Die Wii U ist ab dem 30. November in Europa erhältlich.

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Das Basic Pack für 299 Euro kommt mit 8 GB Speicher und Gamepad, das Premium Pack für 349 Euro mit 32 GB Speicher, Gamepad, Wii Sensorleiste, Ladestation und "Nintendo Land" bietet das bessere Preis/Leistungs-Verhältnis.

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Die Hardware der Wii U:

  • Prozessor: IBM Power PC-basierter Mehrkernprozessor
  • Grafikchip: AMD Radeon GPU mit 32MB onboard eDRAM
  • RAM: 2 GB
  • Speicher: 8 GB und 32 GB, über USB-Datenträger erweiterbar
  • Optisches Laufwerk: 25 GB Datendiscs mit Wii DVD-Unterstützung
  • Anschlüsse: 4x USB, SD-Karten-Slot, Sensorleistenanschluss, AV multi-out, HDMI
  • Videoausgabe: 480p, 720p, 1080i, 1080p
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Die Wii U ist kleiner als die aktuellen Modelle der Xbox 360 und PS3 und arbeitet ebenso leise.

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Der relativ kleine Speicher der Wii U lässt sich via USB durch externe Datenträger erweitern. 

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Wii U Gamepad:

  • Bildschirm: 6,2 Zoll mit resistivem Touchscreen (single-touch)
  • Tasten: 6 Aktionstasten und 2 digitale Abzugsknöpfe, zwei Analog-Sticks, Steuerkreuz und Tasten für Menü, Pause und Ein-/Ausschalten
  • Sensoren: NFC, Lagesensor, Beschleunigungssensor, Magnetometer
  • Audio: Stereolautsprecher, Kopfhöreranschluss und Mikrofon
  • Weitere Features: Lautstärkeregler, IR Sensor (Fernbedienung), Stylus, Vibrationsfunktion, Anschluss für Zubehör
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Zum Start sind 23 Spiele erhältlich:

  • Funky Barn
  • Call of Duty: Black Ops II
  • Skylanders Giants
  • TRANSFORMERS PRIME
  • FIFA 13
  • Mass Effect 3 Special Edition
  • Ben 10: Omniverse
  • Family Party: 30 Great Games Obstacle Arcade
  • TANK! TANK! TANK!
  • TEKKEN TAG TOURNAMENT 2 Wii U Edition
  • Nintendo Land
  • New Super Mario Bros. U
  • Sonic & All-Stars Racing Transformed
  • KoeiWarriors Orochi 3 Hyper
  • Darksiders 2
  • Assassins Creed III
  • Just Dance 4
  • Rabbids Land
  • Sports Connection
  • Your Shape: Fitness Evolved 2013
  • ZombiU
  • Batman: Arkham City Armoured Edition
  • Game Party Champions
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Zu den besten Ideen der Wii U gehört das "asymmetrische Gameplay" und die Aufteilung des Spielfeldes auf zwei Displays.

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Vor sechs Jahren eroberte die Wii in Windeseile die Wohn- und Spielzimmer der Konsumenten. Ob jung oder alt, Gaming-Veteran oder Gelegenheitsspieler – das einfache Prinzip der Bewegungssteuerung verstand jeder auf Anhieb. Partyspiele wie "Wii Sports", aber auch Franchise-Größen wie "The Legend of Zelda" und "Super Mario" verhalfen der Konsole auch ohne hochauflösender Grafik zu Rekordverkäufen. Knapp 100 Millionen Wiis gingen bislang über die Ladentische.

Mit der Wii U will Nintendo diesen Erfolg fortsetzen. Mittlerweile zwar in der HD-Generation angekommen, steht abermals nicht die Grafik im Vordergrund, sondern neue Spielkonzepte, die mit Hilfe eines Tablet-Controllers ermöglicht werden. Bestehende Wii-Controller werden jedoch nicht ad acta gelegt. Diese kommen vor allem für gemeinschaftliche Interaktionen weiterhin zum Einsatz. Der japanische Hersteller verfolgt damit eine Idee, die im Test der Redaktion auf großen Anklang stieß, aber ob der Eingabevielfalt weit komplexer ist, als die Bewegungssteuerung der Wii. Gleichzeitig sorgen einige äußere Faktoren dafür, dass der Wii U zum Start vorerst keine universelle Kaufempfehlung ausgesprochen werden kann.

