IBM Simon, das Smartphone-Urgestein wurde vor 20 Jahren als Prototyp vorgestellt und kam zwei Jahre später in den Handel.

Foto: Microsoft Research

Vor 20 Jahren erblickte das erste Smartphone das Licht der Welt. "Simon" hieß das Gerät, Hersteller war IBM, als Fertiger fungierte Mitsubishi. Obwohl der Terminus "Smartphone" eigentlich erst 1997 erfunden wurde, wird dem 1993 vorgestellten Touchscreen-Telefon allgemein zugesprochen, das erste seiner Art gewesen zu sein.

Schwerer Klotz

Mit den heutigen Geräten auf Android-, Windows Phone- und iOS-Basis hat der Urvater, dessen Prototyp unter dem Namen "Angler" 1992 auf der COMDEX in Las Vegas vorgestellt wurde, freilich wenig gemeinsam. Das klobige Gerät war 20, x 6,4 x 3,6 Zentimeter groß und wog über ein halbes Kilogramm. Optisch ähnelte es frühen Mobiltelefonen wie dem Motorola DynaTAC 8000x wesentlich mehr als heutigen, vergleichsweise winzigen und flachen Smartphones mit Android, iOS oder Windows Phone.

Telefonie, E-Mail und Fax

Der monochrome und nach heutigen Standards enorm kontrastarme Touchbildschirm erlaubte die Bedienung über ein eigens von IBM entworfenes Interface, was aber wohl nur per Stylus wirklich zu empfehlen war. Unter der Haube steckte eigentlich Datalights ROM-DOS-Betriebssystem, Zugriff auf die Kommandozeile gab es jedoch keinen.

Neben Telefonie beherrschte das Phone auch das Anlegen von Notizen und Terminen, den Versand von Faxnachrichten und E-Mail-Kommunikation. Es bot auch eine Weltzeituhr und ein Keyboard mit Vorhersage für den jeweils nächsten Buchstaben. Vorgestellt wurde "Simon" unter seinem eigentlichen Namen schließlich im November 1993 auf der Wireless World Conference.

50.000 Stück verkauft

Das Gerät war freilich nicht an den Endkunden gerichtet, dort sollten Featurephones den Markt noch über ein Jahrzehnt lang dominieren. "Simon" war ein astreines Business-Device. Im Vertrieb war das Multitalent bei US-PRovider BellSouth Cellular,es  lief im AMPS-Netzwerk und konnte in 15 US-Bundesstaaten betrieben werden. Wegen Softwareproblemen verzögerte sich der für Mai 1994 vorgesehen Start auf den folgenden August.

Ohne Vertrag kostete das Gerät 1.099 Dollar, mit zweijähriger Bindung 899 Dollar. Im weiteren Verlauf - insgesamt war "Simon" ein halbes Jahr im Angebot - fiel dieser Betrag auf 599 Dollar. Dem Produkt wurde eine Schutztasche aus Leder beigelegt. Rund 50.000 Stück sollen verkauft worden sein.

App-fähig

Eine Besonderheit war die Erweiterbarkeit mit Zusatzprogrammen, heute gemeinhin Apps genannt. Diese konnten per PCMCIA-Karte auf den ein Megabyte großen internen Speicher des Telefons aufgespielt werden. Es sollte neben dem Angebot von IBM allerdings nur ein einziges Programm eines Drittherstellers geben.

Dabei handelte es sich um "DispatchIt" des Unternehmens PDA Dimensions. Sie diente, wie sich in der Free Library nachlesen lässt, zum mobilen Management von Arbeitsläufen und Kundenaufträgen über drahtlose Kommunikation mit einem PC. Die Host-Software kostete 2.999 Dollar, pro Installation auf jedem "Simon" wurden weitere 299 Dollar fällig.

"Ein riesiger Schritt"

Das Echo der Presse auf das multifunktionale Touchscreen-Telefon war positiv. So titelte etwa USA Today (PDF), wo man als einziges Manko das kleine Display bemängelte, kurz nach dem Launch: "Simon says: Das Super-Phone ist ein riesiger Schritt." Weitere Bilder und Informationen zum Technikwunder aus 1992 finden sich bei Microsoft Research. (gpi, derStandard.at, 01.12.2012)