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Klaus Kröll landete in den ersten Abfahrtstrainings in Lake Louise im Spitzenfeld.

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"Laufen kann ich nicht. Auf einem Haxen springen auch nicht."

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Standard: Sie scheinen die Strecke in Lake Louise ja ganz gut im Griff zu haben?

Kröll: Komischerweise habe ich die Strecke hier in den letzten Jahren immer im Griff gehabt - in den Trainings.

Standard: Ist diese Piste für einen richtigen Abfahrer nicht fast ein bisschen fad?

Kröll: Nein, leider schaut das im Fernsehen oft blöd aus. Zum Fahren ist das gar nicht so einfach. Das Tempo ist immer relativ hoch. Und zwischendurch sind knackige Kurven. Es ist nicht leicht hier, dass du von oben bis ins Ziel die Geschwindigkeit haltest. Das ist entscheidend, die Abfahrt ist ja doch eher auf der flacheren Seite.

Standard: Haben Sie auch Ihren Körper wieder im Griff nach dem Bruch des Fußwurzelknochens?

Kröll: Ich denke, dass ich ihn halbwegs im Griff habe. Aber es ist sicher nicht so, dass alles hundertprozentig fit ist. Ich habe mich sehr gut entwickelt in den letzten zwei Wochen.

Standard: Sie haben nach dem Motocross-Unfall im April das Sommertraining versäumt. Kann das für einen Routinier auch ein Vorteil sein, da der Hunger größer ist?

Kröll: In meinem Fall ist es sicher kein Vorteil. Ich wäre schon gern nach Chile gefahren. Stattdessen habe ich die Zeit mit Therapie und Training verbracht. Das war nicht angenehm. Die Sache hat sehr lang gedauert. Im September habe ich gar nicht gewusst, ob das noch einmal was wird für diese Saison.

Standard: Die Zweifel kamen erst so spät?

Kröll: Am Anfang hat es überhaupt keine gegeben. Es war ja noch soviel Zeit. Ich habe mir nicht gedacht, dass das ein Problem wird.

Standard: Und wann kam die Zuversicht?

Kröll: lm Oktober, als ich zum ersten Mal wieder Ski gefahren bin. Mit Skischuh hab ich weniger Probleme als ohne, weil der Fuß gut fixiert ist. Als ich die Belastung erhöht habe, hat der Fuß immer mitgespielt.

Standard: Können Sie auch schon laufen?

Kröll: Laufen kann ich noch nicht. Ich hab es jetzt wieder einmal probiert, aber dann hat er gleich richtig wehgetan, der Fuß. Auf einem Haxen springen kann ich auch nicht. Ich bin schon froh, dass mich keiner darauf anredet, dass ich immer noch humpel.

Standard: Sie gehen aber schon davon aus, dass es wieder wird?

Kröll: Doch. Aber es ist langwierig. Diese Knochen sind so schlecht durchblutet, dass es ewig dauert. Und es kommt auch eine große Belastung drauf. Das fördert den Heilungsprozess nicht gerade.

Standard: Sie fühlen sich also trotz guter Trainingszeiten nicht unbedingt als Favorit?

Kröll: Der Weltcupsieg ist vergessen. Es beginnt wieder bei null. Und ich muss einmal schauen, was der Fuß rennmäßig aushält.

Standard: Werden Sie in Zukunft aufs Motocrossfahren verzichten?

Kröll: Das habe ich noch nicht entschieden. Verkauft hab ich die Maschine noch nicht. Nächstes Jahr werd ich vermutlich noch nicht fahren.

Standard: Man nennt Sie den Bullen von Öblarn. Empfinden Sie das als Kompliment? Oder zipft Sie das eher an?

Kröll: Das geht schon vorbei an mir. Ändern kann ich es eh nicht mehr. Wenn mich Leute in natura sehen, dann wundern Sie sich, denn sie haben sich ja was ganz anderes vorgestellt. Dann fragen Sie mich, ob ich zehn Kilo abgenommen habe. Ich fühle mich nicht als Bulle.

Standard: Und wie kommt Kröll, der Steirer, mit dem kanadischen Bier zurecht?

Kröll: Ich hab heuer noch keines getrunken. Aber ich war ja schon oft da. Und ich weiß, dass man das Canadian durchaus trinken kann. (Benno Zelsacher, DER STANDARD, 24. 11.2012)