Welche Wii U-Modelle gibt es?

Die Wii U ist in zwei Ausführungen erhältlich. Das Basis-Modell für 299 Euro kommt in weiß, umfasst das Gamepad und bietet 8 Gigabyte Speicherplatz. Die schwarze Premium-Version für 349 Euro verfügt über einen 32 GB großen Speicher und neben dem Gamepad über nützliches Zubehör wie eine Ladestation und eine Wii Sensorleiste. Zusätzlich ist im Lieferumfang die Minispielsammlung "Nintendo Land" enthalten.

Das Preis/Leistungs-Verhältnis ist beim Premium-Paket besser, es sei denn, man will sich das Geld für ein anderes Spiel sparen und hat so und so vor, einen externen Speicher einzusetzen.

Was leistet die Hardware?

Die Konsole ist kleiner und schlichter gebaut als eine aktuelle Xbox 360 oder PlayStation 3 und arbeitet ebenso leise. Die zugrunde liegende Hardware gibt Spiele den ersten Werken zufolge in etwa mit der gleichen grafischen Qualität aus, wie die seit sieben bzw. sechs Jahren etablierten Geräte von Microsoft und Sony. Die zum Start verfügbaren Titel rechnen nativ mehrheitlich mit 720p-Auflösung und werden auf 1080p hochskaliert. Die Wii U liest 25 GB fassende optische Datenträger für Wii U-Spiele und unterstützt auch Wii-Games. GameCube-Spiele können nicht verwendet werden. Alternativ lassen sich Spiele und andere Medieninhalte über einen Download-Store namens eShop herunterladen.

Über vier USB-Ports und einen SD-Karten-Slot können Eingabegeräte und externe Datenträger angeschlossen werden. Über USB-Festplatten (bis 2 TB) und USB-Speichersticks (bis 32 GB) kann der interne Speicher erweitert werden. Dafür muss das Speichermedium von der Konsole speziell formatiert werden, was es für alternative Einsätze unbrauchbar macht. Die unkomplizierte Speichererweiterung ist ebenso vorbildlich, wie notwendig, da die Systemsoftware und das zum Start bereitstehende System-Update bereits mehrere Gigabyte einnehmen und Spiele-Downloads den Platz rasch füllen werden. Von den angegebenen 8 GB stehen einem nach dem Update 3 GB und von den angegebenen 32 GB nur noch 25 GB zur freien Verwendung.

Welches Zubehör wird unterstützt und benötigt?

Der Internetzugang erfolgt über WiFi. Will man per Ethernet-Kabel ans Netz, benötigt man einen optional erhältlichen USB-Adapter. Fernseher lassen sich per HDMI- oder den proprietären Multi AV-Anschluss verbinden. Bei HDMI-Verbindung werden Bilder mit einer Auflösung von bis zu 1080p ausgegeben. Schleift man das Signal durch einen AV-Verstärker, lässt sich überdies Surround-Sound genießen. Ein separater digitaler Audio-Ausgang fehlt jedoch.

Neben dem Wii U Gamepad können alle für Wii verfügbaren Controller und Zusatzgeräte eingesetzt werden. Für Mehrspielererlebnisse benötigt es zusätzlich zumindest einen Wii-Controller (am besten mit Motion Plus). Für Shooter, Sport- und Action-Spiele bietet sich ein Gamepad Pro-Controller an, der dem Xbox 360-Controller sehr ähnlich ist.

Was bringt der Tablet-Controller?

