Kairo - Aus Protest gegen die Artikel zur Presse im Entwurf für die neue ägyptische Verfassung sind am Dienstag mehrere Zeitungen nicht erschienen. Mit der Aktion wollten sie sich der "Tyrannei" entgegenstellen, hieß es auf der Internetseite von "Al-Tahrir". "Al-Masri al-Jum" schrieb, die Zeitungen wollten gegen die Verfassungsartikel zur Presse und zu den anderen Grundfreiheiten ebenso wie gegen ein umstrittenes Dekret von Präsident Mohammed Mursi über die Erweiterung seiner Vollmachten protestieren.

Das englischsprachige Blatt "Egypt Independent" schrieb auf seiner Internetseite vor schwarzem Hintergrund, die Zeitung wende sich mit der Protestaktion gegen die "anhaltenden Einschränkungen der Freiheit der Medien", besonders nachdem "Hunderte Ägypter ihr Leben für Freiheit und Würde geopfert haben". Während die Regierungszeitungen wie "Al-Ahram" wie gewohnt erschienen, wollten die privaten Fernsehsender ON-TV und Dream sich am Mittwoch mit einer Unterbrechung ihres Programms an der Aktion beteiligen.

Ägypten steckt in einer tiefen politischen Krise, seitdem Präsident Mursi sich am 22. November in einem Dekret weitreichende neue Befugnisse sicherte. Insbesondere untersagte er der Justiz die Prüfung und Aufhebung seiner Beschlüsse und verbot die gerichtliche Auflösung der von den Islamisten dominierten Verfassungsversammlung, die daraufhin im Eilverfahren den Entwurf des neuen Grundgesetzes absegnete. Am 15. Dezember soll nach dem Willen Mursis in einem Referendum über den Text abgestimmt werden. (APA, 4.12.2012)