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Exportschwäche, flauer Inlandskonsum und Sparpolitik:  Slowenien kommt nicht vom Fleck.

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Grafik: APA

Die schärfer als erwartet wirkende Rezession in der Eurozone hat zu einem überraschend kräftigen Konjunktureinbruch in Osteuropa geführt. Derzeit befinden sich acht Länder aus der Region in der Rezession, darunter die für Österreich wichtigen Exportpartner Ungarn, Tschechien, Slowenien und Kroatien, wie das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) am Montag mitteilte. Für 2013 rechnen die Ökonomen zwar mit einer Erholung, allerdings wird diese unterschiedlich ausfallen.

 

Wien - Die Rezession in der Eurozone fällt dramatischer aus als gedacht, was sich zunehmend auf Osteuropa auswirkt. Das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) hat am Montag seine Prognose für die Region präsentiert und dabei seine Wachstumserwartungen im Vergleich zu seiner letzten Schätzung im Juli deutlich nach unten revidiert.

Slowenien, Tschechien, Ungarn und nahezu alle Länder des Westbalkans sind 2012 in die Rezession zurückgerutscht. Am schärfsten ist der Rückgang der Wirtschaftsleistung ausgerechnet in den für Österreich wichtigen Exportländern Slowenien (minus zwei Prozent), Kroatien (minus 1,8 Prozent) Ungarn (minus 1,3) und Tschechien (minus 1,2 Prozent).

Für 2013 prognostizieren die WIIW-Experten mit Ausnahme Sloweniens überall eine Erholung, wobei sich die Region, wie bereits heuer, zweigeteilt präsentiert. Auf der einen Seite stehen die energieexportierenden Länder Russland und Kasachstan, die im kommenden Jahr genauso wie 2012 mit kräftigen Zuwachsraten rechnen können. Auch Staaten, die bei ihren Exporten nicht ausschließlich von den Entwicklungen in der Eurozone abhängig sind (Estland, Lettland, Litauen), und Länder mit einer kräftigen Binnennachfrage (Polen) erwartet im kommenden Jahr ein kräftiges Wachstum. Zur Gruppe der Länder mit einer robusten Erholung gehören schließlich Bulgarien, Rumänien und die Ukraine, die mit zusätzlichen Ausgaben versuchen, die Konjunktur anzuschieben.

Sparpolitik im Osten

Düster bleibt hingegen der Ausblick für jene Länder, die massiv von Exporten in die Eurozone abhängig sind. Bei Ungarn, Tschechien und Slowenien kommen länderspezifische Probleme hinzu:

- So macht der Ökonom Sándor Richter für die schwache Konjunktur in Ungarn die Sparpolitik der Regierung von Premier Viktor Orbán mit verantwortlich. Seit Anfang Oktober wurden drei Sparpakete im Umfang von 824 Milliarden Forint (2,9 Milliarden Euro) verabschiedet. Zwar wurden keine Massensteuern erhöht, dafür sind aber eine Reihe von Abgaben angehoben worden (für Energieversorger, Banken).

Die hohe Arbeitslosigkeit und stagnierende Einkommen bremsen zudem die Binnennachfrage: Am Montag teilte das statistische Zentralamt mit, dass die Umsätze im Einzelhandel auf das Niveau von 2003 gefallen seien. Für 2013 rechnet das WIIW in Ungarn mit einem Wachstum von 0,5 Prozent. Für die Misere verantwortlich macht Richter schließlich die "ideologisch motivierte" Wirtschaftspolitik Orbáns, der ausländische Investoren regelmäßig provoziere.

- Slowenien wiederum leidet an den Folgen einer Bankenkrise. Nach Schätzungen slowenischer Ökonomen sitzen Landesbanken auf faulen Krediten im Wert von bis zu acht Milliarden Euro, was etwa einem Viertel der Wirtschaftsleistung des Landes entspricht. Das größte Kreditinstitut, die mehrheitlich in Staatsbesitz befindliche Nova Ljubljanska Banka, ist de facto pleite. Weil der Privatsektor überschuldet ist und die Banken in der Krise stecken, ist die Investitionstätigkeit de facto zum Erliegen gekommen, sagt der Ökonom Vladimir Gligorov. Die Folge ist, dass nach 2012 die Wirtschaft auch 2013 (minus 1,5 Prozent) schrumpfen wird.

- Der sinkende Inlandskonsum und die schwache Investitionstätigkeit sind laut Experten dafür verantwortlich, dass Tschechien 2012 weit zurückgeworfen wurde. Laut WIIW ist für den Einbruch die "übertriebene" Sparpolitik der Regierung unter Premier Petr Necas verantwortlich: Bereits zu Jahresbeginn wurden einige Steuersätze angehoben, darunter war etwa die er mäßigte Mehrwertsteuer für Nahrungsmittel und Medikamente, die von zehn auf 14 Prozent gestiegen ist. Der konservative Necas hat im Herbst weitere Steuererhöhungen durchgesetzt, was die Konsumlaune der Tschechen weiter eintrüben wird. Für Tschechien rechnet das WIIW im kommenden Jahr mit einem Wachstum von 0,8 Prozent.

Hoffen auf Russland

Dass die Konjunktur in Ungarn, Tschechien und Slowenien lahmt, wird auch für Österreich zum Problem: Zehn Prozent der heimischen Exporte sind 2011 in diese Länder gegangen. Bei der Wirtschaftskammer rechnet man heuer mit einem spürbaren Minus in den drei Nachbarstaaten. Im kommenden Jahr hofft man darauf, "dass wachsende Exporte nach Russland das Minus ausgleichen". Dank steigender Ausfuhren nach China und einer moderaten Sparpolitik dürfte die slowakische Wirtschaft 2013 übrigens wie 2012 kräftig wachsen.  (András Szigetvari, DER STANDARD, 27.11.2012)