Das kabellose Wii U Gamepad verfügt über einen 6,2 Zoll großen Touchscreen, zwei Analog-Sticks und die konsolentypischen Eingabetasten. Das Gamepad dient einerseits zur Steuerung der Spiele und lässt sich andererseits innerhalb eines Radius von rund zehn Metern als mobile Spielkonsole einsetzen. Etwa dann, wenn man im Schlafzimmer weiterzocken möchte oder der Fernseher gerade von jemand anderem okkupiert wird. Im Test funktionierte das problemlos. Die Reichweite hängt auch von der individuellen Wohnsituation ab. Praktisch: Das Gamepad lässt sich optional als Fernsteuerung für TV und andere Geräte gebrauchen.

Trotz seiner Größe liegt das Pad leicht und angenehm in der Hand. Die Bedienbarkeit des Screens ist gut und verzögerungsfrei. Mit 854 x 480 Pixel ist die Auflösung für die Größe zufriedenstellend, wenngleich Schriften eine Spur mehr Schärfe vertragen könnten. Die Bildqualität insgesamt ist gut, wenngleich nicht so farb- und kontraststark wie bei den aktuell besten Tablets. Da keine Multitouch-Eingabe möglich ist, wirkt die Bedienung nicht ganz so haptisch, wie man es von Smartphones oder Tablets gewohnt ist. Für feinere Bewegungen, etwa um zu zeichnen, nutzt man am besten den beigelegten Stift. Die eingebauten Bewegungs- und Lagesensoren erlauben Bewegtspiele und gestalten das Zusammenspiel von Gamepad und Fernseher dynamischer. Weitere Interaktionsmöglichkeiten bringen die eingebaute Kamera für Fotos und Chats, das Mikrofon und ein Lautsprecher.

Für Shooter und Rennspiele unpraktisch ist, dass die Abzugstasten digital sind und damit keine stufenlose Eingabe zulassen. Mit Halbgas um die Kurve flitzen kann man so nicht. Für Xbox 360- und PS3-Spieler verwirrend ist die vertauschte Standardbelegung der vier rechts vom Bildschirm angeordneten Aktionstasten. Das größte Manko ist indes die Kurze Akkulaufzeit des Gamepads. Bei einer Nettospielzeit von rund drei Stunden ist häufiges Laden bzw. kabelgebundenes Spielen vorprogrammiert. Und dazu kann lediglich das proprietäre Ladekabel verwendet werden, USB oder einen anderen Standardanschluss gibt es nicht.

Wie spielt es sich mit dem Wii U Gamepad?

Der Tablet-Controller ermöglicht eine Reihe neuer Spielmöglichkeiten. Bei Einzelspielererlebnissen wird der Zweitscreen vorrangig dazu genutzt, Spielinhalte wie Anzeigen, Menüs oder Inventare auszulagern. Raffiniertere Konzepte binden den Touchscreen zur Steuerung, als Zeichenblock oder als Zielvisier ein. Bei "Nintendo Land" beispielsweise wird das Tablet senkrecht ausgerichtet zur Abschussrampe für Wurfsterne in einem Ninja-Spiel. Bei "ZombiU" muss man den Zweitscreen vor den Augen als Umgebungsscanner einsetzen. Bei "Scribblenauts Unlimited" dient das Touchpad wiederum zum Basteln und Zeichnen von Gegenständen. Gerade in Kombination bereichern diese Funktionen das Spielgefühl merklich. Selbst Kleinigkeiten schärfen das Interaktionsbewusstsein. In "ZombiU" etwa wird der Gamepad-Lautsprecher gezielt für Anweisungen des virtuellen Auftraggebers eingesetzt. Dadurch, dass der Sound von den Lautsprechern zum Spieler herangeholt wird, wird auch das Geschehen mit einem Schlag unmittelbarer.

Der permanente Blickwechsel zwischen Gamepad kann stellenweise aber auch irritierend sein. Gerade in stressigen Situationen ist man abgeneigt, seinen Blick vom Fernseher abzuwenden. Sind wesentliche Elemente wie die Navigationskarte oder das Ausrüstungsinventar jedoch nur am Gamepad zu finden, behindert dies den Spielfluss. Es ist ein wenig so, als würde man während eines Sparziergangs versuchen, gleichzeitig auf die Navigationssoftware des Handys zu schauen und dabei nichts von der Umgebung zu verpassen.

