Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: APA

Innsbruck/Wien - Die US-Ratingagentur Moody's hat die Hypo Tirol wie schon vor etwa einem Jahr in Aussicht gestellt abgestuft. Drastisch fiel vor allem die Neubewertung der Finanzstärke (BFSR) aus, die von D auf E+ gesenkt wurde. Schlechter als "E" kann die Bewertung nicht ausfallen. Aufgrund den von der EU vorgeschriebenen Restrukturierungsauflagen und schwachen Ertragskraft hält Moody's mittelfristig die Notwendigkeit einer neuerlichen Kapitalzufuhr von außen für sehr wahrscheinlich, geht aus der veröffentlichten Ratingentscheidung hervor.

Die langfristige Bewertung der Einlagen und Verbindlichkeiten wurde von A2 auf Baa2 zurückgenommen, das Kurzfrist-Rating wurde von Prime-1 auf Prime-2 gesenkt. Weiters wurde das Rating für das nachrangige MTN-Programm (Medium Term Note) von (P)A3 auf (P)B2 gesenkt. Alle Ratings sind mit einem negativen Ausblick versehen.

Wertberichtigung bei Italien-Tochter

Die Bank sei nach wie vor mit der Herausforderung beschäftigt, ihr Risikoprofil wiederherzustellen, das Institut sei auch nach wie vor anfällig für das ungünstiger werdende wirtschaftliche Umfeld, begründet Moody's die Abstufungen im Generellen.

Die Neubewertung der Bank wurde vor einem Jahr durch den 125 Millionen Euro-hohen Wertberichtigungsbedarf der Hypo bei ihrer Italien-Tochter ausgelöst, der in einem 220 Millionen-Euro-Kapitalzuschuss durch das Land Tirol mündete. Im Oktober hat die EU-Kommission diese Hilfe unter Auflagen genehmigt. Insgesamt hat die Bank bereits 58,8 Millionen Euro Partizipationskapitals eingezogen.

Sehr verkleinerter und regionaler Auftritt

Die mit der Europäischen Kommission vereinbarte wichtigste Auflage ist aber die verpflichtende Reduzierung der Bilanzsumme auf 8 Milliarden Euro bis zum Jahr 2015. 2012 wird diese von 13,5 auf rund 10 Milliarden Euro schrumpfen. Daneben müssen die Vergabeaktiviäten in Deutschland und Italien - ausgenommen Südtirol - eingestellt werden.

Nach der erfolgten Restrukturierung werde die Hypo mit einem sehr verkleinerten regionalen Auftritt auskommen müssen, so Moody's . Das Potenzial für ausreichende künftige Erträge werde sehr gering sein. Durch die Kapitalzufuhr werde die Hypo per Jahresende über eine Kernkapitalquote von 9,6 Proent verfügen nach 6,1 Prozent per Ende 2011.

Für 2016 und 2017, wenn die meisten garantierten Verbindlichkeiten abreifen, erwartet die Ratingagentur ein großes Finanzierungsloch. Unter Zugrundelegung einer schwachen Ertragskraft schließt Moody's mittelfristig deshalb eine neuerlichen Kapitalhilfe von außen nicht aus.

Oppostition fordert Aufklärung

Die Tiroler Oppositionsparteien Grüne und "Liste Fritz-Bürgerforum Tirol" fordern nun Aufklärung über den Zustand der Bank und personelle Konsequenzen gefordert. "Wir brauchen ein schonungslos offenes Bild, wie es um die Hypo steht", erklärte der Grüne LAbg. Gebi Mair in einer Aussendung. Für den Juniorpartner der ÖVP in der Tiroler Landesregierung, SPÖ, hat Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) "dringenden Erklärungsbedarf".

"Das von Moody's angekündigte große Finanzierungsloch 2016 bzw. 2017 und die damit verbundene neuerlich erforderliche Kapitalzufuhr durch das Land geben Anlass zu schlimmsten Befürchtungen, dass nicht alle Karten auf den Tisch gelegt wurden und sich noch weitere Leichen im Hypo-Keller befinden", erklärte LAbg. Klaus Gasteiger (SPÖ) und schloss sich damit der Oppositionskritik an. Er verlangte die "sofortige Einberufung des Finanzkontrollausschusses", auch ein Untersuchungsausschuss stehe nach wie vor "im Raum".

Offenlegung des Berichts

Mair verlangte indes die Offenlegung des Moody's-Berichts. Zudem gab der Grün-Politiker an, die Analysten der Ratingagentur in den Finanzkontrollausschuss des Landtages laden zu wollen. Die "Liste Fritz" als größte Oppositionspartei im Landtag machte unter anderem Platter für das "Totaldebakel" verantwortlich. Liste Fritz-Chef, LAbg. Fritz Dinkhauser forderte zudem in einer Pressemitteilung, dass der Hypo-Aufsichtsratsvorsitzende und LAbg. Wilfried Stauder (ÖVP) "den Hut nehmen" müsse. "Obwohl er über alle Geschäfte Bescheid gewusst hat, hat er die Verantwortung abgeschoben und andere wurden vor rund einem Jahr krimineller Machenschaften bezichtigt", kritisierte er. Platter und Stauder hätten die Hypo trotz der Finanzspritze von 220 Mio. Euro auf "Ramschniveau" heruntergewirtschaftet, meinte der Oppositionspolitiker.

Rückendeckung für die VP kam am Freitag hingegen von der Tiroler FPÖ. "Es zeigt sich immer mehr, dass die finanzielle Hilfe durch das Land der richtige Schritt gewesen ist", teilte FPÖ-Chef, LAbg. Gerald Hauser mit. ÖVP-Klubobmann, LAbg. Josef Geisler erklärte, sowohl die EU-Kommission als auch Moody's würden die Konzentration der Hypo Tirol Bank auf Klein- und Mittelbetriebe sowie den Ausstieg aus Großfinanzierungen positiv sehen. Der Weg der Rückbesinnung auf den Kernmarkt Tirol, der vom Land eingefordert worden sei, werde konsequent umgesetzt, sagte Geisler. (APA, 30.11.2012)