Stronachs Umgang mit Medien sorgt wieder für Wirbel. Nach der Aufregung um seine Interview-Autorisierungspolitik wollte er jetzt auch bei Ö1 ungekürzt vorkommen, wie Ö1 im "Mittagsjournal" am Donnerstag beschreibt. Ö1-Journalistin Eva Haslinger wollte ihn zu den Eurofighter-Gegengeschäften befragen. Er habe eine Antwort verweigert, nachdem ihm Haslinger nicht garantieren konnte, dass seine Antwort ungekürzt gespielt werde. "Wenn ein Politiker fürs Radio interviewt wird, dann dauert die Aufnahme stets länger als dann auf Sendung zu hören ist. Von zehn Minuten Interview bleibt manchmal nur die eine Minute übrig, die die Redaktion für aussagekräftig hält", beschreibt Ö1 die normale Praxis.

Für Medienjuristin Maria Windhager sei das Begehren, nur ungekürzt auf Sendung zu gehen, ein Problem für die Medienfreiheit. "Die Medienfreiheit gebietet, dass die Journalisten und Journalistinnen im branchenüblichen Ausmaß natürlich Beiträge bearbeiten und gestalten. Das ist das natürlichste und wichtigste Recht in der journalistischen Arbeit, das diese Gestaltungsfreiheit nicht beeinträchtigt wird", sagt sie gegenüber Ö1. Medienwissenschaftler Fritz Hausjell warnt vor den negativen Folgen für die demokratische Entwicklung, wenn Politiker vorher bestimmen dürfen, was in den Nachrichten gesendet wird und was nicht.

Auch für Medienwissenschaftler Matthias Karmasin sei es nicht zumutbar, dass "Politiker, Wirtschaftstreibende, oder sonst der Kontrolle der Medien zumindest theoretisch Unterworfene die Regeln bestimmen, nach denen die Medien berichten". (red, derStandard.at, 29.11.2012)