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Grafik: APA

Wien - Die Wirtschaftskrise ist zwar noch nicht in den Einkaufsstraßen angekommen, dafür umso heftiger am Arbeitsmarkt. Alleine im Vormonat sind über 23.000 Menschen zusätzlich auf Jobsuche gewesen. 270.436 Personen waren im November offiziell arbeitslos gemeldet, ein Zuwachs von 6,7 Prozent im Jahresvergleich. Dazu kommen noch 74.085 Schulungsteilnehmer, ein Plus von neun Prozent. Somit waren im Vormonat insgesamt 344.521 Personen auf Jobsuche (plus 7,2 Prozent), die Arbeitslosenquote laut Eurostat lag bei 4,3 Prozent.

Besonders schwer hatten es Langzeitarbeitslose, Behinderte, Ausländer und Leiharbeiter, geht aus der heute veröffentlichten Arbeitslosenstatistik des AMS hervor. Besonders die Zeitarbeitsbranche hat einen Dämpfer erhalten, hier stieg die Zahl der Suchenden um über zwölf Prozent. Auffallend ist, dass das Industrieland Oberösterreich überdurchschnittlich stark Personal abgebaut hat, galt doch die Industrie bisher als widerstandsfähig gegenüber der globalen Wirtschaftskrise. Und auch bei den Branchen zeigt sich, dass der angebliche Jobmotor Gesundheitsberufe besonders schwächelte.

Allerorts Kritik

Die Opposition macht dafür die Regierung verantwortlich. Die FPÖ sieht "immer neue Lockangebote für Ausländer", 19 Prozent der AMS-Förderausgaben sollen laut der Partei ihnen zukommen. Die Grünen sorgen sich um den starken Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Gesundheits- und Sozialberufen. Schuld daran sei das Sparbudget der Bundesregierung.

Handlungsbedarf sieht auch die Gewerkschaft vida. "Mehr Geld für aktive Arbeitsmarktpolitik, Sanktionen für Unternehmen, die Älteren keine Chance geben, und Investitionen in Pflege und Betreuung", so lautet ihr Rezept. Der "unsinnige Jugendkult" am Arbeitsplatz müsse enden, heißt es in einer Aussendung.

Mehr Männer als Frauen

Der Anstieg der Arbeitslosenzahlen fiel bei Männern (plus 8,7 Prozent) stärker aus als bei Frauen (plus 4,5 Prozent). Bei Personen über 50 Jahre gab es einen Zuwachs von 10,1 Prozent, bei Jugendlichen (15 bis 24 Jahre) von 4,4 Prozent. 207.790 Inländer waren im November arbeitslos gemeldet (plus 5,2 Prozent), demgegenüber stehen 62.646 jobsuchende Ausländer (plus 12,2 Prozent).

Für Langzeitarbeitslose ist die Jobsuche nach wie vor sehr frustrierend. Hier gab es im Vormonat gleich einen Zuwachs von 30,3 Prozent auf 5.817 Personen. Die boomende Zeitarbeitsbranche hat es ebenfalls stark getroffen, hier stieg die Zahl der Suchenden auf 28.876 Personen, ein Anstieg von 12,4 Prozent. Hingegen rückläufig war die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen mit Jobzusage (minus 6,9 Prozent).

Der einzige Lichtblick ist der Arbeitsmarkt für Lehrlinge. Zwar gab es auch hier einen Anstieg der Lehrstellensuchenden um zwei Prozent, aber gleichzeitig legte die Zahl der offenen Lehrstellen um 4,5 Prozent zu.

In Wien explodieren Schulungszahlen

Die Zahl der Arbeitslosen in Wien ist im vergangenen November um 6,1 Prozent gestiegen. Insgesamt waren 82.918 Personen ohne Job, teilte das Arbeitsmarktservice Wien am Montag in einer Aussendung mit. Einmal mehr deutlich gestiegen ist die Zahl der Schulungsteilnehmer, die in der Statistik nicht als Arbeitslose geführt werden - und zwar um 19,7 Prozent auf nun 29.024 Personen. Zählt man beide Zahlen zusammen, waren im November sogar um 9,3 Prozent mehr Wiener ohne Job als noch vor einem Jahr.

AMS-Chef rechnet mit 10.000 Kurzarbeitern

Für heimische Unternehmen wird Kurzarbeit in Zukunft billiger. Der Staat übernimmt ab Jahresbeginn den Arbeitgeberanteil für die Sozialversicherung nicht erst ab dem siebenten Monat in Kurzarbeit, sondern bereits ab dem fünften Monat. Die Novelle der Kurzarbeitsbeihilfe soll am Mittwoch im Parlament beschlossen werden und ab 1. Jänner 2013 gelten. AMS-Chef Johannes Kopf schätzte im ORF-Mittagsjournal, dass es diesmal "alles in allem nicht mehr als 10.000 Kurzarbeiter" werden.

Die Industriellenvereinigung (IV) ist mit der Reform grundsätzlich einverstanden, schätzt den Bedarf aber höher ein als das AMS. Der Ausgangspunkt sei heute schlechter als vor drei Jahren.

Aktuell befinden sich laut Sozialministerium über 30 Betriebe mit über 2.800 Beschäftigten in Kurzarbeit. Am Höhepunkt der Krise 2009 waren in Österreich mehr als 60.000 Arbeitnehmer von der Regelung betroffen gewesen. Seit Montag sind es etwa 293 Arbeiter und 138 Angestellte des Hartmetall-Erzeugers Böhlerit in Kapfenberg. Begründet wird die Maßnahme, die bis 31. Mai für die 431 Beschäftigten geplant ist, mit signifikanten Umsatzrückgängen aus dem Bereich der Automobilindustrie. (APA, 3.12.2012)