Was bringt das Gamepad für Mehrspielererlebnisse?

Einer der besten Einsatzgebiete für den Tablet-Controller sind Multiplayer-Spiele. Der zweite Bildschirm macht zum einen den Splitscreen obsolet und realisiert zum anderen das, was Nintendo "asymmetrisches Gameplay" nennt.

Spielt man beispielsweise "Call of Duty: Black Ops 2" gemeinsam, sieht ein Spieler das Geschehen auf dem Fernseher, während der andere das Spiel auf dem Tablet verfolgt. Bei "Nintendo Land" wird die "Asymmetrie" hingegen wiederholt genutzt, um dem Gamepad-Spieler eine besondere Rolle zu verleihen. Beim Bewerb "Mario Chase" beispielsweise ist der Gamepad-Spieler Mario, der von den anderen (bis zu vier) Spielern davonlaufen muss. Doch während die Fänger nur einen kleinen Bildausschnitt am Fernseher sehen, sieht man in der Rolle des Gejagten das gesamte Spielgesehen auf dem Tablet – ein immenser Vorteil. Das gleiche Prinzip wird bei "Luigi's Ghost Mansion" für eine Geisterjagd angewendet, bei "Animal Crossing: Sweet Day" wird der Tablet-Spieler zum Jäger.

"ZombiU" greift diesen Gedanken ebenfalls auf. In einem der Mehrspielerbewerbe, beobachtet der Gamepad-Spieler den Spielverlauf aus der Vogelperspektive und muss seine Gegner davon abhalten, Stützpunkte einzunehmen. Dies tut er, in dem er wie in einem Strategiespiel Zombies platziert und die Horde auf die anderen Spieler hetzt, für die sich die Herausforderung als Egoshooter manifestiert. Daneben gibt es auch Multiplayer-Umsetzungen, die weniger geistreich, aber dennoch unterhaltsam sind. Bei "New Super Mario Wii U" etwa kann der Gamepad-Spieler nur unterstützend eingreifen und den anderen Spielern mit gezielt platzierten Plattformen helfen, Abgründe zu überwinden und höher gelegene Bereiche zu erklimmen.

Welche sind die besten Spiele zum Start?

Von den 23 Spielen zum Start stechen die Mini-Games-Sammlung "Nintendo Land", das kooperative Jump'n'Run "New Super Mario Bros. Wii U" und der apokalyptische Überlebenskampf "ZombiU" heraus.

"Nintendo Land" veranschaulicht gut die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten des Gamepads und das asymmetrische Gaming. Alle Herausforderungen sind für Zwischendurch gedacht. Besonders hervorzuheben sind die erwähnten Mehrspielerbewerbe, in denen Nintendos Wissen über die Einfachheit genialer Videospielkonzepte aufleuchtet. Für Einzelspieler gibt es den ein oder anderen kniffligen Puzzle- und Zeichenspaß, weitere Reminiszenzen an Klassiker wie "F-Zero" sind weniger geglückt. Als Draufgabe für die Premium-Version der Wii U ist das Paket ideal, für wirklichen Langzeitspaß fehlt es den einzelnen Games an Tiefgang.

"New Super Mario Bros. Wii U" ist ein klassisches 2D-"Super Mario" und bringt den charismatischen Installateur erstmals in HD auf die Mattscheibe. Auch in diesem Fall macht die Rettung der Prinzessin gemeinsam am meisten Spaß. Leider wurde das Zusammenspiel mit dem Gamepad wenig inspirierend umgesetzt. Wer schon länger kein "Super Mario" mehr gespielt hat, wird sich an glückliche Kindheitsmomente zurückversetzt fühlen. Für eingeschworene Serienfans ist es hingegen nur ein Kapitel mehr vom guten Gleichen.

