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Googles neue Nexus-Geräte stoßen auf riesiges Interesse.
Die Marke "Nexus" boomt. Hinter ihr verbergen sich in Kooperation mit etablierten Elektronikgrößen hergestellte Smartphones und Tablets mit starker Hardware zum Kampfpreis. Der Ansturm auf deren neueste Ableger wirft die Frage auf, ob der von Google etablierte Name mittlerweile jenen Status erreicht hat, den sich Apples mobile iProdukte in einem halben Jahrzehnt erarbeitet haben.
Riesiger Käuferansturm
Weil der Ansturm auf das von LG produzierte Telefon Nexus 4 so groß ist, konzentriert man bei Google alle Kapazitäten fürs Erste auf die großen Märkte. Das Resultat: In Österreich und anderen kleineren Ländern ist der Vorzeigeandroide frühestens 2013 zu bekommen. In Belgien und Holland wird gar überhaupt um einen offiziellen Marktstart gebangt.
Engpässe
Beim Nexus 7 stellten sich beim Launch im September schnell Engpässe ein. Mittlerweile laufen die Fabriken bei Asus auf Hochtouren, der taiwanesische Hersteller könnte bald eine Million Stück des Siebenzöllers pro Monat verkaufen, denn bald wird die 3G-Ausgabe für zusätzlichen Bedarf sorgen.
Den Erfolg spürt auch der österreichische Ableger. So rechnet das Unternehmen hierzulande damit, bis Weihnachten die 25.000-Stück-Marke zu knacken. Andere Geräte erreichen im Vergleich lediglich dreistellige Absatzzahlen. Mit dem Nexus 10, das Google gemeinsam mit Samsung gebaut hat, ist der nächste Kracher im Anmarsch. Bei Media Markt verzeichne man zwar "generell großes Kundeninteresse bei Android-Tablets", bei Nexus-Geräten jedoch einen "überproportionalen" Absatz.
Androids Erfolg als Basis
Die Basis für die Nexus-Reihe legt der Erfolg des Android-Betriebssystems, das mit rund 70 Prozent Marktanteil bei Smartphones eine enorm dominante Rolle einnimmt. Diese spiegelt sich auch bei den österreichischen Mobilfunkern wider.
So hat Orange im Schnitt 14 Android-Phones im Verkauf. Inklusive berücksichtigter iOS- und Android-Tablets läuft damit bald jedes zweite von dem Provider verkaufte Gerät (42 Prozent im Jahr 2012 / Stand Oktober) mit Googles Betriebssystem. Ein Anstieg von derzeit 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Am erfolgreichsten schlagen sich hier Einsteiger- und Mittelklassegeräte der Galaxy-Reihe von Samsung.
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei "3", wo jedes Android-Smartphone im Schnitt um zehn Prozent besser verkauft wird als der Gesamtschnitt. Auch hier ist die Galaxy-Reihe prominent auf den ersten beiden Rängen vertreten. Ähnliches ergibt sich bei T-Mobile. Den Gesamtzahlen, die jedoch nicht von jedem der Mobilfunker bereit gestellt wurden, ist zu entnehmen, dass sich jeder Androide im Schnitt fünf- bis zehntausend Mal verkaufen dürfte.
Niedriger Preis als wichtigstes Kaufargument
Doch zurück zur Nexus-Reihe. Der WebStandard hat die Marken-Experten Uwe Munzinger (Sasserath Munzinger Plus) und Michael Brandtner dazu befragt. Beide sehen insbesondere die günstige Bepreisung der Nexus-Devices als wichtigstes Kaufargument für die Geräte. Brandtner betont jedoch, dass in den USA eher das Kindle Fire als leistbare iPad-Alternative angesehen wird.
Das "Anti-iPad"
Ein anderes Kaufargument könnte genau darin liegen, denn es gibt, so Munzinger auch einen "Anti-Apple-Markt" für jene Kunden, denen die Devices aus Cupertino "zu teuer oder elitär" sind.
Eine künftige Positionierung als "Anti-iPad" hält Brandtner gar für eine Notwendigkeit, um im nach wie vor dicht besiedelten Markt für kleine Tablets die eigene Ausnahmestellung zu behalten. Er schreibt den Nexus-Tablets derzeit die Rolle als "günstigen Shootingstar" zu, wie sie einst HTC bei Smartphones innehatte
Hardware macht ein Gerät "cool"
Ob ein Gerät als exklusiv oder höherwertig betrachtet wird, hat wenig mit dem Betriebssystem zu tun, meint Munzinger. "Als 'cool' gilt im Massenmarkt das Endgerät, weniger die Software", betont der Fachmann. Dementsprechend steht die enorm hohe Verbreitung des Systems einer solchen Wahrnehmung nicht entgegen.
So bedeutend wie Apples Marken? "Nie im Leben!"
Trotzdem, so Munzinger weiter, unterscheidet sich das Wirkungsprinzip der beiden Marken deutlich. "Mit dem iPhone hat Apple die Art und Weise, wie wir telefonieren und was wir mit einem Telefon machen, komplett verändert. Das iPad hat eine neue Kategorie erschlossen", schildert der Markenberater. "Davon sind Nexus und Co. weit entfernt." Diese Errungenschaften sind fixer Bestandteil des Apple-Mythos und fehlt der Android-Konkurrenz.
Dementsprechend hat sich Googles Nexus-Reihe zwar einen guten Namen gemacht, verfügt aber nicht über den revolutionären Touch, der nach wie vor am iPhone und iPad haftet. Erfolg und Wahrnehmung sind zwei unterschiedliche Dinge. Auf die Frage "Hat Nexus mittlerweile einen ähnlichen Status erreicht wie Apples Marken?" meint Michael Brandtner jedenfalls lapidar: "Nie im Leben!". (gpi, derStandard.at, 22.11.2012)