Beten um Banklizenz: Ex-OMV-Chef Richard Schenz.

 

Foto: Standard/Christian Fischer

Die Alizee-Bank, der duch die Finanzmarktaufsicht die Lizenz entzogen wurde, hat nach STANDARD-Informationen neue Eigentümer dazubekommen: Mit jeweils neun Prozent sind unter anderem SPÖ-Justizsprecher und Anwalt Hannes Jarolim sowie der Sicherheitschef von Magna International Europe, Ex-Polizist Franz Schnabl, in die Bank eingestiegen. Größter Aktionär ist mit 17,2 Prozent der russischstämmige Unternehmer Andrej Kotchetkow.

 

Wien - Der Konzessionsentzug der Alizee Bank hat Mitgesellschafter und Ex-OMV-Chef Richard Schenz veranlasst, seinen Job als Kapitalmarktbeauftragter des Finanzministeriums an den Nagel zu hängen. Er wolle der Ministerin keine Unannehmlichkeiten bereiten, erklärte Schenz, bis vor kurzem größter Einzelaktionär.

Die Finanzmarktaufsicht FMA hat der einstigen M-&-A-Bank vorige Woche die Lizenz entzogen, weil "einzelne Eigentümer den gesetzlichen Anforderungen über die persönliche Zuverlässigkeit nicht genügen und ein nachhaltiges Geschäftsmodell fehlt". Schenz wirft der FMA vor, es "von Anfang an darauf angelegt zu haben, die Bank (Bilanzsumme: 15 Mio. Euro; Anm.) abzudrehen".

Größter Aktionär der Bank ist der russischstämmige Transportunternehmer Andrej Kotchetkov. Er hält (über E&A Beteiligungs GmbH) 17,2 Prozent an der Bank, in die die Aufsicht vor rund einem Jahr eine Regierungskommissärin entsandt hat. Dass Kotchetkov der Grund für die Ablehnung sei, kann sich Schenz nicht vorstellen, sei der doch "österreichischer Staatsbürger mit einwandfreiem Leumundszeugnis". Die Verantwortlichen werden den FMA-Bescheid bei Verfassungs- und Verwaltungsgerichtshof bekämpfen. Was die Banker, die sich in der Vermögensverwaltung etablieren wollen, besonders ärgert: Am Mittwoch sollte der Aufsichtsrat unter Ex-Finanzstaatssekretär Alfred Finz (ÖVP) den neuen Geschäftsplan absegnen; in die platzte aber die Nachricht vom Lizenzentzug.

Nach einer jüngst vorgenommenen Kapitalaufstockung hat Alizee nun elf Aktionäre, "mit denen wir sicher sind, die Bank retten zu können", sagte Schenz am Montag. Wer die neuen Aktionäre sind, verriet er nicht, nur so viel: Alle elf seien "ordentliche Leute".

Laut Standard-Recherchen sind dies: der Anwalt und SPÖ-Justizsprecher und Nationalratsabgeordneter Johannes Jarolim, Franz Schnabl, Ex-Generalinspektor der Wiener Sicherheitswache sowie Investor Thomas Hönigsberger (Karl Wlascheks Ex-Schwiegersohn) und Walter Dahl. Sie halten je neun Prozent. Jarolim sitzt seit April im Aufsichtsrat der Bank, die der FMA in seinen Augen "nicht angenehm ist".

Die Anteile der übrigen, bereits bekannten Aktionäre haben sich so verschoben: Je neun Prozent halten indirekt Schenz, Ex-Innenminister Franz Löschnak (SPÖ), Ex-Finanzminister Andreas Staribacher (SPÖ) und Novomativ-Gründer Johann Graf. Mit 8,8 Prozent ist dessen Geschäftspartner Rudolf Binder beteiligt, mit zwei Prozent Ex-Giro-Chef Herbert Lugmayr.


Die Alizee-Bank hat zwar keine Konzession, dafür aber neue Aktionäre: SPÖ-Justizsprecher Hannes Jarolim und Magna-Sicherheitschef Franz Schnabl. Um die Lizenz will man beim Höchstgericht kämpfen. (Renate Graber, DER STANDARD, 27.11.2012)