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Die Jets um Mark Sanchez (6), ein Abziehbild des Grauens.

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Die Steelers auf Talfahrt. Pittsburgh hofft auf eine rasche Rückkehr von Ben Roethlisberger (Bild).

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Manche Dinge glaubt man ja erst so richtig, wenn sie für alle Zeiten dokumentiert sind. Danke an SB Nation für dieses animierte Gif, welches einen Moment festhält, der die Saison 2012 der New York Jets, so kurz es auch ist, fast vollständig zusammenfasst und die momentane Sprachlosigkeit ihrer Fans auf den Punkt bringt.

Ich sah in Österreich schon sehr viele, darunter auch eine erkleckliche Zahl unterklassiger Footballspiele. Ich sah einen Center unter heftigen Protesten seiner Mitspieler ein Spiel selbst abknien, weil er nicht wusste, wie man das macht. Allerdings war er 16 und es war sein zweites Spiel. Ich sah einen Punter, der „Heinzeling" schon kannte und vorzeigte, als Sido noch maskiert in seinem Block mit Dackeldame Snoop Dog Gassi ging, aber was fällt einem nicht alles ein, wenn man merkt, dass der Punt in die komplett falsche Richtung geht?

Noch nie sah ich aber einen Quarterback, der bei vollem Bewusstsein versuchte, durch das Hinterteil einer seiner Liner hindurch zu laufen. Ich schwör's. Nie! Nicht in Edelschrott, nicht in Werfen und auch nicht in Kukmirn. So etwas sieht man im Met Life Stadium nebst New York City. Wir wissen jetzt, Sanchez sei Dank, dass gewisse Gesetze der Physik auch in New Jersey Bestand haben. Man kann durch Menschen nicht einfach so hindurch laufen. Oder noch nicht, denn wer weiß heute schon, was denen von der Wissenschaft morgen alles einfällt.

Woody Johnson, Besitzer des Klubs, müsste diese Inszenierung eigentlich hier und jetzt beenden und einen ganz dicken Schlussstrich ziehen. Hinter Rex Ryan, hinter Mark Sanchez und den dahinter wuchernden Locker Room-Geschwüren des austherapierten Patienten in Grün. Fireman Ed tat das schon. Der Schaden wird ansonsten nur noch größer und am Ende auch ihn selbst treffen. Diese Aktion war ja nur eine von vielen in diesem Spiel und von vielen mehr noch in anderen Spielen zuvor, die offenbaren, dass die Dinge bei den Jets so nicht mehr zueinander finden können und werden. Da brauchen wir Tebow nicht mal erwähnen, der bis heute nicht weiß, was er dort überhaupt zu suchen hat. Gott wohnt dort nicht, Tim.

Rex, der Unfassbare, hat übrigens zu Protokoll gegeben, dass er ganz und gar damit rechnet, die Jets auch 2013 als Headcoach in die Saison zu führen. Das trifft sich insofern gut, da er auch vor kurzem noch ganz und gar damit gerechnet hat, dass sein Team um die Superbowl mitspielen wird. Möge die Treffsicherheit seiner Prognosen noch lange Bestand haben und die Jets damit wieder ein in allen Belangen seriöser Mitstreiter werden.

Panikattacken in Pittsburgh

Ein weiterer Patient liegt in Pittsburgh in der Notaufnahme und der hat auch einen Namen. Steelers Quarterback Ben Roethlisberger, der zwar so aussieht, als könnte ihn gar nichts umhauen, wurde in Woche 10, gerade von den seit Sonntag als erste auch offiziell aus dem Playoff-Rennen eliminierten Kansas City Chiefs, zu Fall gebracht. Eine schwerwiegende Rippenverletzung verdammte den zweifachen Superbowlgewinner gegen die Ravens und Browns zum Zusehen. Das Ergebnis: zwei Niederlagen, wobei vor allem die vom Sonntag gegen die Browns bedenklich ist. Charlie Batch, der mittlerweile dritte Quarterback, nachdem Byron Leftwich den Ravens geopfert wurde, kann das Team nicht führen. Konfusion und Panik an allen abgeschlagenen Ecken und losen Enden der Steelers Offense, führten zu drei geworfenen Picks von Batch und fünf Fumbles der RBs/WRs. Mit acht Turnovers kann man dann selbst die Browns nicht mehr schlagen. Das ist auch eine Erkenntnis.

