Der große Aufdecker, die Medienfigur schlechthin der Grünen, entging einer Abstrafung durch die Basis nur knapp. Peter Pilz wurde am Bundeskongress der Grünen im zweiten Wahlgang mit 60 Prozent auf den vierten Platz der Bundesliste gewählt.

Für andere Mandatare ging der Parteitag weniger glimpflich über die Bühne. Karl Öllinger erhielt keinen Platz auf der Bundesliste, in Wien muss er auf Platz sechs der Landesliste um den Einzug in den Nationalrat zittern, Behindertensprecherin Helene Jarmer kam auf den neunten Listenplatz, der grüne Bundesrat Marco Schreuder landete auf Platz zwölf. Anstelle von Öllinger und Jarmer wurden zwei junge VertreterInnen auf die wählbaren Plätze sechs und acht gewählt.

So demokratiepolitisch interessant die direkte Wahl der Bundesliste durch die Delegierten ist, so riskant ist sie auch, wenn es darum geht die inhaltliche Aufstellung mit der personellen zu vereinen. So werden - es sei denn, die Grünen legen unerwartet massiv zu - weder Homosexuelle noch Menschen mit Behinderung eine direkte Vertretung im Nationalrat haben. Das Zukunftsthema Netzpolitik, für das sowohl der auf der Bundesliste abgeblitzte burgenländische Landtagsabgeordnete Michel Reimon als auch Schreuder stehen, findet sich ebenso nicht wieder.

Zwar konnten neue Köpfe sich Terrain sichern, etwa der 23-jährige Kärntner Julian Schmid oder die ehemalige ÖH-Chefin Sigrid Maurer, aber auch der steirische Bauer Tom Waitz, der mit einer unterhaltsamen Rede bei den Delegierten punkten konnte. Die Gründungsgeneration der Grünen bestimmt aber nach wie vor die Partei.

Ein Zeichen, dass das sich langsam ändert, ist es, dass jetzt langsam auch jene, die keine "Heldengeschichten aus Hainburg" erzählen können, wie es Julian Schmid ausdrückte, nachrücken. Und das ist auch dringend notwendig, wenn die Grünen für die Nationalratswahl gewappnet sein wollen: Denn genau jene "Heldengeschichten" werden nicht ausreichen, gerade in einem sich abzeichnenden populistischen Wahlkampf.

Wenn die Grünen ihr Terrain abstecken und erweitern wollen, dann werden sie neue Ideen und Gesichter zulassen müssen. (Sebastian Pumberger, derStandard.at, 1.12.2012)