Wolfgang Mitterer im "Jeunesse"-Porträt. 

Foto: Standard/Heribert Corn

"Ich sitze nicht zwischen den Stühlen, ich sitze auf meinem Stuhl - und das immer besser", so Wolfgang Mitterer zur oft gestellten Frage, wo er sich mehr zugehörig fühle: zum Lager der zeitgenössischen Tonsetzer oder eher doch zur Improvisationsszene. Eine Trennung, die für ihn zumeist nur durch den sozialen Kontext, die MitmusikerInnen, manifest wird, die in seinem Kopf aber nicht zu existieren scheint. Kein Wunder, stellt doch Mitterer eine Kategorie für sich dar, gilt er doch als einer, der mit seinen Ausdrucksenergien eigene Formen schafft. Mitterer, das ist ein musikalischer Kosmos eigenen Rechts. Das beginnt beim bevorzugten Produktionsmittel, der - tastengesteuerten - Elektronik, die den Vorteil besitzt, "dass man sich für jeden Zweck ein geeignetes Instrument bauen kann".

Und das reicht bis zu riesenhaften Besetzungen, die quantitativ alle Grenzen zu ignorieren scheinen: Könnte man ein schöneres Bild für einen musikalischen Demiurgen finden als ein Projekt namens "Turmbau zu Babel" , für das Mitterer 1993 4200 Chorsänger im Linzer Stadion versammelte? In den letzten Jahren erfreut sich der 54-Jährige einerseits dank Komponistenschwerpunkten wie bei Wien Modern, andererseits durch aufsehenerregende Konzeptalben (Sopop, Music for Checking E-Mails) wachsender Aufmerksamkeit. Im Rahmen des Jeunesse-Schwerpunkts wird auf den Improvisator und Performer fokussiert: Am Donnerstag ist Mitterer solo am Klavier und im Verein mit dem Streichquartett des Klangforums Wien zur vernehmen (string quartets, 1. 3. und 1. 4.) Am Samstag (30. 11.) frönt er mit Marc Ducret und Herbert Pirker und "Beatsupporter" Callrider der freien Improvisation. (felb, DER STANDARD, 28.11.2012)