Der Überraschungshit, wenn man so will, ist das das Überlebensabenteuer "ZombiU". Angeleitet von einem Missionsleiter gilt es, als Überlebender einer Seuche in einer von Zombies geplagten Stadt zu überleben. Wird man einmal gebissen, heißt es "game over" und schlüpft in die Haut eines anderen Protagonisten. Erschlägt oder erschießt man gerade keinen Untoten, muss man auf dem Tablet Türschlösser knacken, die Gegend mit dem Infrarotsensor scannen oder Leichen nach nützlichen Gegenständen durchsuchen. Im Multiplayer-Modus kombinieren die Entwickler die verschiedenen Eingabegeräte. Beispielsweise müssen die mit dem Pro-Controller spielenden Teilnehmer um die Vorherrschaft kämpfen, während der Tablet-Nutzer das ganze aus der Vogelperspektive sieht und Strategiespiel-ähnlich Zombies auf seine Gegner hetzt. Es ist nicht nur ein gelungenes Wii U-Konzept sondern hat auch durch die tödliche Kampagne ein Alleinstellungsmerkmal.

Im Start-Line-up befinden sich also durchaus solide Werke, die es nicht auf anderen Plattformen gibt. Unter dem Strich muss man jedoch auch festhalten, dass der wirklich große "Must-Have"-Titel fehlt. Auf ein umfassendes Abenteuer mit Link oder Icarus oder auch ein superkreatives "3D-Mario" wird man noch eine Weile warten müssen. Die vielversprechendsten Produktionen der nahen Zukunft sind das Action-Strategiespiel "Pikmin 3", das Hardcore-Kampfspiel "Bayonetta 2" und das Agentenabenteuer "Lego City: Undercover".

Wie gut sind die Portierungen?

Zum anfänglichen Portfolio gehören natürlich einige Portierungen bereits erhältlicher Spiele für PC, PS3 oder Xbox 360. "Batman: Arkham City Amored Edition" nutzt das Gamepad gekonnt für die vielen Gadgets des dunklen Ritters. "Call of Duty: Black Ops 2" glänzt auf der Wii U durch die Möglichkeit, das Gamepad-Display im Mehrspielermodus statt dem Splitscreen-Modus einsetzen zu können.

In Summe ist die Qualität der Portierungen aber eher enttäuschend. Den technischen Vorteil, den die Wii U allein schon durch einen größeren Arbeitsspeicher gegenüber bestehenden Systemen hat, konnten die Entwickler nicht nutzen. Im Gegenteil: Schwankende Bildwiederholungsraten und teils verschwommene Texturen zeugen davon, dass es den Studios noch an Erfahrung mit der Hardware fehlt.

Ich bin bereits Wii-Spieler, kann ich meine Daten mitnehmen?

Wer bereits eine Wii sein eigen nennt, kann seine Speicherstände und Spiel-Downloads per SD-Karte auf die Wii U übertragen. Allerdings werden nach dem Kopieren sämtliche Daten auf der Wii gelöscht, die Inhalte sind somit auf ein System gekoppelt. Die Wii-Inhalte finden sich dann in einer eigenen Wii-App im Wii U-Menü.

Wer ein Wii-Game auf der Wii U spielen möchte, sollte sich zwar keine grafischen Wunder erwarten, doch immerhin skaliert die Konsole die Grafik der Inhalte auf bis zu 1080p herauf.

Was bietet Nintendos Online-Dienst?

Anm.: Da vor dem Start der Wii U nicht alle Funktionen zur Verfügung standen, konnten wir vorab nicht jeden Dienst ausprobieren. Anbei dennoch ein Überblick über das Online-Angebot der Wii U:

Mit der Wii U ist Nintendo endgültig im Online-Zeitalter angekommen. Das zeigt sich nicht nur daran, dass man für die Konsole und die meisten Spiele zum Start gleich Updates herunterladen muss, sondern auch an den Diensten selbst. Was man zur Nutzung benötigt, ist eine Internetverbindung und eine Nintendo Network Identität (NNID) samt repräsentativem Avatar (Mii). Eine Einschränkung gegenüber ähnlichen Diensten sticht heraus: Die NNID wird mit der Konsole gekoppelt und kann auf keiner anderen Wii U eingesetzt werden. 2013 soll die Nutzung von Services wie dem Online-Store eShop zumindest auf Smartphones, PCs und Tablets ausgeweitet werden. Online-Gaming ist wie bei der PlayStation 3 kostenlos, Microsoft kann sich nun auch an Nintendo ein Beispiel nehmen.

