St. Pölten - Es hat einen dicken Trommelbauch, feuerrote Haare, eine Rüsselnase und blaue Punkte im Gesicht: das Sams. Eine wunderliche Kreatur, die plötzlich in das Leben des ängstlichen Herrn Taschenbier platzt und es gehörig umkrempelt.
Ersonnen von Kinderbuchautor Paul Maar, der dem frechen, Wünsche erfüllenden Wesen ab 1973 sieben Bücher widmete, feierte die Theateradaption des ersten Bandes Eine Woche voller Samstage titelgetreu am Samstagnachmittag im Landestheater Niederösterreich ihre Premiere.
Unter der Regie von Bettina Hering entstand eine buchgetreue Fassung des Stücks von Maar, die bis auf die Abwandlung einiger Details und die Kürzung einiger Szenen zu allen Schauplätzen führt: Von Straße oder Wald geht es in Taschenbiers Zimmer, sein Büro, ins Kaufhaus und in die Schule.
Die aufwändige und detailreiche Gestaltung des drehbaren Bühnenbildes inklusive aufleuchtender Wochentagtafeln, die die Handlung chronologisch gliedern (Bühne: Martin Warth), lässt die Zuseherinnen und Zuseher mühelos in die Geschichte eintauchen, die das siebenköpfige Ensemble zum Leben erweckt.
Der allwissende Erzähler des Buches wird durch die Figur eines Detektivs (Othmar Schratt) ersetzt, der zum Vergnügen der Kinder mit dem Publikum interagiert. Auch das Sams klettert schon mal in eine Loge und nagt an Kinderschuhen in der ersten Reihe. Seine Herrn Taschenbier (Michael Scherff) überragende Größe ist zunächst gewöhnungsbedürftig, Pascal Groß verkörpert es jedoch mit toll gemachter Rüsselnase überzeugend aufgedreht.
Alt und Neu gemischt
Reizvoll ist die sanfte Mischung von Alt und Neu, die das Stück aufweist. Während die Kostüme (Linda Redlin) und die Ausstattung der Räume großteils den Buchillustrationen der 1970er-Jahre ähneln, bringen Tanzeinlagen und Musik eine Modernisierung: Gangnam Style trifft auf Kaufhaus-Rap, der vom Premierenpublikum mit einem Zwischenapplaus belohnt wurde.
Slapstick, Überdrehtheit und Lautstärke (herrlich wütend: Marion Reiser als Frau Rotkohl) treiben der eineinhalbstündigen Vorstellung so manche kleine Länge aus. Gleichzeitig wird den Wortspielen und Gesängen des Sams, die bis heute nichts von ihrer herzerfrischenden Respektlosigkeit und Anarchie verloren haben, genügend Raum gegeben. Eine Woche voller Samstage ist ein liebevoll gestaltetes Stück für Kinder ab sechs Jahren, das auch Erwachsenen viel Spaß macht. (Sabina Zeithammer, DER STANDARD, 27.11.2012)