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Wer lesen kann, ist im Vorteil: Gelesenes bleibt für immer - und kann Identitäten verbinden.

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Carl Djerassibei der Eröffnung der fünften Buch Wien.

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Wien - Auf einer Messe wie der Buch Wien geht es immer um zweierlei. Auf der einen Seite um Verkaufzahlen und PR. Daneben aber auch um einen ideellen Wert: den des geschriebenen Wortes.

Gerald Schantin, Präsident des Hauptverbandes des österreichischen Buchhandels, konzentrierte sich bei der Eröffnung der mittlerweile fünften Buch Wien naturgemäß auf den wirtschaftlichen Aspekt: Der österreichische Buchhandel stehe im Vergleich zum deutschsprachigen Ausland zwar gut da, nichtsdestoweniger seien die steuerlichen Rahmenbedingungen ein Hindernis, zumal gegenüber Internet-Konkurrenten wie Amazon. Auch in Sachen Urheberrecht sei Argumentationsarbeit nötig, die Leistung Kulturschaffender müsse bezahlt werden. "Das Wirtschaftsgut Buch", stellte Andreas Mailath-Pokorny klar, "ist das eine. Es geht ums Lesen." Gerade in Zeiten der Krise, so der Wiener Kulturstadtrat, sei, wer lesen könne, klar im Vorteil: "Erlesenes kann uns im Gegensatz zum Ersparten niemand wegnehmen."

Und schließlich, so Unterrichtsministerin Claudia Schmied, wäre das Lesen auch eine "Schule der Empathie". Bundespräsident Heinz Fischer lobte, dass die Buch Wien "keine Veranstaltung der Inzucht" wäre, sondern auch Kontakt zu den Nachbarländern hielte.

"Wien hat Erfahrungen als Schmelztiegel. Das bringt Probleme, aber immer auch Möglichkeiten und Erfahrungen. Rückblickend sind wir stolz darauf - in der Gegenwart sind die Meinungen da etwas differenzierter."

Wie Literatur verschiedene Identitäten verbindet, zeigte dann der Schriftsteller und Chemiker Carl Djerassi. 1938 aus Wien laut seinen eigenen Worten "rausgeworfen" und in die USA ausgewandert, hat er heute wieder eine Wohnung in Wien.

Als Chemiker Miterfinder der Pille, begann er vor gut 25 Jahren mit dem literarischen Schreiben. Ganz der Naturwissenschafter, mit Powerpoint und der selbst erfundenen Methode der Autopsychoanalyse, zeigte er in seinem Vortrag, wie er sich seiner Heimatstadt schreibend wieder angenähert hat.

Tauchten die Orte seiner Vergangenheit in seinen frühen Romanen immer wieder "unterbewusst" auf, schrieb er seine neue, "allerletzte" Autobiografie, die 2013 erscheinen wird, komplett in Wien. Das Wort "Wiener", sagt er, bedeute für ihn jetzt wieder etwas.   (Andrea Heinz, DER STANDARD, 23.11.2012)