Oslo - Nach mehr als 80 Jahren wird das Polarschiff "Maud" des Norwegers Roald Amundsen aus arktischen Gewässern gehoben. Wie Jan Wanggard, Projektchef des norwegischen Rückholprojektes, gegenüber Osloer Medien mitteilte, seien die Bergungsarbeiten "im Plan". Das 1930 vor der Cambridge Bay im Norden Kanadas havarierte Schiff sei durch die eisigen Wassertemperaturen in erstaunlich gutem Zustand. Es soll nach Abschluss der Bergung im kommenden Sommer ins norwegische Asker bei Oslo zurückgebracht und in einem neuen Museum ausgestellt werden.

Amundsen (1872-1928) hatte 1911 als erster Mensch nach einem dramatischen Wettlauf mit der Expedition des Briten Robert Falcon Scott (1868-1912) den Südpol erreicht. Mit dem 1916 in Asker vom Stapel gelaufenen Dreimaster "Maud" hatte der Norweger die Durchquerung der polaren Nordostpassage versucht, die aber nicht gelang. Amundsen verkaufte das Schiff 1925 an die Hudson's Bay Company. Es sank 1930 vor der Siedlung Cambridge Bay in der gleichnamigen Bucht und war seitdem überwiegend von Eis eingeschlossen gewesen.

1990 verkaufte die Hudson's Bay Company das Wrack an die norwegische Gemeinde Asker. Die seither von norwegischer Seite betriebenen Projekte zur Bergung und Heimführung des legendären Schiffes stießen in Kanada auf Widerstand, weil der sichtbare Teil des Wracks als Touristenattraktion galt. Es sei von "außergewöhnlichem" und nationalem Interesse, hatte der Sprecher des kanadischen Kulturerbe-Ministeriums, Pierre Manoni, erst vor einem Jahr erklärt. Im März entschied ein Gericht nach Angaben des TV-Senders NRK, dass die "Maud" rechtmäßig von der norwegischen Gemeinde Asker erworben wurde und ausgeführt werden darf. (APA/red, derStandard.at, 26.11.2012)