Die Verletzung passierte zum denkbar ungünstigsten Moment, denn genau jetzt, in den kommenden Wochen, wird die Spreu vom Weizen getrennt. Hinter den Steelers laufen die Bengals plötzlich wieder heiß und vor ihnen steht das Rückspiel gegen den Erzrivalen in Baltimore am Programm. Roethlisberger wird versuchen, gegen die Ravens zu spielen. Sein Team ist ohne ihn gegen den Erzrivalen bei 0-5. PULS 4 wird, wenn es am Sonntag ans Eingemachte geht, live dabei sein. Ein Duell Cincinnati gegen Pittsburgh um den zweiten Wildcard Platz kündigt sich also an. Sie haben ein recht schönes Restprogramm (beide spielen u.a. noch San Diego und Dallas) und treffen am 23. Dezember noch einmal direkt aufeinander. Die Steelers haben hier auch noch die Möglichkeit, die orangen Tiger zu sweepen.

Der Rest der AFC hat es dann schon schwerer. Miami ist einmal gut und dann mal weniger gut drauf, hat noch zwei Duelle gegen New England und eines gegen San Francisco vor sich. Da ist nur mehr ganz wenig Land in Sicht für die Fins. Dahinter kann nur mehr auf diverse Wunder gehofft werden, denn die Divisionstitel werden demnächst vergeben sein. San Diego (vier Siege in der West hinter Denver), Tennessee (drei in der South hinter Indy, uneinholbar hinter Houston), so wie die Jets und Bills aus der East sind zwar der Papierform nach hochoffiziell am Leben, im Leben selbst aber nur mehr Nebendarsteller in „The Walking Dead".

Wie ein wilder Smith

Ein anderer Quarterback ist wieder auf den Beinen, allerdings trotzdem nicht mehr im Spiel. 49ers Headcoach Jim Harbaugh hat eine schwere und zumindest vorerst kluge Entscheidung getroffen. Alex Smith, der die ersten neun Spiele für San Francisco absolvierte und da als Starter auch mehr oder weniger unumstritten war, zog sich gegen St. Louis eine Gehirnerschütterung zu. Ersatzmann Colin Kaepernick sprang ein und hinterließ dann im darauf folgenden Spiel gegen Chicago einen enorm starken Eindruck. Harbaugh entschied mit der heißen Hand Kaepernicks auch ins Spiel gegen New Orleans zu gehen. Obwohl diese Partie von der 49ers Defense mit zwei Pick Six an Drew Brees entschieden wurde, machte der 25-Jährige wieder ein gute Figur, warf und lief zu je einem Touchdown. Smith trat in voller Montur und demonstrativ mit Helm auf, wollte damit allen zeigen, dass er Ready To Play ist und der falsche Mann am Feld steht. Wie Robert De Niro in Scorseses „Raging Bull" schritt er rastlos die 49ers Sideline auf und ab, in Erwartung, dass sein Einsatz kurz bevor steht. Der kam nur nie und so wie es derzeit aussieht, wird der auch nicht so schnell wieder kommen. Dazu müsste sich Kaepernick entweder verletzten, oder einen ganz üblen Tag erwischen, denn der Groschen beim Cheftrainer, wer sein Starter als Quarterback ist, der scheint gefallen zu sein. Bleibt es bei der Situation, dann könnte es passieren, dass Smith darum bittet getraded zu werden. Er will seine besten Jahre sicher nicht auf der Bank hinter Kaepernick verbringen und hätte derzeit wohl kein Problem, ein neues Team zu finden.

