Mit der Schattenwelt der Geheimdienste hat Georg Olschak, der den Prozess gegen den ehemaligen Innenminister Ernst Strasser leitet, schon einmal zu tun gehabt. Als er nämlich im Jahr 1996 auf Dienstreise nach Paris geschickt wurde, um den gefangenen Terroristen Ilich Ramírez Sánchez alias "Carlos" zum OPEC-Überfall im Jahr 1975 in Wien zu befragen. Der Erfolg war überschaubar: Carlos verweigerte die Aussage.
Mit diesem Problem hat Olschak seit Montag nicht mehr zu kämpfen. Denn der wegen Bestechlichkeit angeklagte Strasser bleibt bei seiner bisherigen Darstellung. Er sei den beiden britischen Journalisten, die ihn bei Verhandlungen über Lobbying-Projekte gefilmt haben, nicht auf den Leim gegangen. Im Gegenteil, er wusste, dass etwas nicht stimmte und wollte im Alleingang die Hintermänner enttarnen.
Allzu ausschweifend sollte der Ex-Politiker bei seinen Erklärungen allerdings auch künftig nicht werden. Denn das mag der 48-jährige Olschak nicht sonderlich. Er bevorzugt es, seine Verhandlungen klar und präzise zu führen - und im Zweifelsfall überquellenden Redefluss wieder einzudämmen. Als "streng, aber gerecht" stufen ihn daher auch manche Anwälte ein.
"Promischreck"
Mit dem Titel "Promischreck", den ihm einige Medien verliehen haben, kann er trotzdem wenig anfangen. Obgleich der Jurist, der im Jahr 1989 sein Studium beendete, heuer schon mit bekannten Persönlichkeiten zu tun hatte: Den Ex-ÖOC-Generalsekretär Heinz Jungwirth verurteilte er, nicht rechtskräftig, ebenso wie Biermanager. Lebenslange Haft musste er in seinen 19 Jahren im Amt erst einmal verkünden. Das sei für ihn schon ein merkwürdiges Gefühl gewesen, sagt er.
Seinen Job würde er dennoch nicht tauschen wollen. Der Kindheitswunsch, Tierarzt zu werden, ist passé. Obwohl der praktisch wäre - schließlich begleitet ihn Tibet-Terrier Dekyi oft ins Büro. Eigensinnig, aber freundlich sei die Rasse, womit das Tier ganz gut zu ihm passen könnte. Zu Tibet hat der geschiedene Vater zweier Teenager noch eine andere Beziehung: Seit acht Jahren hat er dort eine Patenschaft für einen 17-Jährigen.
Auch wenn er nicht auf der Richterbank sitzt, steht Olschak gern über den Dingen: Bergsteigen ist ein Hobby, das Hören von Klassik und Jazz ebenso. Vielleicht ein kleiner Nachteil für Ernst Strasser: Agenten interessieren Olschak nicht sonderlich - den neuen James-Bond-Film hat er noch nicht gesehen. (Michael Möseneder, DER STANDARD, 29.11.2012)