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Muss man im Winter ständig Tee Zitrone trinken...

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... um Schnupfen, Halsweh & Co. vorzubeugen?

Orangen, Zitronen, Mandarinen, Grapefruits - Zitrusfrüchte gelten im Winter als unverzichtbare Vitamin C-Quelle. Sie sollen die Immunabwehr stärken und Erkältungserkrankungen vorbeugen.

Demgegenüber wird in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) der Verzehr von Zitrusfrüchten im Winter als "völlig verkehrt" definiert, da diese kühlend auf den Organismus wirken sollen. Der Tenor von Ernährungsberatern nach den fünf Elementen lautet: Sich in der kalten Jahreszeit zusätzlich über die Nahrung abzukühlen, kostet den Körper Energie, die er unter anderem für die Immunabwehr braucht. Vitamin C nehme man auch ohne Zitrusfrüchte genug zu sich, etwa in Form einer Kraftsuppe aus Fleisch und Gemüse mit wärmenden Gewürzen wie Ingwer, Kümmel und Lorbeer. Sie soll den Körper von innen wärmen und so gegen die äußere Kälte schützen.

Vitamin C verhindert Erkältungskrankheiten nicht

Was ist dran an dieser Widersprüchlichkeit? fragen wir Karl-Heinz Wagner, Studienprogrammleiter des Departments für Ernährungswissenschaften an der Universität Wien. "Es ist eindeutig nachgewiesen, dass Vitamin C die zelluläre Immunabwehr stärkt und damit das Immunsystem unterstützt. Allerdings zeigt sich auf großer epidemiologischer Ebene, dass es, entgegen dem weit verbreiteten Glauben, Erkältungskrankheiten nicht verhindern kann", weiß der Experte. Es gebe zwar Hinweise, dass die Dauer eines grippalen Infektes etwas reduziert werden könne, eine leichte vorbeugende Wirkung zeige Vitamin C aber allenfalls bei Personen, die körperlichen Anstrengungen bei extremer Kälte ausgesetzt sind.

Die Theorie der chinesischen Medizin kann Wagner "nicht wirklich unterschreiben. Anhand der wissenschaftlichen Daten zeigt sich, dass Zitrusfrüchte Vitamin C liefern, und dass Vitamin C notwendig ist für die zelluläre Abwehr. Darüber hinaus verfügen sie über viele weitere Inhaltsstoffe, die für den Organismus förderlich sind, wie sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe wie zum Beispiel Carotinoide. Außerdem ist die Versorgung mit Obst und Gemüse im Winter eingeschränkter als im Sommer."

Alternative auch in Tiefkühlgemüse

Wer jedoch meint, er müsse auf Zitrusfrüchte verzichten, werde sicher kein Vitamin C-Versorgungsproblem bekommen. Wagner bestätigt, dass auch regionale und saisonale Wintergemüse ausreichend Vitamin C liefern. Darüber hinaus empfiehlt er Paprika, Erbsen, Brokkoli, Erdbeeren, Kiwi oder Johannisbeeren - auch in tiefgekühlter Form. "Der Benefit ist hier auf jeden Fall größer als die Menge Vitamin C, die beim Einfrieren verloren geht."

Generell sieht er die Versorgung mit Vitamin C über die Ernährung für die österreichische Bevölkerung als "absolut gewährleistet". Es finde sich nicht nur klassisch in Obst und Gemüse, sondern komme darüber hinaus ubiquitär vor. Wagner: "Die Quellen sind den Konsumenten oft gar nicht bewusst. So werden viele Säfte mit Vitamin C angereichert und in diversen Lebensmitteln ist es als Antioxidans zugesetzt, wie zum Beispiel in Extrawurst und weiteren Fleischprodukten."

Erhöhter Bedarf bei Rauchern

Ein Risiko, Vitamin C in zu hoher Menge zu sich zu nehmen, sieht Wagner trotz der oft versteckten Zusätze nicht, denn wer mehr als die empfohlene Menge von 100 Milligramm am Tag zu sich nimmt, scheidet den Überschuss über den Urin aus. Empfehlungen von bis zu 1.000 Milligramm am Tag seien sinnlos: "Die großen Studien zeigen, dass hohe Dosierungen auch im Krankheitsfall nichts bringen." Eine Ausnahme gilt für Raucher, denn diese verfügen über einen erhöhten Vitamin C-Bedarf von etwa 150 Milligramm. Das Antioxidanz unterstützt die Abwehr der freien Radikalen, die über das Rauchen zugeführt werden. Aber auch diesen erhöhten Bedarf sieht Wagner über die Ernährung abgedeckt.

Wagners Fazit: "Wir haben in Österreich eine ausreichende Vitamin C-Versorgung, und es gibt keinen Grund, Hochdosis-Supplemente einzunehmen, um nicht zu erkranken. Das hat nur einen Sinn, wenn ein Mangel vorliegt, was bei Vitamin C sicher nicht der Fall ist." (Eva Tinsobin, derStandard.at)