Wien - Trotz der zum Teil negativen Wachstumsprognosen für Zentral und Osteuropa wächst die Vienna Insurance Group (VIG) zweistellig in dieser Region, betonte VIG-Chef Peter Hagen bei der Präsentation der Quartalsergebnisse. Er ist auch für die Zukunft optimistisch: Mit dem steigenden Lebensstandard und einer wachsenden Mittelschicht steigt auch die Nachfrage nach Versicherungen, etwa für Autos oder Immobilien.

54 Prozent der Prämieneinnahmen stammen bereits aus den CEE-Raum. Einziges Sorgenkind sei Rumänien, wo sich, ausgelöst von den Versicherungen mit lokalen Eigentümern, "eine Preisschlacht nahe dem Dumping" abspielt, kritisierte Hagen. Hier sollte die Regulierungsbehörde eingreifen.

"Wenn wir unsere Geschäftspläne nach den Aussagen der Ökonomen ausrichten würden, müssten wir diese alle zwei Wochen ändern", sagte Hagen und bringt als Beispiel Tschechien: Der VIG-Gewinn wuchs um fünf Prozent , das Wirtschaftswachstum des Landes ging aber um 1,5 Prozent zurück.

Ukraine wächst mit Gewinn

In der Ukraine wachse der Konzern mit rund 20 Prozent "mit Gewinn", so der VIG-Chef. Derzeit gebe ein Ukrainer pro Kopf und Jahr rund 45 Euro für Versicherungsprämien aus. In Österreich seien es 2000 Euro. Für die Lebensversicherung verwendet der Ukrainer im Jahr durchschnittlich zwei Euro. "Allein wenn das Niveau von Rumänien erreicht wird, wo es 100 Euro sind, ist das ein Potenzial, das man in Westeuropa nie erreichen wird", betonte Hagen.

Der wichtigste Markt in der Region sei Polen. Polen habe einen großen Binnenmarkt mit 38 Mio. Einwohnern, eine wachsende Mittelschicht und eine große Wertschöpfung aus dem Land selbst. Während sich in Österreich am Einkommen der Mittelschicht bis 2020 nicht viel ändern dürfte, wird ihre Zahl in Polen von derzeit 1,8 Mio. auf 5,4 Mio. Euro steigen. Die kaufkräftige polnische Mittelschicht werde bis 2015 größer sein als in Österreich.

Trotz Unwetterschäden stieg der Vorsteuergewinn in den ersten drei Quartalen auf den Rekordwert von 443,2 Mio. Euro. 110 Mio. Euro wurden für Unwetterschäden v. a. in Österreich und Tschechien ausgegeben, um 50 Mio. mehr als 2011. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 28.11.2012)