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Pisa kommt 2013 zweimal: Im Oktober erstmals für Erwachsene, kündigte OECD-Experte Andreas Schleicher am Montag mit Ministerin Claudia Schmied an, im Dezember folgt "Schüler-Pisa" Nr. 5.

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Wien - Die OECD, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, hat Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) auf ihrer Seite: "Die Ganztagsschule ist sicher ein wesentlicher Grundpfeiler eines gerechten Schulsystems", sagte OECD-Bildungsvizedirektor Andreas Schleicher am Montag in Wien. Die meisten Staaten, die heute beim Thema Chancengerechtigkeit gut dastünden, würden auf sie setzen. Letztlich müssten sich alle Schulen "daran messen lassen, was sie selbst tun, um die Leistungsgerechtigkeit zu verbessern", sagte der "Erfinder" der Pisa-Studie. Darum seien auch die Bildungsstandards "so wichtig".

Schmied wollte keine Prognose äußern, ob heute, Dienstag, im Ministerrat der Ausbau ganztägiger Schulangebote beschlossen wird. "Von unserer Seite ist alles vorbereitet." Sie selbst orientiere sich in dieser Frage daran: "Was ist jetzt durchsetzbar?" Die alleinige Entscheidungsmacht der Eltern (auch gegen die Lehrer) jedenfalls nicht.

Ganztagspragmatisch

Allerdings hält sie auch den Vorschlag von Gemeindebundpräsident Helmut Mödlhammer (ÖVP), der im Konfliktfall den schulerhaltenden Gemeinden das letzte Wort geben würde, für "schwer umsetzbar", da dabei auch das gerade verhandelte neue Dienst- und Besoldungsrecht betroffen sei. Schmied setzt vorerst "pragmatisch auf die Bund-Länder-Vereinbarungen, um den Erhaltern Sicherheit zu geben".

Die OECD wiederum setzt für die Zukunft ganz auf "Kompetenzen", für die sie angesichts der Wirtschaftskrise und steigender Arbeitslosigkeit im Mai dieses Jahres ihre "Skills Strategy" unter dem Titel "Bessere Kompetenzen, bessere Arbeitsplätze, besseres Leben" präsentiert hat. OECD-Generalsekretär Angel Gurría nannte Kompetenzen "die globale Währung des 21. Jahrhunderts".

Schleicher legte die Kompetenzstrategie der OECD am Montag mit Schmied auf die österreichischen Verhältnisse um. Generell zeige sich, dass Bildung eine wichtige Grundlage für verschiedenste Dimensionen des Lebens habe: Gesundheit und Bildung stehen in engem Zusammenhang, auch das Vertrauen in demokratische Institutionen "hängt damit zusammen, was ich kann", sagte Schleicher: "Aber: Mehr Bildung bedeutet nicht automatisch bessere Jobs." Beispiel Japan: Sehr hoher Bildungsgrad, aber 80 Prozent der Arbeitgeber beschweren sich, dass sie nicht die Leute finden, die sie brauchen. In Österreich hat ein Drittel der Arbeitgeber Schwierigkeiten, die benötigten Arbeitskräfte zu rekrutieren.

Darum werde es in Zukunft immer wichtiger zu klären, "wie und wo und in welchem Lebensabschnitt man Kompetenzen am besten lernen kann", sagte Schleicher. Antwort: lebenslang.

Besonders wichtig werde die "Entwicklung der erforderlichen Kompetenzen" , und da tut sich seit den 1960ern einiges: Die Kompetenzen, die nachgefragt werden, ändern sich stark, mit Konsequenzen für das Bildungssystem: Kognitives Routinewissen etwa, also "das, was man leicht unterrichten und testen kann, verliert an Wert" gegenüber analytischen Kompetenzen, erklärte Schleicher.

In einem Bereich ist Österreich Vorbild: Der berufsbildende Sektor erweist sich als sehr effizient und zeigt sich in vergleichsweise niedriger (Jugend-)Arbeitslosigkeit. Schleicher: "Die Verknüpfung von Ausbildung und Bildung ist in Österreich hervorragend gelöst." (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, 4.12.2012)