und die im Jahr 1767 bei den Raubzügen der Burmesen komplett zerstört wurde. Jene Steine der Ruinen, die noch brauchbar waren, ließ König Rama I. wie aus einem Bauhof auf Schiffen nach Bangkok bringen. Nur durch dieses Material aus Ayutthaya war es möglich, den neuen Palast innerhalb von lediglich vier Jahren aufzubauen.

Die meisten Tempel- und Palastanlagen von Ayutthaya sind mittlerweile rekonstruiert. Seit dem Jahr 1991 steht der historische Park, der hier geschaffen wurde, als Weltkulturerbe unter dem Schutz der Unesco. Wer ihn besucht, löst gewissermaßen ein günstiges Ticket für eine Zeitreise in das Thailand des 18. Jahrhunderts: Ayutthaya war damals die wichtigste Metropole Südostasiens - eine Weltstadt, in der bis zu eine Million Menschen lebten. Ihr Blüte erlebte die Stadt in einer Zeit, in der Bangkok noch ein kleines Fischerdorf am Ostufer des Chao-Phraya-Flusses war.

Das alte Ayutthaya lag genau genommen auf einer Insel - umgeben von Kanälen sowie den drei Flüssen Chao Phraya, Lopburi und Pasak. In der Regenzeit bildete das Wasser, das außerhalb der Stadtmauern die Felder überflutete, einen natürlichen Schutz. Doch im Herbst 2011 war das Wasser, das Ayutthaya von allen Seiten umgibt, nicht wie früher Schutz, sondern Gefahr. Die alljährlichen Überschwemmungen fielen ungemein stark aus. Dämme hielten nicht mehr, Sandsäcke, die zum Schutz der Tempelanlagen aufgebaut waren, wurden weggeschwemmt. Wasser drang in die Stadt ein, und die Ruinen standen zum Teil meterhoch unter Wasser. Nur ein einziger Tempel blieb trocken.

Schnappschüsse wie eh und je

Es dauerte bis ins in den Frühsommer 2012, bis die Schäden beseitigt waren. Doch mehr als ein Jahr nach der großen Flut ist der historische Park Ayutthaya schön wie eh und je. Wat Mahathat etwa, der Tempel der großen Reliquie, ist wieder vollkommen hergestellt. In diesem Tempel residierte im 17. Jahrhundert der oberste Patriarch der thailändischen Buddhisten. Meist wetteifern dort Bustouristen aus asiatischen Ländern und thailändische Schulkinder um die besten Schnappschüsse. Doch das beliebteste Fotomotiv sind keineswegs die Tempeltürme im kambodschanischen Stil, die Prangs, sondern ein mittlerweile gut bekannter Bodhi-Baum, dessen oberirdisch sichtbares Wurzelwerk einen steinernen Buddhakopf umschlungen hält.

Einer der bedeutendsten Könige, die in Ayutthaya residierten, war Narai der Große. Er hatte den Thron von 1656 bis 1688 inne und pflegte beste Beziehungen zu Ludwig XIV. in Frankreich. In seiner Regierungszeit wurde in Ayutthaya sogar eine französisch-ostindische Handelsgesellschaft errichtet. Französische Architekten zerbrachen sich damals den Kopf darüber, ob es machbar wäre, einen Kanal zwischen dem Golf vom Thailand und der Andamanensee zu bauen.

Narais Vater - König Prasat Thong - war wiederum Bauherr eines herrlichen, aber etwas außerhalb gelegenen Tempels: Wat Chai Watthanaram. Im Gegensatz zu Wat Mahathat, dessen Hauptturm zerstört und nicht wiederaufgebaut wurde, verfügt Wat Chai Watthanaram auch heute über einen 35 Meter hohen Prang, der von acht Chedis, also gewissermaßen Altären, umgeben ist.

Die Könige von Ayutthaya hatten nicht nur die Burmesen als Feinde, sie führten auch Feldzüge gegen die Khmer. "Wir nennen den Wat Chai Watthanaram auch Siegestempel, denn vermutlich wurde er zur Feier eines Sieges über die Kambodschaner erbaut. Der Tempel ist eine Kopie der Anlage von Angkor Wat, er hat aber auch unverkennbare Elemente der Thai-Architektur", erklärt der Tempelexperte Pipith Kaewta, bevor er die nächste Anlage ansteuert: Wat Lokayasutha.

Beeindruckt im Chai Watthanaram vor allem der Prang, der ein Symbol für den Berg Meru darstellt, ist es im Wat Lokayasutha ein etwa vierzig Meter langer und acht Meter hoher liegender Buddha. Diese Statue aus Ziegeln und Mörtel ist zum Teil mit gelben Tüchern umhüllt - und der Kopf des Buddhas wird von der rechten Hand abgestützt "Wat Lokayasutha stammt aus der Frühphase Ayutthayas, aber man weiß nicht genau, unter welchem König er gebaut wurde", erläutert Pipith Kaewta.

Buchstäblich eine Blütezeit

Ayuatthaya, die Vorgängerstadt Bangkoks, war überaus bedeutend für die thailändische Geschichte und Kultur, doch ihre Wiege war sie nicht. Diese liegt mehrere Hundert Kilometer weiter nördlich - in Sukhothai, einer weiteren Unesco-Welterbestätte. Sukhothai war zwar nur rund 100 Jahre lang die Hauptstadt Siams - von 1239 bis 1350 -, doch in dieser Zeit gab es immense kulturelle Fortschritte. "Die Blütezeit der Sukhothai-Kultur war unter Ramkhamhaeng, dem dritten König Sukhothais. In seiner Herrschaftszeit entstanden nicht nur die Buchstaben des Thai-Alphabets, sondern auch sehr viel Buddha-Bildnisse", weiß Pipith Kaewta.

Die Herrscher von Sukhothai waren Buddhisten - doch das war in dieser Region nicht immer so. Das zeigt eindrucksvoll ein Besuch von Wat Sri Savaya, einem Tempel, der seit der Sukhothai-Zeit zwar buddhistisch ausgerichtet ist, der aber eindeutig aus einer Hindu-Kultstätte hervorgegangen ist. Die drei Prangs, die miteinander verbunden sind, standen ursprünglich für die Hindu-Götter Shiva, Vishnu und Brahma. Sie verfügen aber auch über einen buddhistische Gebetsraum, der dem Tempel in der Sukhothai-Zeit hinzugefügt wurde. Denn unter König Ramkhamhaeng wurde der Theravada-Buddhismus zur Staatsreligion.

Als zentrales Heiligtum von Sukhothai galt früher allerdings der Wat Mahathat. Er war beinahe 200 mal 200 Meter groß, und in ihm fanden sich nahezu 200 Chedis. In der sogenannten Ordinationshalle dieses Tempels thronte viele Jahrhunderte lang eine der imposantesten Buddhafiguren des Landes. Ihr Name: Phra Buddha Shakjamuni.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde schließlich auch diese fast acht Meter hohe Statue auf einer Reisbarke nach Bangkok transportiert. Heute steht sie im Wat Suthat, einer rund vierzig Hektar großen Tempelanlage in der neuen Hauptstadt, die König Rama I. eigens für den Sukhothai-Buddha hat bauen lassen. (Florian Flieger, DER STANDARD, Rondo, 23.11.2012)