In erster Linie erfreut, dass andere Spieler nicht mehr über Friend-Codes angewählt werden müssen, sondern sich wie bei Xbox Live und PlayStation Network einfach zur Kontaktliste hinzufügen lassen. Über einen Messenger kann man auch während dem Spielen mit Freunden chatten oder sie um Hilfe bitten. Das Mikrofon im Gamepad dient für Sprach-Chats, was auch bereits in einigen Games funktioniert. Allerdings ist die Unterstützung den Spielherstellern überlassen, was bedeutet, dass nicht jedes Spiel Sprachkommunikation unterstützen muss. Über die Kamera des Gamepads kann man überdies Video-Chats führen – allerdings nicht während man andere Anwendungen geöffnet hat.

Ein potentiell süchtigmachender Schachzug Nintendos ist das Miiverse. In diesem sozialen Netzwerk sieht man, was befreundete Spieler so treiben und kann Bilder und Statusmeldungen austauschen. Es ist jedoch ein in sich geschlossenes System, Screenshots und Statusmeldungen können nicht über Twitter oder Facebook geteilt werden. Für ambitionierte Spieler nicht ganz zeitgemäß ist der Verzicht auf ein universelles Auszeichnungssystem für Spielerfolge wie den Achievements bei Xbox Live oder den Trophies bei PSN. Der Online-Store eShop bietet zum Start lediglich eine Hand voll Download-Spiele an.

Wie sind die Multimedia-Funktionen?

Der Wii U stehen nach dem Update auf die Systemsoftware 2.0 eine Reihe von Anwendungen bereit. Dazu gehört ein Webbrowser, der zwar kein Flash, aber HTML5-Inhalte unterstützt und eine Youtube-App. Damit kann man Online-Videos in einer Qualität von bis zu 1080p ansehen. Über TVii wird es im Laufe des kommenden Jahres einige Video-Streaming-Angebote geben. In den USA umfasst dies unter anderem Netflix, Hulu und Amazon Video. Die Anbieter für Österreich, Schweiz und Deutschland wurden noch nicht bekanntgegeben. Über das Gamepad lässt sich nicht nur der Fernseher bedienen, auch werden mit dem TVii-Update Programmhinweise und Hintergrundinformationen über das Tablet abrufbar sein.

Das optische Laufwerk liest zwar Wii U- und Wii-Games, Video-DVDs und -Blu-rays werden allerdings nicht unterstützt. Auch gibt es keinen Player, mit dem man Videos von einem externen Datenträger abspielen kann.

Welche Kleinigkeiten fallen sonst noch auf?

Die Benutzeroberfläche der Wii U ist sehr einfach gestaltet. Anwendungen werden wie bei Smartphones in einem App-Raster angeordnet. Man kann das Menü sowohl am Tablet-Controller, als auch am Fernseher bedienen. Am Fernseher lässt es kurioser Weise nur die Navigation per Wii Fernbedienung zu.

Die Ladezeiten zwischen Menü und Anwendung und der Wechsel vom Spiel ins Menü sind etwas lang ausgefallen. Für manche Programmstarts lässt sich die Konsole über eine halbe Minute Zeit. Wirklich flott wiederum geht das Hochfahren und Abschalten von statten.

Die Einrichtung der WiFi-Verbindung klappte beim ersten Anlauf nicht, was daran lag, das keine WPA2 TKIP-Verschlüsselung zugelassen wird. Zumindest vor dem Update musste die Verbindung nach jedem Neustart frisch eingerichtet werden.

Seien Sie geduldig: Das 1 GB große Systemupdate zum Start kann je nach Verbindung bis zu zwei Stunden dauern und darf nicht unterbrochen werden.

Standardmäßig stellt sich die Konsole nach einer Stunde von selbst ab, um Energie zu sparen. Dieser Zeitraum lässt sich in den Einstellungen erweitern.

