Wien - Hiobsbotschaften von US-amerikanischen Zeitungen gibt es seit einigen Jahren, nun ist die Krise der Printmedien mit der Pleite der "Frankfurter Rundschau" und der Einstellung der "Financial Times Deutschland" vor Österreichs Haustür angekommen. "Die Spirale von steigenden Kosten und sinkenden Einnahmen wächst sich für manche Medien zur Todesspirale aus", sagte Thomas Kralinger, Präsident des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ) am Freitag bei einer Enquete von VÖZ und Nationalratspräsidentin Barbara Prammer im Palais Epstein.

Für Österreichs Zeitungen und Magazine zeichnet sich schon seit einigen Jahren eine wirtschaftliche Stagnation ab. "Laut einer VÖZ-Erhebung sind seit 2005 die Gesamtumsätze unserer Branche lediglich um drei Prozent gewachsen, und das ohne Einrechnung der Inflation. Also real ein Absinken! Die Vertriebserlöse konnten zwar nominell zulegen, aber die Anzeigenumsätze sind in den vergangenen vier Jahren um fast zehn Prozent zurückgegangen", so Kralinger.

"Deutliche Erhöhung" der Presseförderung nötig

Hinzu komme, dass es trotz des digitalen Umbruchs der Branche "weltweit kein allgemein gültiges und tragfähiges Erlösmodell für Qualitätsjournalismus im Web" gebe. Bezahlschranken seien zwar eine Option, in Österreich aber aufgrund der marktdominanten Stellung von ORF.at ein schwieriges Unterfangen. "Das ist keine Schwarzmalerei, sondern das sind die wirtschaftlichen Tatsachen unserer Branche", sagte Kralinger. Eine Reihe von Verlagshäusern arbeitet denn auch gerade an Sparprogrammen und ist dabei, Personal abzubauen.

Um wirtschaftlich überlebensfähig zu bleiben, fordern die Verleger deshalb ein "neues Fundament" für die Presseförderung. "Als Investition in die Zukunftssicherung der Tageszeitungen und Magazine" sei eine "deutliche Erhöhung" von derzeit knapp 11 auf 50 Millionen Euro nötig. Begründet wird diese Forderung auch mit dem gesellschaftlichen Mehrwert von Printmedien.

"Kontrollinstanz für demokratische Gesellschaft"

"VÖZ-Mitgliedsmedien informieren acht von zehn Bürgern dieser Republik unabhängig, objektiv und kritisch über aktuelle Geschehnisse in diesem Land", erklärte Kralinger. "Kaufzeitungen und Kaufmagazine trennen Wichtiges von Unwichtigem, betreiben Bewusstseinsbildung für Themen, die von gesellschaftlicher Bedeutung sind. Sie ordnen Sachverhalte ein, decken Missstände auf, hinterfragen Entscheidungen der Mächtigen in Politik und Wirtschaft und sind damit eine unentbehrliche Informationsquelle und Kontrollinstanz für unsere demokratische Gesellschaft."

Aspekte dieses gesellschaftlichen Mehrwerts und Beispiele für die Unverzichtbarkeit von Zeitungen und Magazinen in einer Demokratie hat der Verband Österreichischer Zeitungen in einem 270-seitigen Public Value Bericht zusammengetragen. Bei der Enquete "Demokratische Gesellschaften brauchen Medienvielfalt und Pressefreiheit" wurde dieser am Freitag der Öffentlichkeit präsentiert. (APA, 23.11.2012)