Am sechsten Tag

Jetzt könnten Sie sagen: Aber was! Ein einzelner Spieler kann doch nicht so wichtig sein beim ultimativen Teamsport, so ihr ganzes Schicksal davon abhängig ist. Doch, ist er. Da muss man gar nicht mal ins Vorjahr zurück blicken (Colts 2011 vs. Colts 2012), denn es gibt ein ganz aktuelles Fallbeispiel aus der NFC. Betrachten wir das Spiel der Chicago Bears Dienstagnacht gegen San Francisco und dann vergleichen wir es mit dem darauf folgenden gegen Minnesota. Zugegeben: Die 49ers sind derzeit wohl ganz vorne anzusiedeln und die Vikings eher irgendwo in der Mitte, trotzdem wurden die Bears von den einen in der Gegend herum geschubst, als handle es sich bei ihnen lediglich um eine übermotivierte High School Mannschaft, sechs Tage später dominieren sie dann ein Team mit intakten Playoff-Hoffnungen. Dabei hat Jay Cutler bei seiner Rückkehr nicht mal gut gespielt. Freilich allemal eine Klasse über Jason Campbell, aber es war das Team als Ganzes, welches ein Mann offenbar zusammenhalten kann. War bei Cutler nicht immer so, aber diese Wandlung, vom Müßiggang hin zu Schwerstarbeit, die hat natürlich mit Vertrauen in die Führung zu tun. Chicago lief in den Candlestick Park als bereits geschlagenes Team ein, so wie sie am Soldier Field schon vor dem Kickoff wie Sieger aussahen. Das sind natürlich Schwachstellen, aber so lange Menschen das Spiel spielen, wird der Kopf den Ausgang mit entscheiden.

Playoff Bild der NFC im Weitwinkel

Die Partie Chicago gegen Minnesota hatte auch eine enorme Bedeutung für das Playoffbild der NFC. Hofften die Teams in Lauerstellung in der Vorwoche auf einen Totalabsturz Chicagos (um ehrlich zu sein, glaubte auch ich daran), sieht das jetzt wieder ganz anders aus, bzw. blieb im Wesentlichen alles beim Alten. Die selben sechs Teams sind derzeit im Playoff dabei, was sich verändert hat, ist die Quantität des Verfolgerfeldes.

Sprach ich vor zwei Wochen noch von einem möglichen Vierkampf um den sechsten Platz, sind es nun sechs Mannschaften, von denen fünf (!) ihr Spiel am Wochenende verloren haben. Divisionstitel sind mancherorts noch in realistischer Reichweite, aber in erster Linie ist die Wildcard zum Greifen nahe, wenn auch, auf Grund der Vielzahl der Bewerber, gleichzeitig fern. Seattle sitzt derzeit vor Tampa und Minnesota (alle mit 6-5) am Post Season-Fauteuil, dahinter dürfen Washington, Dallas und New Orleans (alle 5-6) noch laut darüber nachdenken, ob es am Ende ihres sein wird.

Gefühlt sind derzeit die Bucs das stärkste Team aus dem Sextett (knappe Niederlage gegen Atlanta). Mit Denver, New Orleans und ein weiteres Mal Atlanta haben sie allerdings drei schwere Spiele, Seattle mit Arizona, Buffalo und St. Louis drei am Papier leichtere vor sich.

Für Minnesota wird es nach den Niederlagen gegen Tampa, Seattle und Chicago schwer, müssen sie nicht nur zwei Mal noch gegen Green Bay ran, sondern haben zu allem Überdruss noch ein Spiel gegen Chicago und eines in Houston vor sich. Mit ein wenig Glück für sie könnten sich die Texans zu Weihnachten dann bereits im goldenen Ananas Bowl-Modus befinden, sprich oben fixiert sein und damit früh, oder überhaupt nur mehr die Backups bringen. Das ist aber noch in weiter Ferne.

Redskins nehmen Fahrt auf

Die 5-6 Teams befinden sich in unterschiedlichen Aggregatzuständen. Vom flüssigen langsam in den festen Zustand gehen nach zwei Siegen in Folge über die Divisionsrivalen die Redskins über. Fehlen noch die Giants (nächstes Monday Night Football), gegen die man in New York nur knapp verlor. So gesehen räume ich am ehesten Washington Chancen ein, den Giants den Divisionstitel noch wegzuschnappen, da danach Cleveland, Philly und Dallas für sie zu packen sind, während es die Giants mit New Orleans, Baltimore und Atlanta zu tun bekommen. Wer die Giants gegen Green Bay Sonntagnacht sah, der weiß aber, dass das auch drei Siege für den amtierenden Champ werden können, ohne das man sehr überrascht darüber sein müsste.

