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Chiles Außenminister Alfredo Moreno und Benita Ferrero-Waldner: der Neustart einer Partnerschaft.

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Für Europas Wirtschaft gebe es "Riesenchancen in Lateinamerika", sagte die frühere EU-Kommissarin Benita Ferrero-Waldner in Santiago, wo am Donnerstag eine Vorkonferenz für den EU-Lateinamerika-Gipfel im Jänner endete.

Bei der größten Konferenz in der Geschichte Chiles, bei der bis zu 60 Staats- und Regierungschefs erwartet werden, will die EU mit ihrer "strategischen Partnerschaft" neu durchstarten. Zuletzt verloren die Europäer im Handel mit Lateinamerika große Anteile an China, dessen Rohstoffhunger die Region boomen ließ.

Bei den Direktinvestitionen ist die EU mit 18 Mrd. Dollar im Jahr in der Region weiterhin vor den USA die Nummer eins. "Wir wissen, dass Lateinamerika hervorragend wächst, wir müssen hier viel mehr tun", sagte Ferrero-Waldner, die auch die Österreicher auffordert, sich stärker zu engagieren. In Santiago hat sie als Präsidentin der "EU-LAC-Foundation" (mit Hauptsitz in Hamburg) Vorkonferenzen mit Unternehmern und NGO-Vertretern organisiert, um Ideen für den Gipfel zu sammeln. Diese Woche gab es ein Meeting von 70 führenden Medienvertretern beider Kontinente, das Außenminister Alfredo Moreno eröffnete.

Als sich Chiles Präsident Sebastian Piñera mit einem Staatsempfang bei Ferrero bedankte, badete er förmlich in frischen Erfolgszahlen. Eine Million Lateinamerikaner sei heuer laut Uno der Armut entkommen, der "Kontinent der Zukunft" mache aus Hoffnungen jetzt Realität sagte Piñera.

Waren vor zehn Jahren noch 44 Prozent der Lateinamerikaner arm, so sind es jetzt nur noch 29 Prozent. In absoluten Zahlen ist das mit 167 Millionen von der Armut betroffenen noch viel zu viel, wie auch Piñera einräumte.

Weil es Umverteilung kaum gibt, setzen alle auf Wachstum. Mit einer Rate von 5,2 Prozent führt Chile vor allen anderen Staaten der OECD, deren Schnitt bei 1,4 Prozent liegt. Auch die ganz großen Player Brasilien und Mexiko wachsen um die vier Prozent, Argentinien steht wenig nach.

Aufschub für Argentinien

Im Fall Argentiniens interessierte mehr, dass ein US-Berufungsgericht den drohenden Staatsbankrott zunächst abgewendet hat. Bis Ende Februar soll entschieden werden, ob die von "Geierfonds" gestellte Forderung auf eine Milliarde Euro zu Recht besteht. Argentinien hatte die Zahlung verweigert und berufen.

Grüner Ärger mit Kolumbien

In Brüssel gab ein Ausschuss des EU-Parlaments diese Woche grünes Licht für Freihandelsverträge mit Peru und Kolumbien, was die Grünen wegen dortiger Menschenrechtsverletzungen ärgert. "Dass die Anzahl an Morden von Gewerkschaftern in diesen Ländern gestiegen ist, scheint nicht zu stören", sagte EU-Abgeordnete Ulrike Lunacek. Ferrero-Waldner sieht aber positive Veränderungen in Kolumbien und Peru, auch aufgrund des europäischen Einflusses. (Erhard Stackl, DER STANDARD, 30.11.2012)