Wer seine Konsole an einer Surround-Analage anschließt, muss die Ausgabe des Raumklangs manuell im Menü der Wii U aktivieren. Standardmäßig wird nur Stereosound ausgegeben.

Fazit: Kaufen, auslassen oder abwarten?

Der Start einer neuen Spielkonsole ist immer ein besonderes Ereignis, weil mitunter viele positive Kindheitserinnerungen geweckt werden. Nintendo versteht es vielleicht wie kein anderer Hersteller, das Kind in einem wachzurufen. Doch Nostalgie bei Seite: Es ist schön zu sehen, dass Nintendo ganz grundsätzlich im HD- und Online-Zeitalter angekommen ist. Mir persönlich und den Freunden und Kollegen, mit denen ich gespielt habe, hat die Wii U im Testzeitraum und während der zahlreichen Probeläufe in den vergangenen Monaten viel Freude bereitet. Die Erweiterung des Spielfeldes auf das Gamepad kann das Spielerlebnis sowohl bei Einzelspieler- als auch Mehrspielerherausforderungen wirklich bereichern. Ein Spiel auf dem Tablet weiterzocken zu können, wenn der Fernseher für andere Zwecke gebraucht wird, ist eine briliante Lösung. Zwischendurch in Titeln wie "Nintendo Land" und "ZombiU" aufflackernde Geniestreiche untermauern Nintendos einzigartiges Verständnis für innovative Ideen. Die Besonderheit und gleichzeitig der Wahnsinn daran ist, dass die größten Stärken der Wii U oft in den Dingen stecken, die das Auge auf den ersten Blick nicht zu sehen vermag.

Gleichzeitig stellen sich der Wii U ganz offensichtliche Hürden in den Weg. Für 299 oder besser 349 Euro erhält man auch ein System, dessen technisches Vermögen zumindest nicht merklich über jenes der sieben Jahre alten Xbox 360 hinausgeht. Nun, dass Grafik nicht alles ist, bewies bereits die Wii. Aber selbst mit innovativem Tablet-Controller ist das in Anbetracht günstigerer Konkurrenzplattformen mit deutlich größerem Spielportfolio ein stattlicher Preis. Und tatsächlich bereitet das Spielportfolio der Wii U am meisten Kopfzerbrechen. Zum Start fehlt der ganz große "Must-Have"-Titel und auch von Seiten der Dritthersteller ist Zurückhaltung zu vernehmen. Einige der besten Spiele dieses Jahres wie "Dishonored" oder "FarCry 3" wurden nicht portiert und für die kommenden Monate fehlt es an Zusagen für tragende Blockbuster wie "Bioshock Infinity" oder "Grand Theft Auto 5". Doch selbst mit dem neuestem "Call of Duty" oder "FIFA" an Bord stellt sich die Frage, weshalb bestehende Xbox 360- oder PS3-Spieler wechseln sollten – noch dazu wenn alle Freunde auf PSN oder Xbox Live zuhause sind.

Gefangen zwischen einer etablierten Konkurrenz und deren sich immer deutlicher am Horizont abzeichnenden Nachfolgern, wird wohl Nintendo selbst die Antwort auf diese Frage liefern müssen. Vor allem dann, wenn in zwölf Monaten Microsoft und Sony die Massen mit offensichtlicheren technologischen Reizen locken werden. Wie so oft wird es vermutlich auch dieses Mal auf die Qualität der exklusiven Eigenproduktionen ankommen. Bis sich darüber eine Aussage treffen lässt, sei den meisten interessierten Spielern angeraten, erst einmal abzuwarten und der Wii U Raum zu lassen, ihr ganzes Potenzial zu entfalten. Wer bislang nur eine Wii hatte und auf keinen Fall auf Nintendos Spielserien verzichten möchte, greift am besten gleich zum Premium-Modell und bittet seine Freunde ihre alten Wii Fernbedienungen wieder auszupacken. (Zsolt Wilhlem, derStandard.at, 29.11.2012)