Wien/Bregenz - Mehr als 40 Flüchtlinge sollen heute, Mittwoch, aus Österreich abgeschoben werden. Davor gab es dramatische Szenen: Aus Angst vor ihrer Abschiebung, versuchten in Wien zwei Mütter, sich das Leben zu nehmen.
Geplant ist ein Charter-Flug mit 38 Flüchtlingen nach Moskau, unter ihnen auch Danial M. - der Standard berichtete über die Familie. Seine schwangere Frau und seinen zehn Monate alten Sohn muss er in Bregenz zurücklassen. Hungerstreik und Demos von Freunden halfen dem Tschetschenen nicht, heute soll er dort landen, wo ihn "der sichere Tod" erwartet, wie Freunde sagen. "Das glauben wir nicht", entgegnet Bezirkshauptmann Elmar Zech aus Bregenz. Die Asylbehörden hätten den Fall geprüft und dreimal abgelehnt. Da Danial M. strafrechtlich auffällig geworden sei, gebe es keinen gesetzlichen Spielraum. "Wir haben dem Fremden die Ausreise in ein anderes Land angeboten", sagt Zech. Darauf habe sich M. nicht eingelassen.
Reisefähigkeit
Im Flieger nach Moskau sollen auch die Tschetschenin Zarema Z. und ihre 18-jährige Tochter Marjam sitzen. Sie befinden sich seit drei Jahren in Österreich. Zarema Z. versuchte der Abschiebung verzweifelt zu entkommen, indem sie aus dem Fenster springen wollte. Beamte und Tochter zogen sie vom Fensterbrett. Zarema Z. kam ins Spital, wo sie für haft- und flugfähig erklärt wurde.
Ähnlich erging es einer afghanischen Frau. Als ihre sechsköpfige Familie nach vier Monaten im Flüchtlingslager den Negativbescheid erhielt und ins Familienanhaltezentrum am Wiener Stadtrand übersiedeln musste, schnitt sie sich die Pulsadern auf. Inzwischen wurde auch sie für reisefähig erklärt. Heute soll die Familie nach Ungarn abgeschoben werden - als "Dublin-Fall". Sprich: Es wird angenommen, sie hätte bereits in einem anderen EU-Staat Schutz finden können. (mana, DER STANDARD, 28.11.2012)