28 von 29 Lettinnen fanden das rechte Gesicht attraktiver. Es ist aus Porträts von acht Männern zusammengesetzt, die ein besonders gutes Immunsystem besitzen. Die acht Vorbilder für das Foto links haben eine sehr geringe Immunkompetenz.

Foto: V. Coetzee

Von welchen Prinzipien lassen sich Frauen bei der Partnerwahl leiten? Biologen und Evolutionspsychologen haben eine relativ eindeutige Antwort: Auf die guten Gene kommt es an. Aber wie erkennt eine Frau (zumeist wohl eher unbewusst), dass ihr möglicher Sexualpartner über eine Erbsubstanz verfügt, die es wert ist, an die eigenen Kinder weitergegeben zu werden?

Neben der These von den guten Genen brachten Evolutionsbiologen noch eine weitere Annahme mit ins Spiel der sexuellen Selektion: Besonders "männliche" Typen mit männlichen Gesichtern würden deshalb präferiert, weil das unbewusst auf mehr Testosteron, vor allem aber auf eine hohe Immunkompetenz schließen ließe, also ein intaktes Immunsystem, das wiederum durch "gute Gene" zustande kommt.

Allein, bisherige Untersuchungen haben diese zweite Annahme nicht eindeutig bestätigen können. In Experimenten entschieden sich Frauen gar nicht so eindeutig für die besonders "männlichen" Männer, sondern immer wieder auch für androgynere Typen. Hinzu kommt, dass Männer mit muskulösem Körper, kantigen Gesichtszügen, breitem Kiefer etc. bei Tests zum Immunsystem im Schnitt nur wenig besser abschneiden als die anderen.

Fettleibigkeit als Indikator

Der finnische Biologe Markus Rantala hat nun mit einem internationalen Team eine andere Annahme getestet: Könnte es sein, dass Fettleibigkeit ein besserer (negativer) Erklärungsfaktor sowohl für Immunkompetenz als auch für Attraktivität bei Frauen ist?

Ihre Hypothese überprüften die Forscher an 74 Letten, die zwischen 19 und 31 Jahren alt waren (Durchschnittsalter 23). Zunächst wurde bei den Probanden der jeweilige Body-Mass-Index bestimmt, danach der Testosteronspiegel und schließlich die Immunabwehr mit einer Hepatitis-B-Injektion getestet. Dabei zeigte sich bei den rund 30 Prozent adipösen Männern eine eindeutig geringere Immunreaktion.

In einem weiteren Teil der Studie wurde dann aus den Gesichtern der acht Männer mit der höchsten und jenen der niedrigsten Immunreaktion je ein Porträtfoto generiert, das dann 29 jungen lettischen Frauen vorgelegt wurde. Die fanden mit einer Ausnahme den schlankeren Kopf (Bild rechts) attraktiver.

Wie Rantala und seine Kollegen in den "Proceedings B" der Royal Society folgern, dürfte Fettleibigkeit tatsächlich geeigneter sein als " Männlichkeit", um sowohl Attraktivität wie auch Immunkompetenz vorherzusagen. (tasch, DER STANDARD, 28.11.2012)