Wien/Ankara - Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) will Imame aus Österreich. Die aktuellen Prediger in den Moscheen seien für die Integration nicht gerade förderlich, meinte Kurz in einem Interview mit dem "Kurier". Der Staatssekretär hielt sich diese Woche in der Türkei auf, wo er mit Regierungsvertretern Fragen der Integration von Zuwanderern mit türkischen Wurzeln erörterte.

"Wir haben 300 Imame in Österreich, die fast alle der staatlichen Kontrolle aus der Türkei unterliegen. Wir streben hier eine Veränderung an. Wir brauchen österreichische Imame statt Imame aus dem Ausland. Wir brauchen Imame, die unsere Kultur kennen, das Land kennen, Deutsch sprechen, die die richtigen religiösen Ansprechpartner sind für Menschen mit muslimischem Glauben -, die oft sogar in Österreich geboren sind", sagte Kurz zum "Kurier".

Kurz unterbreitete seine Vorschläge auch dem Leiter des Präsidiums für Religionsangelegenheiten in der Türkei (Diyanet), Mehmet Görmez, wie die "Presse" in ihrer Sonntagsausgabe berichtete. Demnach zeigte sich die höchste islamische Autorität des Landes dem Vorschlag gegenüber aufgeschlossen. Schließlich, so meinte er, würden ja auch schon an deutschen Unis Imame ausgebildet. Der Österreich-Zweig von Diyanet, Atib, sei hier bisher stets wesentlich abwehrender gewesen, so die "Presse".

Ein weiteres Thema waren die Deutschkenntnisse türkischstämmiger Migranten in Österreich. Dazu sagte der Staatssekretär im türkischen Innenministerium, Seyfullah Hacimüftüoglu: "Wir möchten, dass die Türken in Österreich ihren Kindern ermöglichen, in bester Art und Weise die deutsche Sprache zu erlernen und auch weiterführende Schulen zu besuchen." Aber sie sollten auch ihre Muttersprache erlernen und behalten. Vizepremier Bekir Bozdag, der auch Minister für die Auslandstürken ist, formulierte: "Die Türken müssen die deutsche Sprache gut erlernen, aber dürfen auch die eigene nicht vergessen."

Laut Daten des österreichischen Staatssekretariats für Integration leben in Österreich 280.000 türkischstämmige Zuwanderer, 112.000 von ihnen haben noch die türkische Staatsbürgerschaft. Sie könnten von allen Zuwanderergruppen am schlechtesten Deutsch, die Frauenerwerbsquote sei am niedrigsten, die Anzahl der Schulabbrecher am höchsten und sie hätten das geringste Österreich-Bewusstsein, heißt es den Angaben zufolge. (APA, 25.11.2012)