Dallas befindet sich dann eher schon in der Gasform. Dem Zittersieg gegen die Browns, folgte eine eigentlich zu erwartende Niederlage gegen die Redskins zu Thanksgiving. Ad hoc sehe ich noch einen fixen Sieg auf die Cowboys kommen, denn sie spielen noch ein Mal die Eagles, die im Monday Night Game von Carolina die rote NFC-Laterne überreicht bekamen. Cincinnati, Pittsburgh und auch New Orleans lassen den Namen nach dann eher keine allzu positive Prognosen mehr für Dallas zu. Am Ende hat Washington auch noch die Chance die Boys zu sweepen.

Fehlt noch New Orleans, die sich nach dem 0-4 Start zwar wacker zurück gekämpft haben, ein entscheidendes Spiel jedoch - eben jenes gegen San Francisco zu Hause - vergeigt haben. Zwei Pick Six von Drew Brees gegen mächtig wirkende 49ers und schon schaut man sich das Ganze wieder aus einer der hinteren Reihen an. Das Restprogramm ist nun mal beinhart und man wird zumindest vier Siege aus den Spielen gegen Atlanta, NY Giants, Tampa, Dallas und Carolina brauchen. Ich befürchte für New Orleans, dass sich das nicht ausgehen wird. So wie es derzeit aussieht, werden außerdem auch 9-7 Teams dieses Jahr wieder auf der Strecke bleiben. Besser also man geht 10-6 und selbst dann ist das Kind womöglich noch nicht ganz in trockenen Tüchern.

Volles NFL-TV-Programm ab Donnerstag

ESPN America zeigt uns am Donnerstag (Freitagmorgen 2:20 Uhr) mit Atlanta vs. New Orleans ein exquisites Rückspiel der NFC South. Am Sonntag geht es dort los mit den Vikings in Green Bay (19:00 Uhr), gefolgt von Denver Broncos vs. Tampa Bay Buccaneers (22:00 Uhr). Sonntagnacht (Montagmorgen 2:15 Uhr) muss Dallas seine Pflichtübung gegen Philadelphia absolvieren, am Montag (Dienstagmorgen 2:30 Uhr) wird das Bild in der NFC East entweder klarer oder undeutlicher, wenn die Giants bei den Redskins gastieren.

PULS 4, weiterhin mit erfreulichen Zuschauerzahlen unterwegs, befindet sich am Sonntag (22:35 Uhr) in Baltimore beim AFC North-Rückspiel zwischen den Ravens und den Steelers. Mit oder ohne Ben Roethlisberger. Ein Bart wird ab sein. (Walter Reiterer, derStandard.at, 27.11.2012)

NFL Woche 12

Detroit Lions vs. Houston Texans 31:34
Dallas Cowboys vs. Washington Redskins 31:38
New York Jets vs. New England Patriots 19:49
Chicago Bears vs. Minnesota Vikings 28:10
Jacksonville Jaguars vs. Tennessee Titans 24:19
Cincinnati Bengals vs. Oakland Raiders 34:10
Cleveland Browns vs. Pittsburgh Steelers 14:20
Indianapolis Colts vs. Buffalo Bills 20:13
Kansas City Chiefs vs. Denver Broncos 9:17
Tampa Bay Buccaneers vs. Atlanta Falcons 23:24
Miami Dolphins vs. Seattle Seahawks 24:21
San Diego Chargers vs. Baltimore Ravens 13:16
Arizona Cardinals vs. St. Louis Rams 17:31
New Orleans Saints vs. San Francisco 49ers 21:31
New York Giants vs. Green Bay Packers 38:10
Philadelphia Eagles vs. Carolina Panthers 20:33

Tabellen der Conferences
Playoff-Bild